Esmail (Mitte) kann jetzt eigenständig laufen und endlich ohne Schmerzen mit seinen Freunden spielen.
Eine Geschichte zum Weltkindertag
Als verletzlichste Glieder der Gesellschaft sind Kinder besonders schutzbedürftig und haben besondere Rechte. Um diese Rechte jährlich zu bekräftigen, empfahlen die Vereinten Nationen ihren Mitgliedsstaaten 1954 einen weltweiten Kindertag einzuführen. In Deutschland etablierte sich der 20. September als der Tag, um die Kinderrechte zu feiern und deren Durchsetzung zu fordern. Das Friedensdorf möchte den heutigen Tag nutzen, um an eines der essentiellsten der Kinderrechte zu erinnern – nämlich das Recht auf Gesundheit. Denn bei jedem seiner Hilfseinsätze muss das Friedensdorf feststellen, dass dieses Recht noch immer vielen Kindern verwehrt bleibt.
Ein Recht auf Gesundheit hat auch der kleine Esmail aus Afghanistan. Dass ihm dieses jedoch allein in der Theorie zusteht, musste ein Friedensdorf-Team im Februar dieses Jahres feststellen, als es den Jungen zum ersten Mal im Rahmen einer Kindervorstellung in Kabul sah. Esmail wurde von seinem Vater in die Räumlichkeiten des Afghanischen Roten Halbmondes, seit 1988 Partnerorganisation von Friedensdorf International, getragen. Er war nicht in der Lage, eigenständig zu laufen. Sein Körper war komplett ausgemergelt. Bei einem Autounfall wenige Monate zuvor wurde Esmails rechtes Bein schwerstens verletzt. Vermutlich wurde er von einem Auto mitgeschliffen, sodass sich die Haut von seinem Bein gerissen wurde. Unzureichende Wundversorgung und wiederholte unsachgerechte Entfernung des Verbandes führten dazu, dass anstelle eines Beines von der Hüfte abwärts nur noch rohes Fleisch zu sehen war. Für eine medizinische Versorgung fehlte der Familie das nötige Geld. Weder mit Medikamenten, geschweige denn mit einfachen Scherzmitteln wurde Esmail versorgt. Lediglich einen Verband, der notdürftig um sein Bein gewickelt war, konnte die Familie noch besorgen. Bis zu den Kindervorstellungen in Kabul hatte Esmail in diesem Zustand zuhause gelegen. Wie sein Vater dem Friedensdorf-Team erklärt, sei der Junge nicht zu stabilisieren gewesen, da die Familie nichts zu essen hat und in bitterer Armut lebt. Als Esmail bei der Untersuchung in Kabul der Verband abgenommen wurde, war er selbst zum Schreien und Weinen zu schwach.
Bis zum Hilfseinsatz im März bangte das Friedensdorf um Esmail und war weiterhin skeptisch, ob er die Zeit bis zum Abflug überleben würde. Doch Esmail schaffte es. Direkt nach seiner Ankunft in Deutschland kam er sofort in eine Klinik in Tübingen, wo er intensivpflichtig versorgt wurde. Die zuständigen Ärzte konnten Esmails schwer verletztes Bein nicht retten, dafür aber sein Leben. Heute, nach monatelanger Behandlungszeit, sehen die Mitarbeitenden im Oberhausener Friedensdorf einen völlig veränderten Jungen. Esmail kann sich mit seiner Unterschenkel-Prothese schon sehr gut fortbewegen, er kann lachen, er kann spielen – und das ohne Schmerzen. Der Junge, der vor nicht mal einem halben Jahr schwerst verletzt auf einer Vakuum-Matratze nach Deutschland kam, ist nicht wiederzuerkennen.
Esmails medizinische Behandlung in Deutschland war seine letzte Rettung. Seine Geschichte steht stellvertretend für die Geschichten vieler Kinder, die das Friedensdorf in seine Obhut genommen hat. Doch Esmails Genesung grenzt fast an ein Wunder. Es zeigt uns allen, dass es sich lohnt, um jedes einzelne Kind zu kämpfen, das in seiner Heimat keinerlei Zugang zu einer medizinischen Versorgung hat. Esmail und Millionen weitere Kinder haben ein Recht darauf, behandelt zu werden, leben zu dürfen. Das Friedensdorf möchte ihnen dieses Recht einräumen und Chance auf ein gesundes Leben geben – was nur dank zahlreicher Spender und Spenderinnen seit 55 Jahren möglich ist.
One Response
Birgit Seubert
Was für ein schönes Bild, die Kraft der Freude am Leben (auch noch unterstrichen durch zwei rote Boxhandschuhe) hat den Dreien beim Durchkämpfen geholfen. Möglich gemacht, dass die Kinder um ihre Gesundheit kämpfen können, hat es das Friedensdorf International. Danke für das fröhliche Bild und auch die traurigen Bilder – sie sagen alles aus, was man wissen muss. Und „Socken alle beide“ gelingt hin und wieder auch (-: