…und blickt auf eine jahrelange Zusammenarbeit zurück
Marlis Knappe und Franz Josef Gerster beim ersten Basar in Mayen.
Das Osterfest 2022 ist vorüber – doch eine (Oster-)Freude bleibt der Friedensdorf-Hilfe: Der „Freundschaftskreis Friedensdorf Mayen“ spendete seinen Erlös aus dem Osterbasar, der am vergangenen Osterwochenende stattfand. Das Friedensdorf darf sich über 600 € freuen und bedankt sich dafür herzlich bei allen Helfer*innen und Unterstützer*innen.
Auf dem Mayener Osterbsasar gab es tolle selbstgebastelte Artikel zu erwerben.
Marlis Knappe, Mitglied des Freundschaftskreises Mayen und Ansprechpartnerin der ersten Stunde, unterstützt gemeinsam mit vielen Mitgliedern und engagierten Freiwilligen seit Jahrzehnten die Friedensdorf-Arbeit und trägt die friedenspolitische Botschaft des Friedensdorfes über den Landkreis Mayen-Koblenz hinaus.
Für das Mayener Jahrbuch hat Marlis Knappe einen Bericht geschrieben – und schaut darin auf die jahrelange Arbeit des Freundeskreises Mayen und die enge Verbundenheit mit dem Friedensdorf zurück.
Kinderschicksale, die sprachlos machen
- Kranken Kindern helfen und heilen -
Die Ehrenamtsarbeit "Friedensdorfkinder" fing im Elisabeth-Krankenhaus in Mayen für die verletzten Kinder der Welt 1988 an und besteht schon 34 Jahre. Nichts tun und zuschauen war in den 80er Jahren für eine Gruppe von Mayener Bürger*innen nicht angesagt. Das Friedensdorf International wurde ein Schlagwort, welches die Heeresflieger aus Mendig sich auf die Fahne geschrieben hatten und die Mayener hörten davon.
Weihnachten 1988 holten die Soldaten mit ihren Hubschraubern vom Frankfurter Flughafen kranke Kinder, die aus Afghanistan kamen, ab und halfen dem Friedensdorf International, deren Sitz in Oberhausen/Dinslaken ist, diese Kinder in die unterschiedlichsten Krankenhäuser in Deutschland zu bringen und so kam auch das erste Friedensdorfkind nach Mayen. Es war ergreifend, dass es gerade der Heilige Abend war, als die schwerkranken Kinder ankamen.
Heiliger Abend 1988 - was für ein Tag - als ein Flugzeug mit 15 kranken verletzten Kindern auf dem Flughafen in Frankfurt am Main landete. Eine bleibende Erinnerung für die Soldaten, die in nächster Nähe dabei waren und die halfen, die Kinder aus dem Flugzeug in die Transporthubschrauber zu bringen. Franz Josef Gerster, der leider schon verstorben ist, war dabei. Er lebte mit seiner Familie in Mayen auf dem Knüppchen, dort, wo damals viele Soldatenfamilien Wohnungen und Häuser gefunden hatten. Er und seine Frau hatten von den damaligen Weihnachtstagen an die Idee, diesen Kindern weiter zu helfen. Die Frauen der evangelischen Gemeinde wurden angesprochen und sofort war der damalige Bastelkreis bereit zu helfen und war somit ansprechbar für diese gute Idee. Ein gemeinsamer Basar im "Haus im Möhren", dem damaligen Soldatenheim, wurde gemeinsam geplant.
