Kinder bei der Lebensmittelausgabe im „Marastoon“
Friedensdorf International bezeugt humanitäre Notlage
Am 10. Dezember sind Friedensdorf-Mitarbeiterin Claudia Peppmüller und Jan Jessen, Journalist nach Afghanistan geflogen, um vor Ort die gemeinsame Verteilung der 2.000 Lebensmittel-Pakete mit dem roten Halbmond zu begleiten. Afghanistan benötigt dringend Hilfe – Armut und Hunger breiten sich flächendeckend in dem Land aus. Die Vereinten Nationen warnen bereits seit längerem vor der größten humanitären Katastrophe der Welt und das können die die Mitarbeiter des Friedensdorfes bestätigen.
Die Menschen sind dankbar für die dringend benötigten Lebensmittel.(Foto: Jan Jessen)
Die bittere Kälte ist zusätzlich zur Hungersnot eine Bedrohung für die Menschen. „Von allen Seiten haben wir immer wieder gehört, dass die Situation im Land noch nie so schlimm war. Es ist bedrückend zu hören, wenn die Menschen glauben, dass sie sterben werden, wenn jetzt keine Hilfe kommt“, berichtet Claudia Peppmüller bedrückt. „Schon bei unserer Ankunft ist uns aufgefallen, dass deutlich weniger Autos auf den Straßen unterwegs sind. Unsere Partner haben uns erklärt, dass viele vermögende Menschen bereits das Land verlassen haben und auch der Benzinpreis für die afghanische Bevölkerung unerschwinglich geworden ist. Den Leuten fehlt das Geld für Essen, Heizen oder den Kauf warmer Kleidung”, beschreibt sie weiter die Situation vor Ort. So berichtet der Arzt unserer Partnerorganisation, dass selbst er die hohen Kosten für seine Gas-Heizung nicht mehr zahlen kann. Inzwischen nutzt er stundenweise eine elektrische Heizung. Für viele Afghanen ist Heizen in diesem Winter jedoch gar nicht mehr möglich. In ihrer Not verbrennen sie in kleinen Öfen ihrer Wohnungen alles was sie finden können – vor allem Plastik. Dadurch erklärt sich der massive schwarze Dunst, der sich in Kabul am Abend ausbreitet. „Masken werden hier nicht wegen der Corona-Pandemie getragen, sondern als Schutz vor den beißenden und giftigen Dämpfen“, erklärt das Friedensdorf-Team.
Im Sommer lebten Unzählige, die vor den Taliban aus den Provinzen geflohen waren, in den Parks von Kabul. In der Zwischenzeit sind die Parks „verwaist“. „Das soll, laut unserer Partner, in ganz Kabul so sein. Inzwischen mieten sich mehrere Familien einen Raum, um nicht zu erfrieren. Offenbar können oder wollen einige nicht zurück in ihre Provinzen“, berichtet die Friedensdorf-Mitarbeiterin.
Unter der humanitären Notlage leiden insbesondere die Kinder. Nicht nur die Mangelernährung und die Kälte setzen ihnen schwer zu, sondern auch die drastisch verschlechterte medizinische Versorgung im Land. „Schon einfache Infektionskrankheiten führen zum Tod, weil es vor allem an Medikamenten fehlt. So schlimm war es noch nie“, erklärt der Internist Schah Makmood Nazouri, dessen Patienten in einem Kabuler Krankenhaus zu 60 Prozent Kinder sind.
Lebensmittel helfen bedürftigen Familien mehrere Wochen
Die Lebensmittelverteilung wurde in Kabul gemeinsam mit dem Afghanischen Roten Halbmond (ARCS) an verschiedenen Standorten der Partnerorganisation durchgeführt. Unterstützt wird auch das Sozialprojekt „Marastoon“. In diesem Projekt leben unter anderem alleinerziehende Frauen mit ihren Kindern. Viele von ihnen hatten Männer, die beim Militär waren und im Kampf gegen die Taliban gefallen sind. Im „Marastoon“ erhalten die Frauen Näh- oder Computerkurse, um nach drei Jahren die Chance auf eine Beschäftigung und ein eigenes Einkommen außerhalb des Projektes zu haben. „Doch wie so viele andere Menschen in Afghanistan haben die Frauen seit August ihre ohnehin bescheidenen Gehälter nicht mehr bekommen und mussten sich Geld leihen, um ihre Kinder ernähren zu können. Die Lebensmittel, die von uns finanziert wurden, helfen ihnen mehrere Wochen“, erzählt Claudia Peppmüller.
Übergabe der dringend benötigten Lebensmittel auf einem Außenstandort des Afghanischen Roten Halbmondes
Der ARCS bedankte sich bei Friedensdorf International für die schnelle Hilfe. „Von unserer gemeinsamen Lebensmittel-Aktion waren alle Empfänger überwältigt. Sie bedanken sich von Herzen für diese wertvolle Unterstützung“, erklärt Friedensdorf-Leiterin Birgit Stifter. „Das Friedensdorf wird, wie in den letzten Jahrzehnten, seine Hilfe für Menschen in Afghanistan fortführen.“ Die Eindrücke des Friedensdorf-Teams bestätigen, dass internationale Hilfe dringend notwendig ist.
Familien warten geduldig auf die Verteilung der Lebensmittel
One Response
Birgit Seubert
Von Herzen Danke, dass sich das Friedensdorf zu seinem vertrauten Partner, dem Afghanischen Roten Halbmond auf den Weg gemacht hat!