Mitgliederversammlung 2022

(v.l.n.r.): Schriftführerin Annegret Hübbers, 1. Vorsitzender Dr. Ralf Peppmüller, Friedensdorf-Leiterin Birgit Stifter, stellv. Vorsitzender Stefan Hennig, stellv. Friedensdorf-Leiter Thomas Killmann und Schatzmeister Klaus Wieprecht.

Corona-Pandemie eröffnet neue Wege

Friedensdorf International zieht Bilanz

Am Samstag, den 28. Mai 2022, versammelten sich die Mitglieder der Aktion Friedensdorf e. V. in der Dinslakener Zentralstelle. Es wurde ein Rückblick auf das Vereinsjahr geworfen und auch in diesem Jahr die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Hilfe des Friedensdorfes thematisiert.

Nach den Wahlen durch die Mitglieder wurden der stellvertretende Vorsitzende Stefan Hennig und Schriftführerin Annegret Hübbers wiedergewählt.

Der Bilanzgewinn für das Haushaltsjahr 2021 ist um 23 Prozent geringer als im Jahr 2020. Dies ist insbesondere auf den Rückgang zugewendeter Erbschaften zurückzuführen; ein Posten, der ohnehin nicht kalkulierbar ist. Insgesamt ist die finanzielle Lage des Vereins als stabil zu bewerten. Das Friedensdorf dankt allen Spender*innen, die die Friedensdorf-Hilfe unterstützt haben und weiterhin unterstützen.

Vor diesem Hintergrund gehören zu den drei Arbeitsbereichen des Friedensdorfes unverändert die medizinische Einzelfallhilfe für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten, die weltweite Projektarbeit für eine Verbesserung der medizinischen Infrastruktur in den Heimatländern sowie die friedenspädagogische Arbeit des Bildungswerkes in Deutschland.

Betrachtet man das Jahr 2021 insgesamt, so hat Friedensdorf International jeden Moment genutzt, um auch während der Corona-Pandemie seinem Satzungsauftrag nachzukommen und die medizinische Einzelfallhilfe sowie die Projektarbeit fortzuführen. Gleiches gilt für die friedenspädagogische Arbeit des Bildungswerkes, das einen Großteil seiner Angebote im Jahr 2021 digital durchgeführt hat.

Zu Beginn des Jahres 2021 hatte Friedensdorf International nicht damit rechnen können, wieder mehr verletzte und kranke Kinder als im Vorjahr aufnehmen zu können. Umso größer war die Freude der Kinderhilfsorganisation darüber, dass 2021 insgesamt 122 Kinder aus Afghanistan, Angola, Usbekistan und Tadschikistan zu medizinischen Behandlungen nach Deutschland kommen konnten (Vorjahr: 88). Im März 2022 folgte die Aufnahme 89 kranker und verletzter afghanischer Kinder, nur wenige Wochen später gelang erstmals seit zwei Jahren die Einreise von 13 Kindern aus Gambia, um ihnen mit einer medizinischen Behandlung in Deutschland die Chance auf ein gesundes Leben zu ermöglichen. Unter Berücksichtigung der zwischenzeitlichen Heimkehr genesener Kinder befanden sich Ende Mai 2022 insgesamt 190 Kinder im Friedensdorf.

Um zu ermöglichen, dass inzwischen fast viermal so viele Mädchen und Jungen im Friedensdorf leben, als noch vor einem Jahr, ist Friedensdorf International teilweise neue Wege gegangen. So wurden Kinder aus Usbekistan und Tadschikistan, die normalerweise gemeinsam mit Kindern aus Afghanistan in einem Charterflug nach Europa kommen, im vergangenen Jahr mit Linienflügen nach Deutschland gebracht. Im Mai 2022 war es dann erstmals nach drei Jahren wieder möglich, gemeinsam mit Partnerorganisationen – in Usbekistan mit „Soglom avlod uchun - Stiftung für eine gesunde Generation“ und in Kirgistan mit „Together for Health“ – Kinder aus den zentralasiatischen Ländern für eine medizinische Behandlung auszuwählen.

Neue Wege zur effektiven Hilfe mussten auch im Angesicht der Hungerkatastrophe in Afghanistan gefunden werden. Friedensdorf International machte es gemeinsam mit der Partnerorganisation „Afghanischer Roter Halbmond“ möglich, insgesamt 10.000 Lebensmittelpakete in drei großen Lieferungen im Winter 2021 und Frühjahr 2022 an hungernde afghanische Familien zu verteilen. Die letzte Lieferung im April wurde zu mehr als 50 Prozent vom „Sternstunden e.V.“, der Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, mitfinanziert. Durch die Hilfsaktionen konnte für rund 70.000 Menschen eine existentielle Bedrohung einen Monat lang abgewendet werden.

Außerdem hat das Friedensdorf zusammen mit dem „Roten Halbmond“ in Afghanistan den Bau eines 100 Meter tiefen Brunnens finanziert. Auf dem Gelände des Sozialprojekts „Marastoon“ in Jalalabad wird dieser in wenigen Tagen „eingeweiht“. Im „Marastoon“ leben Waisen und alleinerziehende Mütter, die nicht die Möglichkeit haben, sich eigenständig zu versorgen. Ihnen wird eine Unterkunft gegeben und eine handwerkliche Ausbildung ermöglicht. Mit dem neuen Brunnen erhalten insgesamt 150 Waisen und Witwen zuverlässigen Zugang zu Trinkwasser.

