„Der Bedarf an Kleiderspenden und Gebrauchtgegenständen im Friedensdorf ist vielfältig“

Angelika Zenkner begutachtet die gespendete Kleidung in der Sortierhalle (Foto: Jakob Studnar).

Aufgaben der Friedensdorf Wirtschaftsbetriebe

Die Sammlung und Verwertung von Kleiderspenden sowie weiteren Gebrauchtgegenständen ist seit vielen Jahrzehnten ein wichtiges Standbein der Friedensdorf-Arbeit.

Gründung der Wirtschaftsbetriebe – so fing alles an

Der Ursprung der Wirtschaftsbetriebe liegt bereits viele Jahre zurück. Nachdem das Friedensdorf 1979 eine Körperschaftssteuernachzahlung für die Sammlung von Kleiderspenden aus den Jahren 1973 bis 1977 erhielt, stand der Verein kurz vor dem Aus. Die Steuerschuld betrug in etwa eine halbe Million DM und erhöhte sich bis 1981 auf fast eine Million. Nur durch den Teilerlass der Steuerschuld konnte die Arbeit für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten weitergeführt werden. 1985 wurde daher die (bis dato noch nicht gemeinnützige) Gesellschaft zur Förderung der Aktion Friedensdorf mbh – kurz Wirtschaftsbetriebe – gegründet und sorgt seitdem für eine Struktur im Bereich der Altkleiderspenden. Die ersten Altkleider-Container des Friedensdorfes folgten 1988, später wurden viele weitere aufgestellt.

Buntes Angebot – Interläden des Friedensdorfes

Wie vielfältig der Secondhand-Bedarf bei Friedensdorf International ist, zeigt auch ein Blick in unsere Interläden. Viele Menschen in der Bevölkerung möchten etwas Gutes tun und wünschen sich eine Weiterverwendung ihrer liebgewordenen Kleidungs- sowie Haushaltsartikel, die sie selbst nicht mehr benötigen. So war es nicht verwunderlich, dass 1996 unter dem Motto „Tu was Gutes für was Gutes“ der erste Friedensdorf-Interladen in Oberhausen, auf der Lothringer Straße, seine Pforten öffnete. Auf rund 400 Quadratmeter Verkaufsfläche wird seitdem ein breites Sortiment angeboten. Von der Bekleidung über Haushaltsgegenstände bis hin zum Spielzeug werden hier Secondhand-Artikel verkauft, die aus den unterschiedlichsten Gründen, nicht für die Schützlinge im Oberhausener „Dorf“  oder als Hilfsgüter für die Projektländer verwendet werden können. Auch Kund*innen mit einem schmalen Geldbeutel können hier schöne, gebrauchte Sachen kaufen. Die Erlöse fließen dann wiederum in die Arbeit für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten. In den ersten Jahren kümmerten sich etwa 30 Ehrenamtler*innen um das Geschäft und sortierten dort auch die Secondhand-Artikel für den Verkauf. „Der Interladen an der Lothringer Straße wurde von den Bürger*innen sehr gut angenommen und der Arbeitsaufwand wurde immer mehr. Daher mussten nach zwei Jahren zwei feste Mitarbeiter*innen eingestellt werden. Auch die Sortierung der Spenden wurde anspruchsvoller und die Mengen stiegen an. Die direkte Sortierung im Interladen war nicht mehr möglich und zunächst wurde eine kleine Lagerhalle in Dinslaken angemietet“, berichtet Angelika Zenkner, die bereits seit vielen Jahren im Friedensdorf arbeitet und seit Mitte der 90er Jahre die Wirtschaftsbetriebe mit aufgebaut hat. Anfang 2019 ging sie in den wohlverdienten Ruhestand und übergab die Geschäftsführung der Wirtschaftsbetriebe an Sarah Beckmann.

Da das Konzept des ersten Interladens so erfolgreich war, folgte 2001 die Eröffnung eines weiteren Geschäfts an der Sterkrader Bahnhofstraße. „Die Kund*innen schätzen das umfangreiche Angebot zu günstigen Preisen. Darüber hinaus mögen viele die familiäre Atmosphäre und die netten Gespräche mit den Mitarbeiter*innen in den Interläden“, erklärt Sarah Beckmann. Zunächst öffnete das Geschäft mit einer Verkaufsfläche von rund 80 Quadratmetern. Sechs Jahre später zog der Laden in die Nähe des Technischen Rathauses und verfügt seitdem über 400 Quadratmeter. Auch hier sind sowohl hauptamtliche als auch ehrenamtliche Mitarbeiter*innen tätig. Die Interläden leben, wie viele andere Bereiche auch, insbesondere von der tatkräftigen Unterstützung ehrenamtlicher Helfer*innen. Einige sind schon von Anfang an dabei und unterstützen regelmäßig beim Sortieren,

Einräumen und Verkaufen. Zudem gab es einen Friedensdorf-Interladen in Duisburg, der aus unterschiedlichen Gründen nicht fortgeführt werden konnte.