Im Frühjahr 1989 fand dann der gemeinsame Basar statt. Auch der Wirt war begeistert und kochte für alle Besucher*innen eine leckere Erbsensuppe in großen Töpfen, wie es bei der Bundeswehr üblich war. Die Freude am Abend war dann bei allen Ausrichtern des Basars sehr groß über die vielen Gäste, die guten Einnahmen, die zusammenkamen und über die hervorragende Zusammenarbeit. Für eine große Tombola wurden Gewinne gesammelt. Ilse Kucera und Marlis Knappe gingen in Mayen von Geschäft zu Geschäft und baten um Mithilfe. Auch schöne selbstgefertigte Handarbeiten wurden von den Frauen gebastelt. Es waren viele Mayener, die bei diesem ersten Basar für das Friedensdorf ihre Hilfe anboten. Am Abend konnte Erika Gerster im Namen aller Beteiligten dem ehemaligen Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs 4600 DM überreichen. Es wurde viel erreicht. Die gute Zusammenarbeit zahlte sich aus. Danach entstand in Mayen, besonders in der evangelischen Kirchengemeinde, die ehrenamtliche Arbeit für die Kinder des Friedensdorfes. Aus der Gruppe einiger Frauen heraus wurde später eine Betreuergruppe für die kranken Kinder gegründet. Dieser schlossen sich im Laufe der Jahre viele Mayener an. Werner und Marlis Knappe waren die Ansprechpartner für das Friedensdorf und betreuten die ersten Kinder in Mayen im Elisabeth-Krankenhaus. Sie fanden aber bald Hilfe und es hat sich eine kleine Gruppe bilden können, die sich später den Namen "Freundschaftskreis Friedensdorf" gab.
In den darauffolgenden Jahren fanden über 35 Kinder im Elisabeth Krankenhaus Mayen Heilung. Die Kinder kamen aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt. So gibt es Erinnerungen an Kinder aus Angola, Afghanistan oder aus Georgien und viele andere Kinder. Die Betreuer*innen lernten sehr viel in dieser intensiven Zeit. Andere Länder, andere Sitten so sagt es uns ein Satz, den wir wirklich zu spüren bekamen. Wir erlebten viel Erfreuliches aber auch manches Schwierige. Natürlich kannte kein Kind die deutsche Sprache und mit Händen und vielen Gebärden verbrachten wir die ersten Tage. Auch wir kannten ihre Sprache nicht. Kinder lernen schnell, viel schneller als wir es glaubten und sehr bald konnten wir uns gut verständigen. Wir waren so etwas wie die Freund*innen oder die Ansprechpartner*innen in der Zeit des Krankenhausaufenthaltes. Wir sorgten für Trost, aber auch für gemeinsame Spaziergänge, Spiele und frische Wäsche, neue Schuhe und Kleidung und täglich einen leckeren gesunden Apfel. Aus unserer Gruppe der ersten Anfänge war jetzt eine starke Helfergruppe von vielen Menschen aus Mayen und Umgebung geworden, die alle, nach einem Seminar im Friedensdorf, in dieser Arbeit ihre Zufriedenheit fanden.
So vergingen die Jahre mit vielen unterschiedlichen Kindern und vielen unterschiedlichen Betreuer*innen. Einige sind über dreißig Jahre dabei, andere Betreuer*innen haben zwei bis fünf Jahre die Kinder betreuen können. Es sind viele Erfahrungen im Umgang mit den kranken Kindern der Welt gesammelt worden.
Von einem Frieden ist das Land Afghanistan auch heute noch weit entfernt. Wir alle haben um die Kinder gebangt, als die Taliban das Land eroberten. Trotz allem kommen auch heute die Kinder wieder nach Deutschland und suchen Hilfe in unseren Krankenhäusern. Leider hat das Elisabeth-Krankenhaus in Mayen seine medizinische Hilfe für diese kranken Kinder eingestellt.
Der Freundschaftskreis Friedensdorf Mayen hat sich andere Aufgaben als nur die Betreuung der Kinder suchen müssen und hat sie auch gefunden. Mehrmals im Jahr finden Verkaufsaktionen auf dem Mayener Marktplatz statt und auch beim Weihnachtsmarkt in Mayen bekommt die Gruppe des Freundschaftskreises ein Häuschen auf dem Markt, um den kranken Kindern der Welt mit Hilfe vieler Mayener Bürger*innen beizustehen. Lebensmittelsammelaktionen und Kleidersammelaktionen finden auch nach Bedarf statt. Sogar eine Ausstellung "Kinder im Krieg" war auf Nachfrage bei der Sparkasse in Mayen möglich und vom Oberbürgermeister Wolfgang Treis, über Ärzt*innen des Krankenhauses und des evangelischen Pfarrers kamen viele interessierte Mayener Bürger*innen.