Neue Wege bestritt Friedensdorf International auch im Irak. Zusammen mit der „Barzani Charity Foundation“ konnte im Mai 2022 in Irakisch-Kurdistan eine Lebensmittelverteilung für 1.200 geflüchtete ezidische Familien realisiert werden. Erst kürzlich sind sie vor jüngsten Angriffen in das autonome Kurdistan geflohen. Die Menschen der religiösen Minderheit lebten zuvor in der Shingal-Region und sind in der Vergangenheit immer wieder Opfer von religiös motivierten Angriffen geworden. Eines der Lebensmittelpakete sichert die Versorgung einer Familie für etwa zwei Wochen.

Schweigeminute für Opfer aus Kriegs- und Krisengebieten

Die Mitglieder legten für die Opfer der Kriegs- und Krisengebiete weltweit eine Schweigeminute ein und gedachten dabei besonders auch der Opfer und der bislang Millionen Flüchtlinge des Ukraine-Krieges. In Kooperation mit der Stadt Oberhausen hat das Friedensdorf geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufgenommen. Den Frauen, Männern und Kindern werden Schlafmöglichkeiten und Verpflegung auf dem Oberhausener Gelände der Einrichtung zur Verfügung gestellt. Die Situation in der Ukraine bedeutet für das Friedensdorf ein moralisches Dilemma. Denn seit jeher vertritt die Kinderhilfsorganisation eine pazifistische Grundeinstellung. Doch im Fall des Krieges in der Ukraine sind die Stimmen in der Öffentlichkeit inzwischen sehr laut geworden, die das Recht auf Selbstverteidigung stärken – notfalls auch mit Waffengewalt. Dieser „Notfall“ ist längst eingetreten. Waffenlieferungen an die Ukraine finden statt mit dem Ziel, den Krieg und damit das Leid der Menschen in diesem Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Ob Waffenlieferungen auch aus Deutschland zu diesem Ziel führen und wie diese zu bewerten sind, darüber gibt es in der Öffentlichkeit unterschiedliche Meinungen und das Ergebnis steht noch aus. Für das Friedensdorf gilt jedoch weiterhin, was sich seit den Gründungstagen in der Einrichtung immer wieder aufs Neue zeigt: Krieg und Waffengewalt können und dürfen keine legitimen Mittel sein, um Konflikte zu lösen. Darum untermauert das Friedensdorf einmal mehr seinen Appell, eine friedliche Lösung aus der Spirale von Gewalt, Not und Leid zu suchen, um den Kindern von heute Frieden im Morgen zu schenken. Aus Sicht des Friedensdorfes ist es dabei nicht einerlei, auf welche Weise dieser Frieden hergestellt wird.

3 Responses

  1. Anne Below
    | Antworten

    Herzlichen Glückwunsch allen Gewählten und vielen Dank allen Friedensdorflern für die tolle Arbeit,viel Kraft und Enthusiasmus für die weiteren nicht leichter werdenden Aufgaben
    Ich drücke die Daumen,dass wir uns dieses Jahr mal wieder in Oberhausen treffen können LG Anne Below

  2. Tobias
    | Antworten

    Nie waren die Stimmen des Pazifismus wichtiger als heute. Ja es scheint naheliegend und legitim zu sein, dass man zurück schießt, wenn man beschossen wird. Aber nach dem ersten zurück schießen ist die Spirale der Gewalt eröffnet. Dann geht es nur noch darum zuerst zu schießen, schneller, weiter, zielgenauer als der Feind. Gelingt dies nicht, weiten sich die Ziele auf Infrastruktur und im schlimmsten Falle auch zivile Ziele aus. Dem stellt das Friedensdorf die Friedenspädagogik und die Unterstützung der Opfer entgegen. Wenn man Opfer durch den Einsatz von Waffen schützen möchte erzeugt man mittelfristig mehr Opfer. Ich bin dem Friedensdorf International für seine Haltung sehr dankbar. Ich bin mir sicher, von den Kindern die wir behandeln haben werden viel weniger Gewalttaten verübt werden. Wir bleiben dem Frieden verpflichtet. Glück Auf Tobias

  3. Nurisa Dzhaparova
    | Antworten

    Спасибо большое Friedensdorf International за помощь детям, спасибо немецким докторам за операции, спасибо волонтерам Peace Village за тяжелую работу по уходу за детьми и их бережное отношение к ним! Кыргызстан присоединился в 2013 в феврале и за 9 лет было пролечено 149 детей. Родители бесконечно благодарны Friedensdorf International и всем кто помогает детям. Несмотря на сложную ситуацию; войны, экономический кризис по всему миру, который еще больше усугубил и без того катастрофическую ситуацию в социальном секторе в развивающихся странах, Friedensdorf International привержен своим поставленным целям -помогать детям. Помогая ребенку, Friedensdorf International помогает родителям и стране в целом откуда этот ребенок. В сознание каждого ребенка, сотрудники Peace Village стараются внести такие понятия как; уважение к чужому труду, бережное отношение к предметам и окружающему миру, помощь слабому и толерантное отношение к другой расе. Дети возвращаются из Германии совершенно другими, они становятся сильнее, культурнее и самое главное мотивированы изменить мир в своей стране в лучшую сторону. Спасибо большое Friedensdorf International, Vielen Dank fur alles!!!

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