Helfen hat Geschichte
Der unschätzbare Beitrag von Sanitäts-und Rettungsdiensten
Auch während der ersten großen Hilfseinsätze für afghanische Kinder Ende der 80er Jahre wurde das Friedensdorf durch Sanitäts- und Rettungsdienste unterstützt. Orts- und Kreisverbände vom Malteser Hilfsdienst, Arbeitersamariterbund, Johanniter aber auch Großraumhubschrauber der Bundeswehr sicherten die Logistik der Kindertransporte während der Einsätze in den letzten Jahrzehnten ab.
„Wir wussten ja damals noch nicht, wie wir das logistisch organisieren können“,
erinnert sich der ehemalige Leiter Thomas Jacobs, der 1988 für die Krankenhauskoordination zuständig war. „Also haben wir das Heeresfliegerregiment 35 der Bundeswehr in Mendig angesprochen, ob sie mit Hubschraubern die Kinder nach der Landung von Frankfurt nach Düsseldorf bringen können. Die geplante Ankunft der Kinder musste wegen Witterung und Kämpfen in Kabul um einige Tage verschoben werden. Eine der ersten Kindergruppen landete dann tatsächlich am Heiligen Abend 1988. Woran ich mich mit Ehrfurcht noch erinnere ist, dass alle Helfenden der Sanitäts- und Rettungsdienste und Soldaten – trotz wartender Familien zu Hause - sich an Heilig Abend für die schwer verletzten afghanischen Kinder einsetzen. Das war eine absolute Selbstverständlichkeit für sie.
Ein besonderes Gefühl der Dankbarkeit, das ich heute – fast 3 Jahrzehnte später noch spüre – überkam mich, als wir mit dem Großraumhubschrauber Sikorski CH-53 der Bundeswehr und damals 15 kranken afghanischen Kindern an Bord gegen 17.00 Uhr am Kölner Dom vorbei flogen. Das fühlte sich irgendwie ganz besonders nach Weihnachten an.“
Die Bundeswehr flog Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten vom Friedensdorf von 1988 bis 1994 regelmässig auf den damals noch sehr viel häufiger getakteten Einsätzen. Die Kinder wurden damals noch nicht mit einem Charter- sondern mit normalen Linienmaschinen transportiert. Im Vorfeld bescheinigte die Industrie- und Handelskammer, dass es keine Alternative zum Transport der Kinder gab.
Mit den ersten Auslandseinsätzen der Bundesrepublik war die Unterstützung der Bundeswehr nicht mehr möglich und die schon damals vorhandene Hilfe durch andere Sanitäts- und Rettungsdienste wurde ausgeweitet. Überall dort, wo die Bundeswehr mit den Großraumhubschraubern und den kranken und verletzten Kindern landete, warteten z.B. die Malteser und übernahmen die letzte Etappe der Reise der Kinder in die bundesweiten Krankenhäuser. Alleine zwischen 1988 und 1992 flog die Bundeswehr somit 15 Einsätze und transportierte über 350 Kinder.
Wenn man den vielen Helfenden zuhört, fällt auf, dass die Kindernamen tatsächlich noch spontan präsent sind. Stefan aus Kirchzell bringt es auf den Punkt:
„Wir sehen die Kinder, die wir gefahren haben, zwar nicht immer wieder, aber es ist jedes Mal schön. Auch wenn sie längst zu Hause sind, dann sind sie vielleicht „aus dem Auge“ aber niemals aus dem Sinn.“
Die Friedensdorf-Fahrten und die Begegnung mit den Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten hinterlässt bei den Helfenden das Gefühl von „Mensch, was geht es uns gut“. Ohne dieses Selbstverständnis, einen Teil des eigenen „Luxus“ mit jenen zu teilen, die vom Leben bisher weniger bekommen haben, wäre die gesamte Hilfe für das Friedensdorf unmöglich zu stemmen.
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