Keine Hilfe für afghanische Kinder im August

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Entsetzen im Friedensdorf - zum zweiten Mal platzt Hilfe!

Das Friedensdorf International wird voraussichtlich zum zweiten Mal binnen eines Jahres  keine verletzten und schwerkranken afghanischen Kinder aufnehmen können. Seit 30 Jahren konnten sich die Menschen am Hindukusch durch die kontinuierliche Partnerschaft zwischen der Oberhausener Hilfsorganisation und dem Afghanischen Roten Halbmond auf die Hilfe aus Deutschland verlassen – die Fortsetzung verhindern nun administrative Probleme des  Auswärtigen Amtes in Berlin.

Das teilte Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs  jetzt während einer außerordentlichen Pressekonferenz mit. Hintergrund ist, dass seit der Beschädigung der Deutschen Botschaft in Kabul im Rahmen eines Terroranschlages im Mai 2017 die Visastelle vor Ort geschlossen ist. Hierdurch konnten im August 2017 erstmals nach 30 Jahren keine afghanischen Kinder eingeladen werden.

Auch wenn es nach zähem Ringen mit dem Auswärtigen Amt gelang, im Februar 2018 einen Hilfseinsatz nach Zentralasien durchzuführen, werden jetzt erneut administrative Gründe angeführt, weshalb keine Visa für afghanische Kinder ausgestellt werden können.

Friedensdorf kritisiert, dass sich aktuell keine deutsche Visastelle außerhalb Afghanistans in der Lage zeigt, die Visa-Anträge für die Kinder des geplanten August-Charters zu bearbeiten.

Zusammenfassend wertete Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs die Schwierigkeiten als „rein administratives Problem des Berliner Auswärtigen Amtes.“  „Es ist schlimm, wenn Familien und die Friedensdorf Projektpartner jetzt erfahren müssen, dass die kleinen Patienten aufgrund von Verwaltungsschwierigkeiten keine Heilungschance haben.“ Jacobs ergänzt: „Nicht selten ist die Friedensdorf-Hilfe für die Familien und die Kinder die letzte Rettung.“

Was dies für schwerwiegende Konsequenzen haben kann, berichtete das Friedensdorf-Team beim letzten Hilfseinsatz im Februar. Hier stellten sich zwar zum Glück viele Kinder wieder vor, denen sechs Monate zuvor die Hilfe verwehrt werden musste. Doch andere kleine Patienten mit schwerwiegenden Knochenentzündungen könnten bereits in der Zwischenzeit von August 2017 bis Februar 2018 an einer Sepsis verstorben sein.

Auch wenn das Einsatzteam nun im kommenden August wieder genesene Kinder zurück nach Afghanistan begleiten wird, werden sich beim Roten Halbmond voraussichtlich wieder etliche hilfesuchende Eltern vorstellen und die Schicksale ihrer Söhne und Töchter bleiben dann ungewiss, bis irgendwann vielleicht wieder eine Visastelle ihre Zuständigkeit signalisiert.

 

Die Charterflüge, mit denen neben den afghanischen Kindern auch Patienten aus anderen zentralasiatischen Ländern aufgenommen werden, benötigen jedoch ausreichend Vorlaufzeit für die seit Jahren routinierte Logistik. Dies ist für die Hilfsorganisation und die internationalen Partnerorganisationen nicht spontan zu stemmen.

Keine Alternative für das Friedensdorf ist das Angebot über die Deutsche Botschaft in Dubai ab September Visa zu bearbeiten. Denn aufgrund langer Vorlaufzeiten bei der Akquise kostenloser Krankenhausbetten in Deutschland können Friedensdorf-Hilfsflüge nur im Abstand von mindestens drei Monaten  stattfinden. Kämen erst Ende September Kinder aus Afghanistan, müsste also der Angola-Hilfsflug im Spätherbst ausfallen. In jedem Fall sind die Kinder die Verlierer. „Wir fliegen keine Touristen aus, sondern schwer verletzte Kinder, die dringend eine medizinische Versorgung benötigen“, erklärt Thomas Jacobs.

Der Friedensdorf-Leiter bedauert zudem die Außenwirkung der notwendigen Entscheidung zum sich aktuell abzeichnenden Verzicht auf die Hilfe für Afghanistan. Noch einmal kritisierte er in diesem Zusammenhang die zähen und erfolglosen Verhandlungen mit dem Auswärtigen Amt. „Seit 1988 haben wir mit unserer von vielen unterstützten Arbeit auch zur positiven Reputation der Bundesrepublik Deutschland im Ausland beigetragen.“

Friedensdorf will nun im späten Sommer unter schwierigeren Bedingungen das ihm Mögliche für die kleine Patienten aus anderen Ländern tun. Statt des Afghanistan-Kombi-Charters, der auf einer Route seit Jahren außer Afghanistan vor allem auch Länder wie Usbekistan, Tadschikistan und Georgien anflog, „muss es jetzt zahlreiche Linienflüge mit höchst aufwändiger Logistik geben“, erklärt der Friedensdorf-Leiter. Via Linienflieger mit begrenztem Gepäck können zudem frühere Friedensdorf-Kinder in ihrer Heimat anders als gewohnt nur begrenzt mit notwendigen Dauer-Medikationen versorgt werden.

Was für Friedensdorf außer Ratlosigkeit und Enttäuschung bleibt, ist nur die Hoffnung, durch eine bessere Zusammenarbeit Visa beantragen zu können und damit weiter Lebenschancen für kranke Kinder zu ermöglichen.

2 Responses

  1. Udo Brockmann
    | Antworten

    Hallo aus Oberhausen

    Es ist mal wieder typisch Deutschland wenn geholfen werden soll dann bremst

    die Bürokratie. Das Friedensdorf Oberhausen gibt es schon seit über 40 Jahre.

    In dieser Zeit wurden Tausende von Kindern geholfen. Der Ursprung war Vietnam,

    sollte unsere Obrigkeit mal bedenken.Es kann doch nicht so schwer sein mal fünf

    gerade lassen zu sein . Denn wenn es nicht so viele engagierte Helfer geben würde

    wäre Deutschland ganz schön im A…….. . Also Deusche Politik denke an die BAMPF

    und mache jetzt mal alles richtig. Den Kindern muss geholfen werden. Den das Friedensdorf

    Oberhausen ist die beste und meiner Meinung die einzige Einrichtung die wirklich hilft.

  2. Ulrike Nagel-Schmitt
    | Antworten

    Die humanitäre Situation in Afghanistan ist so schrecklich und besonders natürlich für die kranken Kinder – es ist nicht nachvollziehbar ( und zu entschuldigen ) – dass die Hilfe an der Bürokratie, Engstirnigkeit und Unmenschlichkeit deutscher Beamter scheitern soll. Warum klappt es anscheinend so gut und unbürokratisch mit der Hilfe für die Ukraine ?????

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