Friedensdorf-Team fliegt erneut nach Afghanistan
Vor einem Jahr übernahmen die Taliban die Macht in Afghanistan. Ein Friedensdorf-Team war damals vor Ort. Seitdem konnten zwei Hilfsflüge für kranke und verletzte Kinder aus Afghanistan durchgeführt werden. Vom 12. bis zum 21. August fliegt wieder eine Delegation von Friedensdorf International nach Afghanistan und wird vor Ort eine Gruppe von etwa 50 Kindern vorbereiten, die mit einem Hilfsflug im November zu einer medizinischen Behandlung nach Deutschland gebracht werden sollen. Auch die Projektarbeit vor Ort soll ausgeweitet werden. Erst kürzlich konnten zwei Brunnen – in Kundus und in Dschalalabad – gebaut werden. Nun soll einer der Brunnen und auch der Ort in Herat, in dem ein neues Brunnenprojekt geplant ist, besichtigt werden.
In dem folgenden Blog schildert unser Team um Friedensdorf-Leiterin Birgit Stifter, Friedensdorf-Mitarbeiterinnen Birgit Hellmuth und Claudia Peppmüller, den Journalisten Jan Jessen und den Fotografen André Hirtz seine Eindrücke vor Ort.
Kabul, 12.08.2022
Heute Morgen sind wir gut in Kabul gelandet. Direkt nach der Ankunft wurde mit den Kindervorstellungen begonnen. Seit unserem letzten Besuch im März hat sich die medizinische Situation noch einmal dramatisch verschärft. Die Kinder kommen ohne Verbände, auch wenn einigen, die unter Knochenentzündungen leiden, der Eiter bereits aus dem Bein läuft.
Kabul, 14.08.2022
Jalalabad, 15.08.2022
Heute haben wir das Marastoon unserer Partnerorganisation in Jalalabad besucht. Hier leben 37 alleinerziehende Frauen und 200 Waisenkinder. Wie im Marastoon in Kabul ist das Ziel, dass die Frauen über eine dreijährige Schulung in verschiedenen handwerklichen Bereichen lernen, sich und ihre Kinder eigenständig durchzubringen. Gefreut haben sich alle über den vom Friedensdorf finanzierten Brunnen. Das war ein erster wichtiger Schritt, um die Lebenssituation hier - vor allem für die Kinder - zu verbessern. Dass es den Menschen wirtschaftlich nicht gut geht, spiegelte nicht nur dieses Projekt. In der Provinz Nangarhar, eigentlich wie im ganzen Land, leiden die Menschen. Hunger und eine hohe Arbeitslosigkeit bedrohen ihre Existenz.
Kabul, 15.08.2022
In Kabul angekommen, haben wir diese Situation vorgefunden. Heute vor einem Jahr waren wir dabei als die Taliban die Macht übernommen haben. Mit dieser "Parade" haben sie nun ihre einjährige Herrschaft demonstriert.

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Kabul, 16.08.2022
Wir waren heute in einem Krankenhaus der italienischen NGO Emergency Relief Afghanistan. Hier werden Menschen behandelt, die Opfer von Waffengewalt geworden sind. Seit Jahresbeginn haben sie hier über 1100 Patientinnen und Patienten behandelt. Viele von ihnen wurden durch Explosionen oder Kugeln verletzt, andere haben Wunden von Messerangriffen. Der kleine Junge, mit dem Claudia Peppmüller spricht, hat ein Auge durch Schrapnelle verloren, seine beiden Beine sind kaputt. In den vergangenen Tagen haben sie hier 25 neue Patienten aus Pandschir aufgenommen, die bei Kampfhandlungen verletzt wurden. Die Sicherheitslage mag seit der Machtübernahme der Taliban vor einem Jahr besser geworden sein, sicher ist es jedoch nicht in Afghanistan.
[Text: Jan Jessen]
[Foto: André Hirtz]
Herat, 17.08.2022
Heute waren wir in der größten Einrichtung für psychisch erkrankte Menschen in Afghanistan. Hier sind fast 250 Patientinnen und Patienten untergebracht. Unter den etwa 200 Männern sind viele ehemalige Soldaten, die schwerst traumatisiert wurden. Die Leute werden hier mit Medikamenten ruhig gestellt. Einige sind mit Eisenketten gefesselt. Ein Ort, der zeigt, was Krieg aus Menschen macht!
[Text: Jan Jessen/Friedensdorf International]Kabul, 21.08.2022
Wir verlassen Afghanistan mit dem Versprechen wieder zukommen. Während des gesamten Aufenthaltes haben uns unsere Partner freundschaftlich und herzlich umsorgt. Nicht eine Minute haben wir uns in diesem Land unwohl gefühlt. Die vielen Begegnungen und Gespräche auf den Straßen in Kabul, Jalalabad und Herat waren geprägt von Neugier, Respekt und einer Warmherzigkeit, die wir sicherlich so schnell nicht vergessen werden. Es wird nicht gejammert in dieser desolaten Lage, sondern gehofft, dass die Zeiten wieder besser werden.
One Response
Grana
Herzlichen Dank, dass Sie die Afghanen nicht alleine lassen und immer wieder in das Land einreisen, um Kinder zu retten und Familien Hoffnung zu geben.