Eindrücke unseres Teams aus Afghanistan

with Ein Kommentar

                                                                                    (Foto: André Hirtz)

 

Am 8. Februar ist ein Friedensdorf-Team um Birgit Hellmuth, Claudia Peppmüller und den Journalisten Jan Jessen nach Afghanistan geflogen. In Kabul warteten Eltern, um dem Einsatzteam ihre kranken und verletzten Kinder für eine medizinische Behandlung in Deutschland vorzustellen. Unter anderem wurden auch die "Marastoon"-Projekte des Afghanischen Roten Halbmondes besucht.
Am 18. März sind Friedensdorf-Mitarbeiterinnen Birgit Hellmuth und Claudia Peppmüller, diesmal mit Dr. Steinen-Perschke, erneut in das Land geflogen, um die Kinder für den kommenden Hilfsflug vorzubereiten. Am Donnerstag, den 23. März erwarten wir 80 neue Kinder aus Afghanistan im Friedensdorf.
In diesem Blog berichtet unser Team von seinen Eindrücken vor Ort.

Kabul, 25.03.2023

 

Die Fischdosen, die medizinischen Hilfsgüter und die Kleidung sind sicher im Depot des Afghanischen Roten Halbmondes angekommen. In den nächsten Tagen werden sie an die Marastoon Projekte sowie an bedürftige Familien verteilt. Das große Depot, welches vor allem Güter zur Erstversorgung im Katastrophenfall einlagert, ist erschütternd leer. "Fast alle hungern in Afghanistan. Jüngst das letzte Erdbeben hat ganze Dörfer in der Provinz Laghman und Samargan zerstört. Auch der Starkregen in der Provinz Balk hat in Dörfern die Lehmhäuser zusammenbrechen lassen. Die Hilfsgüter, die wir über das Friedensdorf oder andere Halbmond Organisationen erhalten, werden sofort verteilt. Wir brauchen viel mehr Unterstützung, denn die Not ist einfach so groß," erklärt uns unsere Partnerorganisation immer wieder. Alle sind hier so dankbar, dass wir in dieser schweren Zeit die Hilfe ausgebaut haben.

 

Dieser Dank gebührt euch! Denn ohne eure Fischdosenspende, Kleiderspende oder Geldspende könnten wir nicht so viel bewegen!

Kabul, 24.03.2023

 

Heute ist in Kabul ein sehr regnerischer Tag. Das hat einige Familienmitglieder nicht davon abhalten können, Informationen über ihre Kinder, die noch bei uns im Friedensdorf sind, zu erfragen. Bei ausnahmslos allen - der Mutter, dem Vater, der großen Schwester oder dem Bruder - flossen Tränen als sie die Post " ihres " Kindes erhalten haben. Die Kinderpost ist immer versehen mit einem aktuellen Foto und einer persönlichen Nachricht an die Familie. Bei einem Kind stand nicht nur heimatsprachlich, dass es seine Familie liebt, sondern auch auf Englisch, vermutlich weil es weiß, dass sein Bruder sehr gut im Englischen ist. Auch, wenn es alle schmerzt, alle waren sich einig, dass das Kind erst zurückkehren soll, wenn die medizinische Behandlung abgeschlossen ist.

Düsseldorf, 23.03.2023

 

Wir freuen uns, dass die 80 afghanischen Kinder vor wenigen Stunden gut in Düsseldorf angekommen sind. Sie erhalten nun eine medizinische Behandlung in Deutschland. Wir danken allen Helferinnen und Helfern noch einmal herzlich für ihre Unterstützung!

Kabul, 23.03.2023

 

Gleich müsste die Chartermaschine mit 80 kleinen Patienten in Düsseldorf landen. Wenn auch mit Tränen in den Augen, so waren doch alle Eltern glücklich, dass ihrem Kind eine medizinische Behandlung zuteil wird. Ganz herzlich möchten wir uns bei den vielen Kliniken bedanken, die uns eine kostenlose Behandlung in Ihrem Hause ermöglichen. Auch unseren vielen ehrenamtlichen HelferInnen und SpenderInnen, die diesen Hilfseinsatz unterstützen, gilt ein besonderer Dank! Ohne Teamarbeit geht es einfach nicht!

