Mitgliederversammlung 2018: Gedenkjahr zum 50. Bestehen war auch wirtschaftlich gut
Der Rückblick auf ein ereignisreiches und herausforderndes Jahr und Wahlen zum Vorstand prägten die Mitgliederversammlung der Aktion Friedensdorf e.V. in der Dinslakener Zentralstelle der Hilfsorganisation. Nach den Wahlen mit der Bestätigung langjähriger Vorstandsmitglieder durch die Mitglieder sind Annegret Hübbers, Dr. Ralf Peppmüller und Stefan Hennig weiter für das Friedensdorf im Vorstand aktiv. Wirtschaftlich bewertet das Friedensdorf im Rückblick auf das Gedenkjahr „50 Jahre Friedensdorf“ das Bilanzergebnis 2017 als gut. „Wir freuen uns“, betonte Dr. Susanne Grünewald, die erste Vorsitzende der Aktion Friedensdorf e.V., „dass wir trotz schwankender Spendeneinnahmen in den vergangenen Jahren auch die finanzielle Gesamtsituation als insgesamt gut bewerten können.“
Ein dennoch hoher Verlust von 960.000 Euro in der Bilanz 2017 resultiere aus beschlossenen Rücklagen. Davon alleine entfielen 1,5 Mio. Euro auf den geplanten Neubau eines Operations- und Rehabilitationszentrums im Friedensdorf, mit dessen Bau vorrausichtlich schon 2018 begonnen werden kann. Positiv bewertete der Vorstand die Berichterstattung der Medien anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Friedensdorfes in 2017. „Es verging kaum eine Woche“, so der Vorstand im Rechenschaftsbericht, „ohne dass Medienvertreter das Friedensdorf besuchten, um ausführlich über die jahrzehntelange medizinische Hilfe für Kinder aus aller Welt zu berichten.“ Das wirkte sich fast bei allen Einnahmepositionen positiv auf das Spendenergebnis aus. Mit 28.340 Einzahlungen gab es 1200 Zahlungen sowie rund 280.000 Euro mehr Einnahmen als in 2016. Das Friedensdorf freut sich, dass die humanitäre Hilfsorganisation nach wie vor „auf eine treue Spender- und Fördergemeinschaft zählen kann.“
Zur Arbeit des Friedensdorfes gehören weiter drei Säulen: die Einzelfallhilfe für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten, die Projektarbeit vor Ort inklusive der Hilfsgütersendungen in aller Welt sowie die immer mehr an Bedeutung zunehmende friedenspädagogische Arbeit des Friedensdorf-Bildungswerkes. In der Einzelfallhilfe allerdings war 2017 nach dem Anschlag auf das Diplomatenviertel in Kabul und der damit verbundenen Schließung der Visastelle der deutschen Botschaft ein schwieriges Jahr. Wegen fehlender Visa konnten im August 2017 keine kranken und verletzten Kinder aus der Krisenregion Afghanistan nach Deutschland kommen. Erleichtert konnten die Friedensdorf-Verantwortlichen nach langwierigen Verhandlungen mit dem Auswärtigen Amt dann im Februar 2018 vorerst aufatmen. Beinahe hundert afghanische Kinder, deren Visa in einer deutschen Vertretung eines Nachbarlandes von Afghanistan ausgestellt worden waren, landeten in Düsseldorf. Bis heute und auch für den geplanten Hilfsflug im Spätsommer 2018 bleiben dennoch die Probleme um die Kinder-Visa: Das Auswärtige Amt kann dem Friedensdorf bis heute keine verbindliche Zusage erteilen, welche deutsche Vertretung die künftigen Visaanträge bearbeiten würde.
Foto: Jakob Studnar
Wichtig für viele Menschen vor Ort wie für das Friedensdorf sind auch die jährlichen Hilfsflüge nach Angola und Gambia. Mit dem gerade beendeten Flug im Mai 2018 kamen allerdings weniger Kinder als sonst nach Deutschland. Das lag auch daran, dass Friedensdorf auf die zurückgehende Zahl der kostenlosen Freibetten in Kliniken reagieren musste. Umso dankbarer ist die Kinderhilfsorganisation deshalb den vielen Krankenhausträgern, die trotz aller wirtschaftlichen Probleme, auch in 2017 die operative Behandlung der Kinder zur Verfügung gestellt haben. Ohne Krankenhaus-Freibetten in ganz Deutschland wäre die medizinische Einzelfallhilfe des Friedensdorfes nicht möglich. In diesem Zusammenhang steht auch der geplante Friedensdorf-OP. Der ambulante OP will und kann keine Freibetten ersetzen.
