Blog zum 75. Afghanistan – Kombi – Hilfseinsatz

Blog zum 75. Afghanistan - Kombi - Hilfseinsatz

Der Hilfseinsatz in Afghanistan, Zentralasien und dem Kaukasus hat Ende Januar begonnen. Aktuell befinden sich Mareike Jansen und Kevin Dahlbruch in Kabul / Afghanistan. Sofern es unserem Team möglich ist, werden sie ihre Eindrücke schildern:

Kabul, 27.01.2017

Hallo aus Kabul,

in den ersten Tagen des Hilfseinsatzes haben bereits viele Familien ihren Weg zu uns gefunden – in der Hoffnung auf medizinische Behandlung für ihre Kinder in Deutschland. Dies ist nicht selbstverständlich, so ist doch die Reise nach Kabul für viele Afghanen sowieso schon aufwändig und gefährlich. Gerade im Winter wird die Reise jedoch zusätzlich durch gesperrte Straßen und Pässe aufgrund von Schnee erschwert.

Dass die Menschen hier tatsächlich wirkliche Kälte kennen, ist für uns deutlich zu erkennen. So kommen die Kinder nicht selten viel zu dünn bekleidet und daher zitternd und mit blau gefärbten Händen in unser Büro und wärmen sich an dem Ölofen in der Ecke. Das ein oder andere Mal drücken wir auch ein Auge zu, wenn wir sehen, wie die Familien sich etwas mehr Zeit lassen beim Anziehen oder Unterlagen zusammensuchen, um noch einen Moment länger im Warmen bleiben zu können.

Und dennoch… Die Kinder warten erstaunlich ruhig, geduldig und tapfer darauf, dass sie an der Reihe sind. Besonders beeindruckt hat uns eine Familie, bei der unser deutsches Rollenverständnis aufgehoben zu sein scheint. Fast fragt man sich, wer hier das Kind – und zudem noch krank - ist. Der kranke Sohn nämlich geht liebevoll auf den sehr, sehr alten und dazu schwerhörigen Vater ein. Die ganze Zeit ist dabei ein gutmütiges Lächeln auf seinen Lippen. Während der Vater auf uns recht unbeholfen wirkt, strahlt der Junge Selbstbewusstsein und Kraft aus, was noch mehr zum Nachdenken bringt, als wir erfahren, dass er bereits jetzt zum Familieneinkommen der Familie beiträgt: Unser Partnerarzt aus Afghanistan hat ihn in den Straßen von Kabul entdeckt, auf seine Verletzung angesprochen und die Behandlungsmöglichkeit in Deutschland erklärt. Dieser Junge hat mit beeindruckender Eigenverantwortung die weiteren Schritte eingeleitet, seinen Eltern wohl erklärt, welche Dokumente benötiget werden und Mutter und Vater aus der Provinz zu unserer Partnerorganisation, dem Afghanischen Roten Halbmond, in die Hauptstadt gebracht. Er hat seine zufällige Chance in der Begegnung mit unserem Partner erkannt und die ersten Schritte zum Gesundwerden selbst getan – drücken wir ihm die Daumen, dass er durch die Behandlung in Deutschland von dieser Verantwortung ein bisschen entlastet werden kann. Denn bevor er in seine Heimat zurückkehrt, hat er dort die Chance gesund zu werden und ein bisschen Kind sein zu dürfen.

In diesem Sinne, Euer Einsatzteam

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