Unser Einsatzteam berichtet aus Angola

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Seit  Anfang November befindet sich  Friedensdorf-Leiter Kevin Dahlbruch gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen Nazira Kasenova und Rebecca Proba im 66. Angola-Hilfseinsatz. Hier schildern sie nun ihre Eindrücke:

 

Luanda, 06.11.19

Hallo Deutschland,

seit dem 3.11.2019 befinden wir uns in Luanda, um die kranken und verletzten Kinder für den bevorstehenden 66. Hilfsflug aus Angola vorzubereiten.In jedem Fall ist es ein außergewöhnlicher Hilfseinsatz in einem der Haupteinsatzgebiete des Friedensdorfes. Aufgrund der schwierigen Freibettensituation in Deutschland werden dieses mal keine Kinder unter 6 Jahren den Weg nach Deutschland finden, was für uns, unsere Partner – aber natürlich vor allem für die Familien in Angola – eine beklemmende Situation darstellt.

Somit liegt es nahe, dass es vor allem eine emotionale Herausforderung ist, den kleinsten Opfern der schwierigen Lebensumstände in Angola keine positive Antwort  zu geben und ihre Hoffnung auf die schnellstmögliche Hilfe zu nehmen. Aber dennoch dürfen wir dabei das positive nicht aus den Augen verlieren, denn alleine das Vorsprechen bei unseren angolanischen Partnern hilft den Familien durch Empfehlungen weiter.

Generell hat es Angola – wie gewohnt – mit vielen Herausforderungen zu tun. Zu einer neuen hiervon gehört, dass wohl mehr und mehr Menschen ihre Heimat hier verlassen, um sich ein besseres Leben aufzubauen oder zumindest die Hoffnung darauf haben, wie uns heute berichtet wurde. Auch wenn es dafür viele verschiedene Gründe gibt, so scheint einer davon zu sein, dass die Preise in Angola wieder um einiges gestiegen sind. Jedoch braucht es die Menschen hier, um dem afrikanischen Land zu helfen und die Situation vor Ort zu verbessern. Die aktuell ausbleibende Verbesserung der Lebensumstände jedoch motiviert die Menschen dazu die eigene Heimat hinter sich zu lassen – ein verheerender Teufelskreis.

Wir sind weiterhin gespannt, was uns in diesem Hilfseinsatz noch erwartet und hoffen auf positivere Neuigkeiten hier aus Angola.

Euer Einsatzteam

 

Luanda, 10.11.2019

 

Ein Einsatz ohne Marcela – Gedenken an „Mama Benguela“

Hallo Deutschland,

den heutigen Blog wollen wir mal nicht in erster Linie den „Kindern Angolas“ widmen, sondern einer Freundin, die während der 25 Jahre Friedensdorf-Hilfe in diesem Land, zahlreiche kleine Patienten aus ihrer Heimatprovinz Benguela zu unseren Einsätzen in die Hauptstadt Luanda brachte. Im Juni dieses Jahres verstarb viel zu früh unsere treue Wegbegleiterin Marcela, mit der wir noch im Mai-Hilfseinsatz gemeinsam ihren 60. Geburtstag gefeiert hatten.

Es mag bereits in den 1990er Jahren gewesen sein, dass die engagierte Krankenschwester von den Mitarbeitern des Friedensdorfes und der Partnerorganisation Kimbo Liombembwa den Beinamen „Mama Benguela“ erhielt – so sehr setzte sich Marcela für kranke und verletzte Kinder ein, denen vor Ort nicht geholfen werden konnte.

Aktuell befinden sich 16 Jungen und Mädchen in der Obhut des Friedensdorfes, die uns Marcella zur Behandlung vorgestellt hatte. Recherchiert man ein wenig weiter in unserer Einsatz-Datenbank müssten es über 630 Kinder sein, die aus dieser Küsten-Provinz in der Mitte Angolas zu unseren Einsätzen in die Hauptstadt kamen. Nicht alle der vorgestellten Patienten konnten bzw. musste das Friedensdorf aufgrund der Aufnahmekriterien zu einer Behandlung nach Deutschland bringen, dennoch hat sich „Mama Benguela“ in ihrer resoluten Art immer dafür eingesetzt. Unvergessen sind die intensiven Diskussionen mit Marcela für zahlreiche kleine Patienten, wenn auch das Friedensdorf diesen Kindern, z.B. aufgrund ihrer Behinderungen oder Lähmungen nicht mit einer medizinischen Behandlung in Deutschland das Leben erleichtern konnte.

