Erfahrungen einer Praktikantin

Interview mit Paulina Larisch

Mit einer Jugendgruppe war Paulina Larisch aus Bayern im Jahr 2018 zum ersten Mal im Friedensdorf International. Im Januar 2021 kam sie als Praktikantin in den Heimbereich zurück. In diesem Interview erzählt sie von ihren damaligen und heutigen Erfahrungen im Friedensdorf.

 

Wann und warum warst Du das erste Mal im Friedensdorf?

Ich war 2018 mit meiner evangelischen Jugendgruppe für ein viertägiges Seminar im Friedensdorf. Da haben wir verschiedene Workshops gemacht, wie zum Beispiel Rollstuhl fahren, mit Krücken zu laufen, mit verbundenen Augen sich zurecht zu finden – also haben wir uns verschiedene Behinderungen oder Einschränkungen angeschaut und wie man damit umgehen kann. Und wir haben etwas darüber gelernt, wo die Kinder herkommen und was sie hier im Friedensdorf machen. Natürlich haben wir auch mit den Kindern zusammen etwas unternommen.

 

Und wie hast Du die Begegnungen mit den Kindern empfunden?

Ich erinnere mich daran, dass die Kinder sofort total offen, freundlich und richtig lustig waren. Ein kleines Kind ist zum Beispiel immer von hinten gekommen und hat mir die Augen zugehalten, andere Kinder haben sofort angefangen, uns die Haare zu flechten. Die hatten gar keine Berührungsängste und sind direkt auf uns zugekommen, das war echt schön mitanzusehen und dabei zu sein!

 

Hast Du eine Lieblingserinnerung an die Zeit?

Bei den Kindern mitzubekommen, was sie für eine Lebensfreude haben. Die wirkten alle so, als würden ihre „Einschränkungen“ sie gar nicht wirklich einschränken, sondern als würden sie sich damit sehr gut zurechtfinden. Das hat mir einfach gezeigt, dass so kleine Probleme, die man im Alltag manchmal hat, gar nicht so groß sind, weil die Kinder für mich viel größere Hürden so gut meistern und so gut damit umgehen.

 

Jetzt sitzt Du ja vor mir als Praktikantin im Heimbereich. Wie ist es dazu gekommen, dass Du ins Friedensdorf zurückgekehrt bist?

Ich habe 2020 mit meinem Allgemeinen Abitur angefangen, nachdem ich mein Fachabitur beendet hatte. Ich habe aber dann bemerkt: Der Schulalltag ist einfach nichts für mich, auch zusätzlich mit der Corona-Situation. Dann habe ich überlegt, was ich stattdessen machen kann und habe in meinen alten Unterlagen ein bisschen rumgekramt. Dabei habe ich einen Brief von mir selbst gefunden, den wir damals im Friedensdorf schreiben sollten. Darin stand dann, dass ich mich sehr auf den nächsten Tag freue, auf unseren letzten Tag mit den Kindern und dass ich hoffe, dass ich später mal jeden Tag den Kindern im Friedensdorf helfen kann. Das hat mich dann direkt gerührt und unmittelbar in die Situation von damals zurückversetzt. Der Entschluss, dass ich dort wieder hinwill, um ein Praktikum zu machen, kam dann ganz schnell. Ich habe sofort beim Friedensdorf angerufen, eine Mail geschrieben, stand mit dem Freiwilligenbüro in Kontakt und so kam ich im Januar 2021 hierher.

 

Du hattest ja durch deinen ersten Besuch schon einen Eindruck vom Friedensdorf – wie hat sich der durch dein Praktikum verändert?

Ich merke, dass meine Perspektive nochmal ganz anders geworden ist. Ich lerne die Kinder in meinem Praktikum nochmal anders kennen, genauso wie die Arbeit der Mitarbeiterinnen. Die habe ich in meinen vier Tagen Besuch gar nicht so mitbekommen. Es ist wirklich sehr anstrengend mit so vielen Kindern, selbst wenn es wegen Corona nicht ganz so viele sind wie im Normalfall. Ich bewundere es sehr, wie das hier alles gemeistert wird bei so vielen Sprachen und Kindern. Die Kinder lernen die deutsche Sprache auch wirklich schnell. Es war mir damals auch nicht so bewusst, dass sie zum Teil so gut Deutsch sprechen können. Da hat sich mein Eindruck auf jeden Fall verändert. Aber ich erfahre als Praktikantin auch viel mehr über die Geschichten der Kinder. Je besser die Kinder dich kennen, desto offener werden sie. Das ist wirklich schön, dieses Vertrauen, das nun zwischen mir und den Kindern herrscht, sodass sie auch etwas von ihren Geschichten erzählen.

 

Würdest Du ein Praktikum im Friedensdorf anderen Menschen empfehlen?

Auf jeden Fall! Ich kann jetzt nur für den Heimbereich sprechen, aber ich höre auch aus den anderen Bereichen, zum Beispiel dem Bildungswerk oder der Reha, dass es ein sehr cooles Praktikum ist. Ich finde den Heimbereich echt super und es macht mir total viel Spaß, mit den Kindern Zeit zu verbringen. Natürlich fallen da auch andere Aufgaben an, die man machen muss, die sind aber auch absolut machbar. Die ganze Zeit, die man mit den Kindern verbringt, die gibt einem einfach sehr viele Erfahrungen mit. Ich glaube, ich brauche nach meinem Praktikum eine Zeit, um das Ganze auch ein bisschen sacken zu lassen und zu verarbeiten. Ich nehme hier wirklich viele Eindrücke mit, die mich sehr viel weiterbringen in meiner Entwicklung, meinem Leben und auch in dem, was ich später mal machen will. Jetzt kann ich überlegen: Was interessiert mich? In welche Bereiche kann ich gehen? Und ich glaube, durch das Praktikum bin ich dabei schon ein gutes Stück weitergekommen. Deshalb würde ich auf jeden Fall empfehlen, hier ein Praktikum zu machen!

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