Abläufe in der Sortierhalle

Die Inbetriebnahme der hauseigenen Sortierhalle in der Dinslakener Zentralstelle war 2004 ein weiterer Entwicklungsschritt. Hier kümmern sich die Mitarbeiter*innen nach wie vor um die Sortierung und Verteilung der Altkleider und Secondhand-Artikel. Nachdem eine Spende – beispielsweise ein Paket mit verschiedenen Kleidungsstücken oder anderen Gebrauchtgegenständen – in der Sortierhalle angekommen ist, wird der Inhalt erst einmal gesichtet. Kleidungsstücke werden beispielsweise nach Geschlecht, Größe und Jahreszeit sortiert und wieder eingelagert. Gleichzeitig wird überlegt, wo die Sachen gebraucht werden. Gut erhaltene Kinderkleidung, Schuhe, Bettwäsche und Handtücher, aber auch Lern- und Beschäftigungsmaterialien gehen an die Mädchen und Jungen im Friedensdorf. Denn die Bestückung des Oberhausener Heimbereichs hat immer Vorrang. Damit das Budget des Friedensdorfes möglichst geschont wird, kann man dies auf jeden Bereich ummünzen. Denn ein Großteil der Gegenstände, die sich im Friedensdorf befinden, waren ursprünglich Spenden. Hilfsgütersendungen wie medizinische Hilfsmittel, aber auch Erwachsenenkleidung, schickt das Friedensdorf in die Projekt-Länder. Der Bedarf wird über die Partnerorganisationen vor Ort angefragt. Alle weiteren gespendeten Sachen, die nicht für den Eigenbedarf verwendet werden können, bieten sich für den Verkauf in den Interläden oder auf den Friedensdorf-Veranstaltungen an. Hierzu gehören beispielweise Dekoartikel, Trödel und Haushaltswaren.

 

Die gespendeten Sachen werden zudem in einem weiteren Arbeitsschritt genauer unter die Lupe genommen und kontrolliert, ob Mängel vorhanden sind. Denn Reparaturen oder Schneiderarbeiten sind aus Kostengründen nicht möglich.

Leider beobachtet Friedensdorf International seit einigen Jahren einen Rückgang bei der Qualität der gespendeten Sachen. Insbesondere modische und gut erhaltene Kinder-, Jugend- und Erwachsenenkleidung versuchen viele Menschen zunächst auf verschiedenen Secondhand-Portalen im Internet zu verkaufen. Daher kommen in der Sortierhalle auch vermehrt verschlissene Kleidungsstücke oder kaputte Gebrauchtgegenstände an, die kostenpflichtig entsorgt werden müssen.

Zudem werden die Friedensdorf-Container und Annahmestellen von Menschen mitunter auch für die Entsorgung des eigenen Mülls benutzt. Rund 15 Kubikmeter Müll sammeln sich pro Woche an. „Offensichtlich verschmutzte Handtücher, kaputte Elektrogeräte, Tupperdosen mit verschimmeltem Butterbrot, aber auch benutzte Windeln – leider finden wir auch oft Sachen, die eigentlich in die Mülltonne oder auf den Werkstoffhof gehören. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft und manche Menschen machen sich keine Gedanken und möchten ihren Müll mit möglichst wenig Aufwand loswerden. Für uns ist das sehr ärgerlich, weil wir alles nach den Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes trennen und entsorgen müssen. Neben der Entsorgungsgebühr entsteht natürlich ein hoher Zeitaufwand“, erzählt Angelika Zenkner. Zusätzlich beschädigt der entsorgte Müll in den Sammel-Containern unter Umständen Spenden, die sonst der Arbeit von Friedensdorf International zugutegekommen wären. Angelika Zenkner berichtet weiter, dass sich unsere Gesellschaft sehr gewandelt hat und vor einigen Jahren teilweise sorgfältiger gespendet wurde: „Die Menschen machten sich in der Regel sehr große Mühe. Die gespendete Kleidung war ordentlich und oft sogar mit einem Stück Seife verpackt. Auch kleine Briefchen oder Schleifenband zierten die Päckchen. Die Menschen wollten, dass ihre Spende wirklich hilft und fragten nach, was aktuell gebraucht wird. Wer sich also nicht sicher ist, ob seine Spende sinnvoll ist, kann sich gerne bei uns telefonisch unter 02064-4974-0 informieren“.

