„Wenige haben ziemlich viel und die meisten haben gar nichts“
Joao, Antonio und Domingo* haben sich schon von ihren Eltern und Geschwistern verabschiedet. Es war sehr emotional, schließlich werden sie sich erst in einigen Monaten wiedersehen – und dann wird alles anders sein. Die Jungen leiden unter Knochenentzündungen und sind der Gefahr einer Blutvergiftung ausgesetzt. Nun fliegen die drei gemeinsam mit 35 weiteren Kindern und dem Friedensdorf-Team mit einem Charterflugzeug nach Deutschland. In Angola wussten die Ärztinnen und Ärzte einfach nicht mehr weiter, doch durch das Friedensdorf erhalten sie nun endlich die medizinische Behandlung, die sie benötigen.
Am 19. November landete am Düsseldorfer Flughafen ein Charterflugzeug des Friedensdorfes mit 38 kranken und verletzten Kindern aus Angola an Bord. Das dreiköpfige Friedensdorf-Team war bereits eineinhalb Wochen vorher in Luanda, um dort Kinder für eine Behandlung in Deutschland auszuwählen. „Es ist für uns immer wieder schockierend, die Umstände vor Ort zu sehen. Die vielen bettelnden Kinder und die Menschen, die am Straßenrand liegen und schlafen, machen die Armut einfach spürbar. Gleich um die Ecke entstehen immer mehr Luxus-Gebäude und Hochhäuser. Der Kontrast ist riesig. In Angola haben einfach Wenige ziemlich viel und die Meisten haben gar nichts“, beschreibt Friedensdorf-Mitarbeiterin Birgit Hellmuth die Lage vor Ort.
Die Jungen und Mädchen, für die es eine Behandlungsmöglichkeit gibt, haben eine aufregende, aber auch anstrengende Reise hinter sich. Hier in Deutschland erhalten sie nun die medizinische Versorgung, die in ihrem Heimatland nicht möglich war. Viele von ihnen leiden wie Joao, Antonio und Domingo an einer Osteomyelitis, die umgangssprachlich als Knochenentzündung bekannt ist. Andere kommen mit schweren orthopädischen Fehlstellungen nach Deutschland, die hier schon im Neugeborenen-Alter gerichtet werden. Beide Krankheitsbilder zeigen, wie schlecht die medizinische Grundversorgung für große Teile der angolanischen Bevölkerung ist.
Die Behandlung der Kinder erfolgt in bundesweiten Kliniken. Zwischen den stationären Aufenthalten und vor ihrer Heimreise verbringen die kleinen Patient*innen ihre Zeit in der Heimeinrichtung des Friedensdorfes. In Oberhausen leben momentan über 110 Kinder aus fünf Nationen gemeinsam und werden hier gesund. Regelmäßige Besuche in der hauseigenen Reha mit Verbandsraum und Physiotherapie gehören hier ebenso zum Tagesplan wie gemeinsame Spiele und gesunde Mahlzeiten. Einige der angolanischen Neuankömmlinge werden im neuen Eingriffsraum von ehrenamtlichen Ärzt*innen operiert und ersparen sich so lange Wege in das Krankenhaus.
Genesene Kinder kehren nach Hause zurück
15 angolanische Kinder haben diese aufregende Zeit bereits hinter sich und konnten am 17. November ihre langersehnte Heimreise antreten. Nach Monaten der Behandlung sind sie nun wieder in Angola angekommen. „Trotz oder gerade wegen der schockierenden Eindrücke, die wir von den Umständen in Angola gewinnen, ist es immer wieder berührend, wie die Kinder auf ihr Heimatland blicken. Einer der Heimkehrer schaute uns beispielsweise lächelnd und voller Stolz an und sagte aus tiefsten Herzen: ‚Das ist Angola!‘ Für sie ist es einfach ihre Heimat“, erzählte Birgit Hellmuth. Auch fast 4 Tonnen wichtige medizinische Hilfsgüter waren mit an Bord des Charterfluges, die die Friedensdorf-Partnerorganisation Kimbo Liombembwa in der kommenden Zeit in den angolanischen Provinzen verteilen werden. Mit im Gepäck hatten die Kinder zudem nicht nur ihre eigens gepackte Reisetasche mit liebevoll ausgesuchten Mitbringseln für die ganze Familie, sondern vor allem viele neue Freunde aus aller Welt und ihre neu gewonnene Gesundheit. Bei ihrem Abschied erzählen Kinder immer wieder, dass sie das Friedensdorf für immer in ihrem Herzen tragen.
Wir danken ganz herzlich allen Unterstützerinnen und Unterstützern, die diesen Hilfseinsatz erneut möglich gemacht haben! Die Kosten für den Charterflug wurden auch diesmal von „Sternstunden e.V.“, der Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks finanziert. Wir bedanken uns auch bei den Oberhausener Verkehrsbetrieben STOAG und dem Düsseldorfer Flughafen für die Unterstützung bei der Durchführung unseres Hilfsflugs, sowie beim DRK und BRK. Auch dem Uni-Klinikum Essen danken wir, für die erneute Auswertung der Corona-Tests der Friedensdorf-Kinder.
*Die Namen der Kinder wurden von der Redaktion geändert.
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