Eindrücke unseres Einsatzteams aus Tadschikistan

Am 12. Juni 2019 sind Friedensdorf-Mitarbeiter Kevin Dahlbruch, Eva Kammhuber und Claudia Peppmüller in Begleitung von sechs genesenen Kindern nach Tadschikistan geflogen. Hier schildern sie ihre Eindrücke.

Duschanbe, 13.06.19
 
Hallo Deutschland,
 
pünktlich um 3.30 Uhr sind wir heute mit unseren sechs genesenen Kindern in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe gelandet. Unseren Rückkehrern, die am Dienstag in aller Frühe mit uns aus dem Friedensdorf abgereist sind, können wir nur die höchsten Komplimente über ihre Geduld und Hilfsbereitschaft untereinander aussprechen. Der neue Istanbuler Flughafen war aufgrund seiner enorm langen Wege eine richtige Herausforderung! Um von A nach B zu kommen, haben wir zum ersten Mal sogar einen Caddy nutzen müssen.
 
Aber alle Anstrengungen waren schnell vergessen als ihre Familien sie freudestrahlend und liebevoll am Flughafen in Empfang nahmen. Uns ist wieder einmal deutlich geworden, wie schnell die Kinder wieder zu Hause sind. Gerade Nischona war traurig, dass sie früher als ihre Freundinnen zum Beispiel aus Afghanistan nach Hause geflogen ist. "Eine Hälfte meines Herzens freut sich auf meine Mama, die andere ist noch im Friedensdorf bei meinen Freundinnen," meinte sie noch traurig während des Fluges. Als sie dann endlich ihre Mutter in die Arme schließen konnte, war jegliche Traurigkeit sofort verflogen! Es blieb nur noch die Bitte, dass wir ihren Friedensdorf-Freundinnen viele Grüße ausrichten.
 
Heute stellten sich neue und ehemalige Kinder vor. Es ist immer wieder berührend, wie sich viele Familien aus Respekt vor uns richtig "fein" anziehen. Doch die Kleidung kann über das harte Leben nicht hinweg täuschen. Ihre abgearbeiteten Hände und Füße zeugen vom täglichen Kampf um die Existenz.
 
Wir wünschen Euch einen schönen Abend.
 
Herzliche Grüße
 
Euer Einsatzteam

Kurgan-Tube, 15.06.19
 
Hallo Deutschland,
 
gestern sind wir in aller Frühe von der Hauptstadt Duschanbe nach Kuljab, einem kleinen Ort im Pandschgebirge aufgebrochen. Unser Partner kooperiert dort (z.B. im Rahmen unserer Lebensmittel-Paketaktion der vergangenen Jahre) mit "Sarschidabonu", einer Organisation, die sich um die Förderung von geistig und körperlich eingeschränkten Kindern kümmert. In Deutschland ist die Förderung dieser Kinder selbstverständlich, in Tadschikistan nicht. In den Kindervorstellungen sehen wir hier wie sehr betroffene Eltern hoffen, dass eine Operation in Deutschland ihre Kinder heilen kann. Diese Hoffnung können wir nicht erfüllen. Deshalb ist es uns sehr wichtig, gemeinsam mit unserem Partner die Familien aufzuklären, dass ihre Kinder ein Leben lang auf die liebevolle Pflege angewiesen sein werden und es im Land Organisationen gibt, die sie dabei unterstützen können.
 
In Tadschikistan sind außerhalb der Hauptstadt und den gepflasterten Straßen die hiesigen Lebensbedingen wahrlich keine leichten. Alle Familienmitglieder haben für den Lebensunterhalt nach Kräften mitzuarbeiten. Aus Lehm werden z.B. selber die Steine für das Haus hergestellt, Vieh im "Garten" gehalten oder Gemüse/Obst selbst angebaut. Gebacken und gekocht wird in diesem Land fast nur mit Holz oder Gas betriebenen Öfen. In den letzten Tagen wurden uns viele Kinder vorgestellt, die erhebliche Verbrennungen über diese Öfen erlitten haben. Wir staunten auch nicht schlecht als wir hörten, dass in vielen Häusern im Winter unter dem Esstisch ein "kleines Feuer angefacht wird", um die Füße zu wärmen.
 
Bereits gestern Abend sind wir nach Kurgan-Tube gereist, wo uns auch hier heute viele Familien ihre kranken und verletzten Kinder vorstellen werden.
 
Herzliche Grüße
 
Euer Einsatzteam

Jaihun, 17.06.19


Hallo Deutschland,


gestern waren wir in Jaihun, einem Ort den man schwerlich auf Google Maps findet und der unmittelbar an der afghanischen Grenze liegt. Das karge Dorf besticht auch hier mit seinen freundlichen und offenen Bewohnern. Dort leben noch verhältnismäßig viele Menschen mit deutschen Wurzeln, die gespannt auf uns deutsche Besucher waren. Begrüßt wurden wir von den Mitarbeitern des „Mohimunir“-Zentrums (Mondschein) und den dort wartenden Familien mit lautstarker Marschmusik, die über Boxen abgespielt sicherlich überall zu hören war. In diesem Zentrum finden Frauen Hilfe, die Opfer häuslicher Gewalt wurden. Zudem werden Computerschulungen und ein Ökologieprojekt angeboten. Der Bau des Zentrums wurde übrigens vor 20 Jahren über den damaligen japanischen Botschafter in Dushanbe beantragt. Bis heute ist die Direktorin Frau Ziyoda verwundert und gerührt, dass Menschen aus Japan dieses Gebäude finanziert haben. Gerade wir können diese Aussage sehr gut nachvollziehen, denn bis heute spenden uns viele Japaner ihre Zeit oder Geld, damit wir schwer verletzten Kindern aus aller Welt medizinisch helfen können.


Schon bevor wir mit den Kindervorstellungen angefangen haben, wurde deutlich, dass mehr als die Hälfte der wartenden Familien uns ihre Kinder mit geistiger und körperlicher Einschränkung vorstellen werden. Auch, wenn viele dieser Familien ahnen, dass wir ihren Kindern nicht helfen können, so wollen sie von den „Deutschen“ die Gewissheit. Die Direktorin des Frauenzentrums Frau Ziyoda hat unserer Hilfe gegenüber sehr berührende Worte gefunden: Selbst, wenn Sie keinem Kind aus Jaihun helfen können, so haben Sie bereits so vielen tadschikischen und Kindern weltweit geholfen und nur das zählt!


Herzliche Grüße aus dem fast 40 Grad heißen Tadschikistan.


Euer Einsatzteam

Duschanbe, 19.6.19
 
Hallo Deutschland,
 
so langsam neigt sich unser Einsatz dem Ende zu. Gestern haben wir in Duschanbe noch einige kranke Kinder gesehen. Besonders berührend war die Begegnung mit einem kleinen körperbehinderten Jungen. Leider mussten wir seiner Mutter erklären, dass auch in Deutschland keine Operation möglich ist, die dem Jungen helfen würde. Während des Gespräches meldete sich der Kleine lautstark zu Wort und verkündete, dass er, wenn er groß ist, der neue Zoodirektor in Duschanbe werden wird! Seine Klarheit und Zielstrebigkeit hat uns allen vor Augen geführt, dass auch die kleinen Patienten "ihre Lebenspläne" schmieden. Und wir hoffen, dass seine Wünsche eines Tages in Erfüllung gehen werden.
 
Herzliche Grüße
 
Euer Einsatzteam

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