Der schönste Teil unserer Hilfe bleibt eindeutig die Übergabe der genesenen Kinder an ihre Familien! Parallel zu dem Hilfsflug nach Deutschland flossen bei den Müttern, Vätern und Geschwistern Tränen der Freude, dass sie endlich ihr Kind wieder in die Arme schließen konnten! ARCS Präsident Mawlavi Matiul Haq Khalis ließ es sich nicht nehmen die Kinder persönlich zu begrüßen. Ohne unsere verlässliche Partnerorganisation könnten wir so vielen Kindern nicht helfen.

Düsseldorf, 22.03.2023

 

Heute freuen sich 49 Kinder auf ihre Heimreise nach Afghanistan. Morgen erwarten wir die 80 kranken und verletzten afghanischen Kinder, die für eine medizinische Behandlung nach Deutschland kommen.

Kabul, 22.03.2023

 

In Kabul ist das Erdbeben glimpflich ausgegangen. Auch bei den Kindern, die morgen mit uns nach Deutschland fliegen werden, scheint alles gut gegangen zu sein. Bisher hat sich keine Familie beim ARCS gemeldet. Wie erwähnt haben wir alle 80 Kinder gestern gesehen und Coronatests durchgeführt, falls erforderlich den Verband gewechselt sowie die Friedensdorf Zeichensprache trainiert. Hier nun ein paar Impressionen.

Kabul, 21.03.2023

 

Eigentlich wollten wir euch gerade Fotos von unseren Vorbereitungen der neuen Kindergruppe posten. Plötzlich fing die Erde in Kabul an zu beben und wir sind schnell aus dem Haus gerannt. Wie wir jetzt wissen hat es 7 Länder getroffen, darunter auch unsere Partnerländer Tadschikistan, Usbekistan und Kirgistan. In Kabul hatte das Beben eine Stärke von 6,5. Wir sind mit unseren Freunden erstmal draußen. Bis jetzt ist hier kein Nachbeben erfolgt.

Kabul, 21.03.2023

 

Im Februar haben wir Esa nach so langer Zeit wiedergesehen. Gestern haben wir ihn im ICRC in Kabul besucht. Alberto Cairo hat hier eine professionelle orthopädiemechanische Einrichtung geschaffen, in der ausschließlich Menschen arbeiten, die selber ein Handicap haben. Wir sind beeindruckt von dem international anerkannten Projekt!

Kabul, 20.03.2023

 

Seit gestern morgen sind wir wieder in Kabul, um die verletzten und kranken Kinder für den Hilfsflug am Donnerstag vorzubereiten. Bei unserem Spaziergang durch das Marastoon Kabul wurden wir herzlich von den Kindern auf Englisch begrüßt. Sie haben nach unserem Beruf gefragt und uns ihre Berufswünsche mitgeteilt. Genau wie bei uns im Friedensdorf träumen die Kinder davon Ärzte, Lehrer oder Piloten zu werden. Ein Junge erklärte, dass er später ein Marastoon Leiter sein möchte, weil er auch den Frauen und Kindern helfen möchte die in Not geraten sind. Er weiß am besten wie wichtig diese Hilfe ist, weil er eines von vielen Kindern ist, die ohne dieses Projekt kaum überleben könnte. Hier dürfen sie Kind sein, können die angrenzende Schule Bayat Highschool besuchen und ihre Mütter erhalten parallel eine Ausbildung als Näherinnen oder bald auch als landwirtschaftliche Selbstversorgerinnen. Wir finden, dass unsere Partnerorganisation, der Afghanische Rote Halbmond eine wertvolle und großartige Arbeit leistet.

Oberhausen, 16.03.2023

 

Heute gab es im Friedensdorf eine Abschiedsparty für die Kinder aus Afghanistan und Kurdistan/Nordirak, die zurück zu ihren Familien kehren dürfen. Gemeinsam haben die Kinder, Ehrenamtlichen und Mitarbeiter*innen einen schönen Nachmittag mit Tanz, Gesang und leckerem Essen verbracht. Alle hatten einen riesen Spaß!

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Kabul, 21.02.2023

 

Heute fliegen wir zurück nach Deutschland. Wir danken unseren Partnern für die großartige Zusammenarbeit und freuen uns jetzt schon auf das nächste Wiedersehen.

Kandahar, 19.02.2023

 

Heute sind wir in Kandahar, um uns ein weiteres Marastoon Projekt unserer Partnerorganisation, dem ARCS, anzuschauen. Auch hier hören wir, dass der Frieden sehr wertgeschätzt wird. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation.