Rechnet man noch die Wiedervorstellungen der ehemaligen Friedensdorf-Schützlinge hinzu, die zur Kontrolle oder zur Folgebehandlung in Deutschland wiederaufgenommen werden mussten, ergeben sich insgesamt sogar über 740 Fälle von Erst- und Wiedervorstellungen, wovon über 580 Mal Kinder zur Erst- oder Wiederaufnahme ins Friedensdorf kamen.

All dies sind nur Zahlen: hinter den statistischen Werten verbergen sich jedoch immer Schicksale und Hoffnungen der Familien - sowie das Engagement von Marcela.

Auch wenn das Friedensdorf gemeinsam mit Kimbo Liombembwa und der Familie von Marcella um den schweren Verlust von „Mama Benguela“ trauert, so freuen wir uns doch, dass die Hilfe für die kleinen Patienten genauso engagiert weitergeht: Die Nachfolge wurde herzlich von ihrer Tochter übernommen, die uns bei diesem Einsatz bereits mit ihrer herzlichen Art und ihrem medizinischen Hintergrundwissen unterstütze.

Euer Einsatzteam

Luanda, 11.11.2019

Hallo Deutschland,

seit 1994 ist das Friedensdorf in Angola tätig und dennoch machen uns die Eindrücke vor Ort immer und immer wieder sprachlos.

In Luanda selbst erkennt man die Armut eher auf den zweiten Blick – auch wenn es dabei nicht allzu viel Aufmerksamkeit erfordert. Obdachlose Menschen, die auf dem Boden liegen und Schatten unter einer Palme oder hinter einem Stromkasten suchen. Bettelnde Kinder, die sich mit einer angebrochenen 500-ml-Flasche Wasser bereits zufrieden geben, Müll der die Straßen „ziert“ und nicht zuletzt die mehr oder minder hohen Gebäude, die so scheinen als wären sie aus bettelarmen und hochmodernen Städten zusammengewürfelt worden. Gerade diese gegensätzlichen Eindrücke sind es, die uns erstaunen – so auch bei einer Tagesfahrt heraus aus der Millionenmetropole an die Atlantikmündung des Rio Kwanza.

Beim Verlassen der Hauptstadt verändert sich das Bild immer mehr. Der Müll türmt sich ganze Abhänge hinab, die oberhalb mit  hausähnlichen Gebäuden bestückt sind, die nur erahnen lassen, wie man dort wohl leben muss. An den Straßen sehen wir viele Angolaner, die Essen oder allerlei Gebrauchsgegenstände des täglichen Bedarfs verkaufen – sie werden da wohl stundenlang am staubigen Straßenrand stehen, um genug Geld zusammenzubekommen, ihre Familien zu ernähren. Und je mehr wir uns aus Luanda entfernen, desto mehr sehen wir, dass wir uns in einem afrikanischen Land aufhalten, welches in so vielen Hinsichten Hilfe und Verbesserung braucht.

Auf der Fahrt sehen wir die wundervolle Küste Angolas, sowie die unendlichen Weiten, die beinahe den Eindruck einer „grünen Wüste“ erwecken. Nach gefühltem, ewigem Nichts fahren wir an Ferien-Lodges und Clubs vorbei. Auf dem Weg dahin begegnen uns Blechhütten oder jene, die aus einfachen Ästen zusammengebaut wurden. Dieser konträre und extreme Wechsel  der Aussicht stimmt uns nachdenklich und zeigt uns einmal mehr, dass wir uns in einem Land der Gegensätze befinden.

Auf der einen Seite ist uns durchaus bewusst, dass derartige Angebote im besten Fall Arbeitsplätze für die angolanische Bevölkerung darstellen. Auf der anderen Seite ist es schwierig, diese beiden Seiten in unseren Köpfen in Einklang zu bekommen. Es vermittelt uns, dass dieses Land so viel Potential hat und zeigt uns aber wieder einmal, dass die Mittel nicht derartig eingesetzt werden, wie wir es uns – als humanitäre Hilfsorganisation – wünschen würden.