Später stellte sich die Mayener Gruppe beim Christusfest auf der Festung Ehrenbreitstein zusammen mit den Freundschaftskreisen des Friedensdorfes aus Lahnstein, Neuwied und Koblenz vor. An den drei aufgebauten Ständen wurden Informationen über die Kinder weitergegeben, Bastelarbeiten verkauft und Kinderspiele angeboten. Zur Gitarre trugen wir fröhliche Lieder vor und es sammelten sich durch unsere Aktivität viele Menschen an unseren drei Ständen.
Hilfe suchen immer noch viele kranke Jungen und Mädchen, besonders die Kinder aus Afghanistan. Im März 2022 holte das Friedensdorf 89 Mädchen und Jungen zur Behandlung nach Deutschland. Die große Hoffnung ist, dass das Elisabeth-Krankenhaus in Mayen diesen kranken Kindern bald wieder medizinische Hilfe gibt.
Die Nachrichten und Bilder, die uns täglich vom Ukraine-Krieg erreichen, sind furchtbar. Zerstörte Häuser und Kliniken, verzweifelte Menschen, die auf Hilfe hoffen, erschöpfte Geflüchtete, die nach tagelangen Strapazen hier ankommen - meist Frauen und Kinder. In Kooperation mit der Stadt Oberhausen hat das Friedensdorf 30 geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufgenommen. Die Frauen, Männer und Kinder erhalten Schlafmöglichkeiten und Verpflegung auf dem Gelände der Oberhausener Einrichtung.
Die Stadt Mayen schaut bei dieser ehrenamtlichen Aufgabe der Mayener des Freundschaftskreises Friedensdorf schon über 30 Jahre über seine Mauern hinaus. Alle Kinder, welche bei uns Betreuung gefunden haben, nehmen auch ein Stück Frieden mit in die Heimat zurück.
Im Eingangsbereich des Mayener Rathauses steht ein Spendenhäuschen. Dieses Spendenhäuschen wurde mit Erlaubnis des Oberbürgermeisters Dirk Meid im Foyer des Rathauses aufgestellt und wird alle 8 Wochen vom Freundschaftskreis geleert. Das gespendete Geld wird auch dem Friedensdorf für die kranken Kinder überwiesen.
Eine besondere Auszeichnung gab es für den Freundschaftskreis. 2019 übergab die Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Mainz der Gruppe den Brückenpreis. Stolz trugen ihn Monika Müller, Manuela Helmes, Marlis Knappe und Brunhilde Weiss zu den anderen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, die in Mayen am Weihnachtshäuschen warteten.
Unsere Welt ist keine friedliche Welt und so wird der Freundschaftskreis in Mayen seine ihm selbst gegebene Aufgabe weiter machen und gerne dürfen sich Menschen mit einem liebevollen Herzen für die Kinder der Welt dieser ehrenamtlichen Arbeit anschließen. Neue Ideen und neue Wege sind immer gefragt.
[Marlis Knappe, April 2022]
Marlis Knappe engagiert sich gemeinsam mit vielen weiteren Ehrenamtler*innen seit vielen Jahren für die Friedensdorf-Hilfe.
One Response
Marlis Knappe
Danke, dass Ihr den Bericht von mir in verkürzter Form übernommen habt. Wir konnten und können mit diesem Bericht auch wieder Menschen ansprechen und hoffen, dass es positiv ins Friedensdorf zurück schallt. Öffentlichkeitsarbeit ist auch eine wichtige Aufgabe für unsere Kinder, denn wer nichts weiss, kann auch nicht helfen etwas zu verändern und auch die gute Zusammenarbeit ist ein wichtiger Faktor in der Friedensdorfarbeit. Bleibt gesund und frohen Mutes, auch wenn der Krieg in der Ukraine uns in ungewisse Zeiten drängt.
Ein Lied welches wir immer getanzt haben: „Große Kraft des Friedens, du allein bist unser Ziel, lass Frieden wachsen und Kriege vergehn, Mir, Mir o Mir.“
Gruss Marlis Knappe