Jalalabad, 19.02.2023

 

Auf dem Gelände des Spielplatzes im Marastoon Jalalabad stehen auch 10 Bänke, damit die Kinder sich vom Spielen ausruhen können.

Jalalabad, 18.02.2023

 

Vor gut zwei Stunden sind wir vom Marastoon Jalalabad zurückgekehrt. Noch immer erfreuen wir uns über das Kinderlachen, die strahlenden Augen der Kinder als sie "ihren" Spielplatz in Beschlag nehmen durften. Ihre Mütter bestaunten im Gebäude ihre frisch renovierten Räumlichkeiten. Besonders ihre neue Küche. Hier wird sich so schnell kein kleines Kind mehr verletzen, denn anstatt auf dem Boden wird nun alles wie bei uns oben gekocht. Die Sanierung konnte nur durch viele helfende Hände umgesetzt werden! Dafür möchten wir uns, aber vor allem unsere Partner, der Afghanische Rote Halbmond, von ganzem Herzen bedanken! Hier können Kinder nun Kinder sein und nach Herzenslust spielen, turnen und toben!

Kabul, 17.02.2023

 

Ein emotionales Wiedersehen: Das ehemalige Friedensdorf-Kind Esa trifft in Afghanistan auf Mitarbeiterin Birgit Hellmuth. Durch eine Schusswunde gelähmt kam Esa vor 30 Jahren in das Friedensdorf. Zunächst rechneten die Ärzte ihm keine Chancen aus, doch Esa überlebt und lernt, im Rollstuhl zu sitzen. Birgit Hellmuth erinnert sich noch gut an den damals neunjährigen Jungen. Beim Wiedersehen in Kabul erzählt Esa dem Friedensdorf-Team, dass er aus seiner Zeit in Deutschland viel mitgenommen hat. Unter anderem hat er gelernt, wie wichtig Hygiene und regelmäßiges Duschen ist, um die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden.
„Ich gucke nicht danach, was ich nicht mehr kann, sondern auf das, was ich kann,“ erzählt Esa dem Team. Ihm ist es wichtig, seine Krankheit zu akzeptieren und sich darauf zu konzentrieren, welche Möglichkeiten er trotz der Einschränkung hat. Das möchte Esa weitergeben. Auch die Hilfe, die er damals in Deutschland vom Friedensdorf-Team sowie allen Ehrenamtlichen und Beteiligten erhalten hat, gibt Esa, der mittlerweile ein Programm für gesellschaftliche Reintegration von Menschen mit Behinderungen leitet, in Afghanistan weiter.

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Kabul, 15.02.2023

Auch heute morgen erwarteten uns knapp über 200 Familien mit ihren schwer verletzten und kranken Kindern. Es ist schwer zu ertragen, dass wir sie auf den nächsten Hilfseinsatz vertrösten müssen, weil wir die Krankenhausbetten, die uns in Deutschland zur Verfügung stehen, bereits "belegt" haben.
Es gibt aber auch wirklich schöne Momente hier. Zu sehen wie gut sich ehemalige Friedensdorf-Kinder entwickelt haben, ist einfach nur schön! So war auch Sonita mit ihren Brüdern hier. Über sie wurde in 2019 bundesweit in der Frauenzeitschrift Brigitte berichtet. Ihr geht es richtig gut. Der damalige Artikel von Eva Lehnen ist noch im Netz zu finden.

Kabul, 14.02.2023

 

1990 holten wir den damals 10-jährigen Ghezaluddin aufgrund einer Knochenverletzung im linken Bein aus Afghanistan nach Deutschland. Der ehemalige Friedensdorf-Patient arbeitet heute als Arzt und behandelt Patientinnen und Patienten mit Infektionskrankheiten wie Corona und Tuberkulose im Afghan-Japan Communicable Disease Hospital in Kabul. Das Friedensdorf-Team traf den heutigen Arzt, der in diesem Video sowohl von seiner Erfahrung als ehemaliger Friedensdorf-Patient als auch von seiner Arbeit im afghanischen Krankenhaus berichtet.

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Kabul, 13.02.2023

 

Vor einer Minute hat Shir Mohammad unserer Büro verlassen. Vor fast 20 Jahren war er wegen einer Handverletzung im Friedensdorf. Heute hat er seinen Neffen, der eine Brandverletzung an seiner rechten Hand erlitten hat, bei uns vorgestellt. "Damals haben Ronald und Birgit mich nach Deutschland mitgenommen. Diese Hilfe habe ich nicht vergessen und hoffe, dass mein Neffe auch dieses Glück haben wird," erinnert er sich.