Vor allem bei kleinen Operationen ermöglicht er dem Friedensdorf aber mehr „logistische“ und zeitliche Flexibilität bei der Versorgung der kleinen Schützlinge.
Ebenso wichtig wie die Versorgung und Genesung schwerkranker und verletzter Kinder waren dem Friedensdorf 2017 die medizinischen Projekte, für die die Hilfsorganisation zusammen mit einheimischen Partnern in Ländern von Kambodscha über Usbekistan bis nach Armenien im Kaukasus aktiv ist. Dafür stehen aktuell etwa weit über 30 kambodschanische Basisgesundheitsstationen in überwiegend ländlichen Gebieten. Ein weiteres Beispiel sind rund 370 Operationen in Usbekistan. Mit ihnen konnten das Friedensdorf und seine einheimischen Partner sowohl Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten helfen wie auch Kindern mit orthopädischen Fehlstellungen wie etwa Klumpfüßen. Darüber hinaus finanzierte das Friedensdorf von Januar 2017 bis Februar 2018 insgesamt 185 Herzoperationen für usbekische Kinder.
Mit großer Sorge blickt auch das Friedensdorf auf inner- und weltpolitische Ereignisse. Die Vorsitzende Dr. Susanne Grünewald fordert „ein großes Maß an Toleranz und Verständnis für ein soziales Zusammenleben.“ Sie erläuterte weiter, dass „die Unterstützung einer rechtsorientierten Partei wie der AFD dem entgegenwirkt.“ In diesem Zusammenhang betonte der Vorstand des Friedensdorfes, dass die Bildungsarbeit des Friedensdorfes…so wichtig wie selten zuvor“ ist.
„Was jetzt gerade weltpolitisch passiert, sollte uns alle mit großer Sorge erfüllen“, so der Vorstand. Die Art und Weise, wie der US-amerikanische Präsident Donald Trump Weltpolitik betreibt ist besorgniserregend. Die einseitige Kündigung des mühsam ausgehandelten Atomvertrages mit dem Iran, die regelmäßigen Drohungen Trumps gegen „feindliche“ Regierungen, die er per Twitter kommuniziert, seine tatsächlichen militärischen Handlungen, der angezettelte „Handelskrieg“ mit Strafzöllen auch in Richtung der EU, alles unter der Maxime „America First“, bewirkt eine Polarisierung, die nach Meinung des Friedensdorfes den Weltfrieden ernsthaft gefährdet. Die Auswirkungen dessen zeigen sich im aktuellen Konflikt zwischen dem Iran und Israel sowie die gewaltsamen Unruhen zwischen Israel und Demonstranten im Gazastreifen.
Foto: Uli Preuss
Zusatz-Info: Im Rahmen von Satzungsänderungen beschloss die Versammlung in der Friedensdorf-Zentrale auch eine Doppelspitze, die in naher Zukunft das Friedensdorf leiten soll. Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs wird Mitte 2020 in den Ruhestand gehen. Die Satzungsänderung ermöglicht, dass die Leitung dann auf die Schultern von zwei gleichberechtigten Verantwortlichen verteilt wird. Mit dieser Änderung soll in Zeiten wachsender Herausforderungen für das Friedensdorf ein Wechsel und zugleich Kontinuität in der Arbeit vorausschauend gesichert werden.
One Response
Maria Sowa
Wie heißt es so schön?……der werfe den ersten Stein!!!
Trump tut das, was, was viele Industrielle (Waffenhersteller ) auch bei uns- tun :er denkt an seinen – nicht Amerikas – Vorteil.. Was interessiert diese Verbrecher die Not ihrer Mitmenschen. Sie treffen diese Bomben nicht. Sie atmen nicht das Giftgas ein. Sie laufen nicht wie unsere Schützlinge aus Vietnam als lebende Fackeln mit Augen voller Schmerz und Angst davon und diese Verbrecher leben auch in Deutschland und haben eine starke Lobby (Geld) in unseren Parlamenten.
Die AFD ist keine Lösung, das ist sicher. Aber Geldgier und Menschenverachtung – und da müssen wir auch nicht mit dem Finger auf Erdogan zeigen-werden uns alle treffen und vernichten.
Wir werden es nicht mehr ändern können. Maria Sowa