Euer Einsatzteam

Luanda, 13.11.2019

Hallo Deutschland,

"Nach Hause" und "Angola" riefen die Kinder immer wieder als sie sich im Friedensdorf von ihren Freunden verabschiedeten und es mit den Bussen zum Flughafen ging. Gestern war endlich der große Tag gekommen und die gesunden Kinder machten sich auf die langersehnte Heimreise.
Endlich im Flieger verschliefen die meisten den Start und träumten wahrscheinlich bereits vom Wiedersehen mit ihren Familien und ihrer geliebten Heimat Angola.
Nach einem langen Flug wurden einige Kinder bereits am Flughafen von sichtlich gerührten Mamas und Papas begrüßt. Die Freude der Eltern zu sehen, ist definitiv der schönste Moment der Friedensdorf-Arbeit - da waren wir uns alle einig.

Bei der Übergabe warteten die Familien und auch die Kinder geduldig bis sie dran waren und wir ihnen alles über die medizinische Behandlung und die Zeit in Deutschland erzählen konnten. Ein besonders schöner Moment war, als sich Mateo bei der Verabschiedung noch einmal für die Hilfe des Friedensdorfes bedankte. Mateo kann nach einem langen Tag nun mit seiner Mama und seinem Zwillingsbruder endlich nach Hause fahren. Dort warten schon weitere Familienmitglieder mit einer kleinen Feier und einem besonderen Essen auf ihn.

Euer Einsatzteam

Luanda, 14.11.2019

Hallo Deutschland,

die Heimkehrer aus Oberhausen sind bereits zu Hause in Angola angekommen. Die Kinder-Vorstellungen liegen somit bereits hinter uns. Diese Arbeit wurde uns ungemein erleichtert, denn einige ehemalige Patienten des Friedensdorfes unterstützten uns und unsere Partnerorganisation Kimbo Liombembwa freiwillig und hochmotiviert. Es ist toll zu sehen, wie diese engagierten jungen Menschen ihre freie Zeit zur Verfügung stellen und somit dem Friedensdorf und seinem humanitären und medizinischen Auftrag verbunden bleiben möchten. Es zeigt uns, dass die Hilfe über alle Grenzen hinweg auch die Menschen bewegt und mitreißt, denen sie selbst mal zuteilwurde!

Bisher gab es auch viele Wiedersehen mit ehemaligen Patienten des Friedensdorfes. Sie holen sich Rat ein oder wurden gezielt von unserer Partnerorganisation zur Kontrolle einbestellt. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die ehemaligen Friedensdorf-Schützlinge mit ihrer Vergangenheit in Deutschland umgehen. Während manche kaum noch ein Wort Deutsch verstehen, sprechen andere die deutsche Sprache noch sehr gut. Es ist herzerwärmend, wie freudig sich einige nach den „alten Bekannten“ aus Deutschland erkundigen und liebe Grüße ausrichten.

Eine Begegnung jedoch, berührte uns besonders. Ein mittlerweile großgewachsener und sehr reif wirkender ehemaliger Schützling saß freudestrahlend vor uns. Man sah ihm richtig an, wie gesund und munter er ist und wie gut es ihm geht. Er selbst ist erst seit einem halben Jahr wieder in seiner Heimat Angola. Während seiner Zeit im Friedensdorf hat er sich rührend um einen kleineren Jungen gekümmert und wich ihm nicht von der Seite, denn er spürte stets, wie sehr dieser ihn brauchte. Als er sich nach diesem Jungen bei uns erkundigte erweichte es unser Herz. Wir führen uns vor Augen, dass auch er aus gutem Grund die medizinische Hilfe in Deutschland erhalten musste und dennoch drehen sich seine Gedanken um seinen kleinen Schützling, der noch weiter zur Behandlung in Deutschland bleiben musste. Es ist so berührend!

Euer Einsatzteam

2 Responses

  1. Descanse em mamã Benguela, e que JEOVÁ Deus te guarde em sua memória infinita, que se lembre de ti, do Dr. Rosalino e todos que já adormeceram na morte… 🥺🥺🥺🥺🥺🥺

    Pois a vossa luta foi por uma causa fundamental e amorosa, graças a vossa dedicação e ajuda que eu ganhei por causa do vosso empenho, por esta causa sem igual.

    Agradeço também a tia Edna, Dr. Servelina, e todos que estão e trabalham dia e noite para trazer alegria e esperança a muitas crianças angolanas…

    A bíblia diz em HEBREUS 6:10 QUE JEOVÁ NÃO É INJUSTO PARA SE ESQUECER DE TODO AMOR QUE DEMOSTRARAM PELO SEU SANTO NOME.
    POIS DEUS É AMOR ♥️🌹.

  2. Obrigado por tudo 🙏❤🤍🇦🇴🇩🇪

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