Trotzdem kommen in der Sortierhalle von Friedensdorf International täglich tolle Spenden an und auch bei größeren Sammelaktionen von Schulen, Kindergärten, Gemeinden und Privatpersonen wird das Friedensdorf regelmäßig bedacht. Hier hat es sich bewährt, dass sich die Organisatoren einer Sammlung vorher erkundigen, was am dringendsten benötigt wird. „Manche Menschen kennen wir sehr lange, weil sie ihre Sachen häufiger persönlich vorbeibringen. Der Kontakt zu den Spender*innen ist uns sehr wichtig, denn oftmals steckt hinter der Spende auch eine persönliche Geschichte. Gerade bei Trauerfällen müssen wir bedenken, dass die Hinterbliebenen mit der Kleidung oder den anderen Sachen der Verstorbenen viele Erinnerungen verbinden“, erzählt Angelika Zenkner.

Friedas Welt

Eine Besonderheit der Wirtschaftsbetriebe ist der Friedensdorf-Shop „Friedas Welt“, der im März 2017 direkt am Schmachtendorfer Markt in Oberhausen eröffnet wurde. Auf rund 60 Quadratmetern finden Kund*innen neben Dekoartikeln auch kulinarische Geschenkideen wie Öle, Liköre und viele weitere Leckereien. Darüber hinaus werden in Zusammenarbeit mit dem Friedensdorf Bildungswerk in „Friedas Welt“ Events und Workshops zu verschiedenen Themen angeboten und bietet damit eine Anlaufstelle für Interessierte. Etabliert hat sich mittlerweile auch ein regelmäßig stattfindendes Senioren-Café. Doch was hat dies alles mit der Arbeit einer Kinderhilfsorganisation zu tun? Zum einen fließen die Erlöse in die Hilfe für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten. Gleichzeitig will Friedensdorf International mit dem ungewöhnlichen Laden-Konzept in Schmachtendorf sichtbarer sein und in engeren Kontakt mit der Nachbarschaft treten, denn in dem Ortsteil begann auch 1967 die Geschichte des Friedensdorfes. Seinen Namen hat der Shop von der Friedenstaube Frieda, dem Maskottchen des Friedensdorfes, das von der japanischen Künstlerin Midori Harada gezeichnet wurde. Auch in „Friedas Welt“ sind ehrenamtliche Helfer*innen oder kreative Mitgestalter*innen von Kursen im Rahmen des Friedensdorf Bildungswerkes und Veranstaltungen herzlich willkommen.

Für die unterschiedlichsten Belange ist Friedensdorf International auf gut erhaltene Secondhand-Artikel angewiesen. Darüber hinaus wird für die Friedensdorf-Kinder viel Kleidung benötigt. Die Spenden können gerne in den Interläden oder an der Friedensdorf-Zentralstelle in Dinslaken abgegeben werden. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihre Spende gebraucht wird, können Sie sich gerne in unserer Zentrale unter 02064-4974-0 erkundigen.

Friedensdorf-Zentralstelle: Lanterstr. 21 in 46539 Dinslaken

Interladen Alt-Oberhausen: Lothringer Str. 21 in 46045 Oberhausen

Interladen Sterkrade: Steinbrinkstr. 207 in 46145 Oberhausen

Die nachfolgenden Artikel sind immer herzlich willkommen:

  • Alles rund um die Bekleidung, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene
  • Schuhe, Taschen und Gürtel
  • Handtücher, Bettwäsche, Nachtwäsche, Tischwäsche, Wolldecken und Gardinen
  • Spielsachen
  • Trödel und Nippesgegenstände
  • Andere Dekoartikel wie Weihnachts-, Oster- und Herbstdeko
  • Fahrräder
  • Kochtöpfe
  • Geschirr komplett ab 4 Personen

Diese Sachen können wir leider nicht annehmen:

  • Puzzles und Gesellschaftsspiele
  • Bücher
  • Videokassetten
  • Oberbetten und Kissen aus Synthetik
  • Kinderwagen
  • Rollschuhe und Schlittschuhe
  • Kleiderbügel

 

 

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