Mitgliederversammlung 2017

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In immer schwierigeren Zeiten
Hoffnung bringen

Ein Sommer-Samstag wie aus dem Bilderbuch. Strahlende Sonne, blauer Himmel, an die 30 Grad. Das lockt nach draußen, doch der Wunsch sich aktiv für den Frieden einzusetzen, ist stärker. Der Raum der alljährlichen Mitgliederversammlung von Friedensdorf International ist voll besetzt. Engagierte Menschen sind gekommen, um auf ein Jahr Einzelfallhilfe und Projektarbeit zurück zu blicken und gemeinsam zu entscheiden, wie es in den kommenden Monaten weitergehen soll.

Im Jahr des 50. Bestehens des Friedensdorfes sind Ende Mai bereits fünf Hilfseinsätze organisiert worden. Vom Rumänien-Hilfseinsatz im Januar und den Afghanistan-Kombi-Hilfseinsatz im Februar bis zu den Einsätzen in Zentralasien im März/April und dem Angola und Gambia-Hilfseinsatz im Mai. Über 100 Kinder konnten so schon in den ersten 5 Monaten zur dringend notwendigen medizinischen Behandlung nach Deutschland geholt werden. Gleichzeitig wurden wichtige Hilfsgüter und medikamentöse Versorgung der ehemaligen Friedensdorf-Schützlinge mit diesen Flügen in die Partnerländer gebracht. Über 100 Mal hat das Friedensdorf-Team für unbeschreibliche Freude gesorgt, wenn die Kinder nach abgeschlossener Behandlung zurück in ihrer Heimat ankamen.

Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Jubiläumsjahr allerdings sehen weniger positiv aus. Kriege und Krisen sind die Hauptursache für Menschen, ihre Heimat zu verlassen. Kriege und Krisen sind nicht weniger geworden und die westliche Politik ändert daran nichts.

"Wir im Friedensdorf spüren die gesellschaftlichen und leider auch zunehmenden populistischen Tendenzen an verschiedenen Stellen. Die Schere zwischen dem Bedarf an Hilfe für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten und die Bereitschaft und Möglichkeit, ihnen zu helfen, wird immer größer“, sagt die 1. Vorsitzende Frau Dr. Susanne Grünewald in ihrem Bericht und ruft alle Anwesenden zu einer Gedenkminute für die unschuldigen Opfer der weltweiten Konflikte auf. "Gerade angesichts der Entwicklungen in der Welt, in Europa und auch in Deutschland muss uns das Jahr des 50. Bestehens des Friedensdorfes dazu ermutigen, den unschuldigen Opfern von Kriegen und Krisen und ihren Familien Hoffnung zu schenken“.

Die immer schwieriger werdende Situation der fehlenden Freibetten – also der schwindenden Bereitschaft deutscher Kliniken, die dringend notwendigen Behandlungen der Friedensdorf-Kinder kostenfrei zu ermöglichen – musste im Rahmen der Mitgliederversammlung thematisiert werden. Die Gründe seien vielfältig: erhöhter Kostendruck in den Krankenhäusern, Personalmangel, verschärfte Hygienebestimmungen, zunehmende Spezialisierung der Fachgebiete. Auch verringere sich die Verweildauer der Kinder in den Krankenhäusern stetig, was für das Friedensdorf einen entsprechend höheren pflegerischen und postoperativen Mehraufwand bedeute.

Nach zahlreichen Experten-Gesprächen und Berechnungen hat sich das Friedensdorf vor diesem Hintergrund entschieden, selbst aktiv zu werden. Ein eigener Operationsbereich soll in der Heimeinrichtung in Oberhausen entstehen. Bereits in den 1970er Jahren wurden in dem alten Rehabilitationsgebäude des Friedensdorfes Operationen durchgeführt. Als erster Schritt sind nun zukünftig in erster Linie handchirurgische und orthopädische Eingriffe geplant. Für schwere Operationen, die aufwendige stationäre Versorgung erfordern, bleibt das Friedensdorf auf die Kooperation deutscher Krankenhäuser angewiesen.

Schon jetzt laufen zahlreiche Initiativen der Friedensdorf-Unterstützer, diesen Plan zu finanzieren. Unter der Schirmherrschaft der scheidenden Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zum Beispiel sind 30 Damen vom Langenfeld Lions-Club in 100 Etappen quer durch die Bundesrepublik gewandert, um Gelder zu sammeln. Auch die „Sternstunden“-Spendenaktion des Bayerischen Rundfunks, die seit vielen Jahren mit enormen Summen die Charter-Hilfsflüge des Friedensdorfes unterstützt, sind von diesem Projekt begeistert und wollen helfen, es zu realisieren.

 

Neben der großen Verantwortung für permanent ungefähr 300 Kinder, die sich in Deutschland in der Obhut des Friedensdorfes befinden, gehen die nachhaltigen Anstrengungen der Hilfsorganisation in fernen Ländern mit vollem Engagement weiter. So wird in Tadschikistan ein Reha-Bereich errichtet, wo neben Krankengymnastik auf Dauer orthopädische Hilfsmittel hergestellt werden sollen. In Kirgistan und Usbekistan werden Operationen von bestimmten Krankheiten finanziert und die notwendigen Operationsgeräte bereitgestellt, sodass viele Kinder in der Heimat behandelt werden können. Viele der kleinen Patienten, die sich dem Team aktuell in Usbekistan und Kirgistan vorgestellt haben, konnten so an die Projekte vor Ort vermittelt werden und mussten nicht die Reise nach Europa antreten. 

In Kambodscha ist die 29. Basisgesundheitsstation fertig, der Bau der 30. Station läuft. Zwei weitere Basisgesundheitsstationen wurden beantragt und genehmigt, deren Baubeginn ab Sommer 2017 geplant ist. In Anlehnung an die Erfahrungen in Vietnam, dem Ursprungsland der Friedensdorf-Bemühungen vor 50 Jahren, werden solche Stationen seit 2002 auch in Kambodscha gebaut. Sie stellen die Basisversorgung für die Bevölkerung in abgelegenen Provinzen sicher. Schwangerschaftsberatungen, professionelle Geburtshilfe, Impfprogramm nach den WHO Standard, kleinere Eingriffe und der Zugang zu Medikamenten sind für Menschen, die sonst über keinerlei erreichbarer medizinischer Versorgung verfügen, ein enormer Zugewinn.

Leben verändern helfen. In Schicksale eingreifen und zum Besseren wenden. Das ist und bleibt der von jedem Mitglied, jedem ehrenamtlichen und jedem festangestellten Mitarbeiter tief empfundene, dringende Auftrag. Jeder, der die Hilfsorganisation dabei unterstützen möchte, ist herzlich willkommen. Die Friedensdorf Homepage (friedensdorf.de) liefert dafür vielfältige Hintergrundinformationen und aktuelle Berichte. Auch eine Anmeldung für den regelmäßigen Email-Newsletter ist dort möglich. Und nicht zuletzt findet sich dort auch die Möglichkeit, diese Arbeit online finanziell zu unterstützen. Friedensdorf International finanziert sich nahezu ausschließlich aus Spendenmitteln und hat sich als langjähriger Träger des DZI-Spendensiegels zu vollständiger Transparenz verpflichtet.

 

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