Helmut Hübbers im Interview

Besuch der Villa Mimosa in Da Lat

Der Rechtsanwalt und Notar hat die Geschichte des Friedensdorfes stark geprägt

Seit 50 Jahren ist Helmut Hübbers bereits für das Friedensdorf aktiv. Für sein Engagement wurde er im Juli 2017 mit dem Bundesverdienstorden geehrt. In der letzten Woche ist der Rechtsanwalt und Notar im Ruhestand 90 Jahre alt geworden und ist noch heute beratend für Friedensdorf International tätig.

 

Wie sind Sie zum Friedensdorf gekommen?

Ich bin 1969 zum Friedensdorf gekommen als ich mit meiner Familie nach Oberhausen-Schmachtendorf gezogen bin. Pfarrer Fritz Berghaus, damaliger Vorstandsvorsitzender der Aktion Friedensdorf e. V., berief mich damals nach Zustimmung der Mitgliederversammlung in den Vorstand. Von dieser Zeit an bis 1974 war ich als dritter Vorsitzender des Vereins gewählt und von 1981 bis 1999 engagierte ich mich für eine zweite Amtszeit im Friedensdorf-Vorstand. Zudem war mir die Arbeit der Kinderhilfsorganisation aus meiner beruflichen Tätigkeit als Rechtsanwalt und Notar bekannt.

 

Sie waren für das Friedensdorf in den 70ern zweimal in Vietnam. Was haben Sie dort erlebt?

1970 war ich das erste Mal für das Friedensdorf in Vietnam und begleitete Fritz Berghaus nach Saigon – heute Ho-Chi-Minh-Stadt. Dort verhandelte ich für die vietnamesischen Kinder die visarechtlichen Angelegenheiten mit der damaligen südvietnamesischen Regierung sowie die Vereinbarung zur Vormundschaft. Ein zweites Mal war ich mit Fritz Berghaus 1971 im zentralen Bergland von Südvietnam in Da Lat, wo die Planungen für die Hilfsstation „Villa Mimosa“ begonnen hatten. 1973 wurde die Hilfsstation dann umgebaut, um die Kinder, die eine medizinische Behandlung in Deutschland erwartete, auf ihr Gastland vorzubereiten und die genesenen Kinder nach der Rückkehr in die Heimat weiter zu versorgen. Der Umbau der „Villa Mimosa“ war 1974 fertig und enthielt auch eine Lehrwerkstatt für Orthopädiemechaniker  und -schumacher sowie Bandagisten.

 

Gibt es Momente, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Bei beiden Reisen nach Vietnam hat mich insbesondere die Begegnung mit den Menschen dort sehr berührt. Im Kinderkrankenhaus in Saigon begegneten wir durch Napalmbomben gezeichneten Kindern und ihren Müttern, die sich liebevoll und aufopfernd um diese Kinder kümmerten. In Deutschland ist es kaum vorstellbar, dass wir für unsere Verwandten im Krankenhaus kochen, Wasser holen oder diese pflegen müssten. Doch dort gab es keine andere Möglichkeit. Dies hat mich sehr ergriffen. Tief berührt hat mich auch das Schicksal der vietnamesischen Kinder, die 1975 nach dem Kriegsende in Vietnam nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren konnten. Obwohl die medizinische Rehabilitation abgeschlossen war, konnten fast 100 Kinder nicht zurückgeführt werden. Nach dem Sieg Nordvietnams verweigerte die zuständige Regierung zunächst die Aufnahme der Kinder. Heute ist eine Rückkehr in die Heimat und zur Familie glücklicherweise die Voraussetzung für die medizinische Behandlung in Deutschland.

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