Kabul, 12.02.2023

 

Seit unserer Ankunft in Kabul sind wir nicht vor 24.00 Uhr in unserer Unterkunft. Täglich kommen hunderte Familien mit ihren verletzten und kranken Kindern. Heute Morgen, vor Beginn der Sichtung der Kinder, haben wir uns den erst kürzlich in Betrieb genommenen und von uns finanzierten Brunnen auf dem Marastoon-Gelände in Kabul angeschaut. Wir sind begeistert, dass die alleinerziehenden Mütter und ihre Kinder nun mit sauberem Wasser versorgt werden. Danach haben wir uns ein Gewächshaus auf diesem Gelände angeschaut. Jan Jessen, der unsere Hilfseinsätze hier seit August 2021 begleitet, hat mit seinem eigenen Verein, Caritas Flüchtlingshilfe Essen, dieses große Gewächshaus finanziert. Ziel ist eine Selbstversorgung mit frischen Lebensmitteln sowie die Schulung einiger Frauen im Anbau von Gemüse und Früchten. Mit diesem Wissen ist es ihnen möglich, sich und ihren Kindern, z.B. durch den Verkauf der Lebensmittel, zu sichern. Unsere Partnerorganisation, der Afghanische Rote Halbmond, freut sich sehr über diese nachhaltigen Projekte.

Kabul, 11.02.2023

 

Das ist Fazel. Er ist 22 Jahre alt und war von 2011 bis 2012 im Friedensdorf. Sein behandelnder Arzt in Deutschland hatte ihm damals gesagt, dass er im Alter von 23 Jahren eine neue Hüfte bekommen müsste. Als er hörte, dass wir in Kabul sind, nahm er den langen Weg auf sich, um uns zu fragen, ob er tatsächlich diesem Jahr in Afghanistan operiert werden müsste. Schmerzen hat er nicht und seine Befunde sind auch in Ordnung. Seine Augen strahlten, als er hörte, dass er diese Operation noch nicht benötigen würde. Er konnte es kaum erwarten diese Nachricht seiner Frau und seinen drei Kindern zu berichten. Mit 16 Jahren wurde er schon Vater. Für seine Familie nimmt er jeden Job an, den er kriegen kann. Ihr Leben beschreibt er als hart, aber er ist zufrieden. Er hat viel über seine Kinder erzählt und wirkte glücklich. Wir haben uns sehr gefreut ihn nach so vielen Jahren wiederzusehen.

Kabul, 10.02.2023

 

Inzwischen ist es in Kabul 21.50 Uhr. Direkt nach unserer gestrigen Landung in der afghanischen Hauptstadt haben wir, bis zum jetzigen Zeitpunkt, bereits über 300 verletzte und kranke Kinder gesehen. Bis Birgit Hellmuth, Jan Jessen und unser ARCS-Team für heute den Raum, in dem die Kindervorstellungen stattfinden, verlassen können, werden sicherlich noch zwei Stunden vergehen. Noch immer hoffen viele Familien, dass ihre Kinder eine medizinische Behandlung in Deutschland erhalten können. Und das ist auch für viel mehr Kinder als wir auswählen dürfen, bitter nötig. Offene Wunden werden z.B. mit dem Kopftuch der Mutter abgewischt, weil die Familie kein Geld für Verbandsmittel oder Schmerzmittel aufbringen kann. 90% der Familien verfügen über kein oder so wenig Einkommen, dass sie sich keine Lebensmittel kaufen können. Mehrere Tage nichts zu essen, ist für sie inzwischen normal. Und das ist allen anzusehen. Würde man Jahreszeiten nach dem Tragen von Kleidung beurteilen, dann wäre hier Hochsommer. Nach wie vor herrschen in Kabul jedoch noch ab Einbruch der Dunkelheit bis zu Minus 11 Grad! Wir können vor all diesen Kindern und ihren Familien nur den Hut ziehen, denn sie geben die Hoffnung auf bessere Zeiten und Hilfe nicht auf. "Bitte vergesst uns nicht und Danke, dass ihr da seid", sind die Worte, die wir am meisten hören.

One Response

  1. Birgit Seubert
    | Antworten

    „Schön, dass ihr da seid“ – diesem Satz kann man sich nur anschließen!

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