Hilfe von A bis Z
Von Angola bis Zentralasien:
Aktiv in mehr als zehn Kriegs- und Krisengebieten
Die Liste der Einsatzländer, in denen das Friedensdorf heute tätig ist, ist im Laufe der Jahre immer länger geworden. Aufgelistet sind im Folgenden Länder, mit denen das Friedensdorf kooperiert. In Vietnam wurden die Projekte inzwischen an die vietnamesischen Partner übergeben; mit Japan verbindet das Friedensdorf eine enge Freundschaft – Hilfseinsätze sind dort nicht von Nöten.
Afghanistan
Das Land am Hindukusch steht bereits seit 1987 auf der Liste der Friedensdorf-Einsatzländer. In den 1990er Jahren besiegten von Pakistan aus operierende und von den USA und Saudi-Arabien finanzierte Mudschaheddin die von der Sowjetunion gestützte Regierung. Die Aufteilung der Machtbereiche scheiterte; die fundamentalistisch islamisch ausgerichteten Taliban übernahmen die Macht, setzten eine radikale Interpretation des Islam und der Scharia durch. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den USA wurde das Taliban-Regime in einem maßgeblich von den USA geführten Krieg gestürzt. Das Land ist seit 2004 Islamische Republik. Afghanistan zählt zu den ärmsten Staaten weltweit und ist auch heute noch von einem Frieden weit entfernt.
Zum Jahreswechsel 1986/87 erreichte das Friedensdorf die Bitte um medizinische Hilfe für Kinder in den Flüchtlingslagern von Peshawar im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan. Im April 1987 kamen die ersten vier Kinder zur Behandlung nach Deutschland. Bis April 1988 folgten weitere zehn. Seither ist Afghanistan das zweite Haupteinsatzgebiet des Friedensdorfes. Im November 1988 gab es die ersten Kontakte mit unserer afghanischen Partnerorganisation Roter Halbmond (ARCS); die Kooperation besteht bis heute. Der Grundstein für das Friedensdorf in Kabul, das heute eine vom Afghanischen Roten Halbmond betriebene Poliklinik ist, wurde 1990 gelegt.
Die Projektarbeit in Afghanistan begann im Januar 1992 mit der Einrichtung einer orthopädischen Werkstatt in Kabul. Seit 1997 unterstützt das Friedensdorf fortlaufend das afghanische Sozialprojekt „Marastoon“, das vom Afghanischen Roten Halbmond betrieben wird. Im „Marastoon“ können Menschen leben, die nicht auf das soziale Netz einer Großfamilie zurückgreifen können, wie ältere Menschen, Menschen mit Behinderung, alleinstehende Frauen und Waisenkinder. Zu den ersten Leistungen des Friedensdorfes für „Marastoon“ gehörte neben Kleidung auch die Finanzierung eines Nutzfahrzeugs für den dazu gehörenden landwirtschaftlichen Selbstversorgungssektor. 1998 wurde das zwischenzeitlich zerstörte Friedensdorf Kabul als medizinische Einrichtung wiedereröffnet. Zudem erfolgte 1998 eine umfangreiche Hilfsgüterlieferung nach einem schweren Erdbeben in Nord-Afghanistan. 2003 begann der vom Friedensdorf (mit einer Anschubfinanzierung) unterstützte Bau des Deutschen Kinderkrankenhauses Kabul, das 2003 unter privater Trägerschaft offiziell in Betrieb genommen und 2005 ausgebaut wurde. Seither dominieren in Zusammenarbeit mit dem Afghanischen Roten Halbmond die medizinische Einzelfallhilfe und regelmäßige Hilfsgüterlieferungen die Arbeit des Friedensdorfes in Afghanistan. 2015 finanzierte das Friedensdorf den Bau von zwei Brunnen für ein Brunnenprojekt von „German Medical Service“ und eine Heizungsanlage für bedürftige Familien. Ebenso unterstützte es den dringend nötigen Einkauf medizinisch-technischer Geräte für die Arbeit von „German Medical Service“ zugunsten der armen Bevölkerung in Kabul. 2018 wurde ein Brunnenprojekt von „German Medical Service“ für eine bedürftige Dorfgemeinschaft in Scharistan mit einer ersten Zahlung angeschoben.
Angola
Der Bürgerkrieg in Angola ist seit 2002 beendet. Als langfristige Folge bestehen in einigen Landesteilen außerhalb der großen Städte noch immer Gefahren durch Landminen, erklärt das Auswärtige Amt. In diesem westafrikanischen Land ist auch Jahre nach Ende des Bürgerkrieges die Ernährungs- und Gesundheitssituation der Bevölkerung größtenteils katastrophal. Nur etwa die Hälfte der Menschen hat Zugang zu medizinischer Versorgung und sauberem Trinkwasser. Tausende sterben an heilbaren Krankheiten wie Durchfällen, Infektions- oder Bluterkrankungen. Rund 40 Prozent der Angolaner*innen leben unterhalb der Armutsgrenze – obwohl das Wirtschaftswachstum überraschend groß ist. Der Reichtum durch Erdöl und Diamanten erreicht aber nur wenige, die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft.
1994 wurde zwischen dem Friedensdorf und der früheren angolanischen Partnerorganisation AAD auf Vermittlung der deutschen Botschaft in Luanda ein Kooperationsabkommen unterzeichnet, um verletzten und kranken Kindern zu helfen. Anfang des Jahres 1994 folgte der erste Hilfseinsatz. Mit der Übereignung eines Baugeländes bei Luanda startete 1995 die Planung für das Projekt Friedensdorf Luanda. Dort sollten eine Heimeinrichtung, eine orthopädische Reparaturwerkstatt sowie eine Basisgesundheitsversorgung entstehen. Aufgrund zu hoher Baukosten wurde das Projekt jedoch nicht umgesetzt. Erst 1999 wurden die Planungen neu aufgenommen. Doch 2000 zeigte sich, dass selbst wenn Friedensdorf International die Finanzierung sicherstellen würde, die Inbetriebnahme aufgrund der instabilen Lage von Hilfsorganisationen in Angola unmöglich wäre. 2001 wurde die angolanische Partnerorganisation Kimbo Liombembwa gegründet, mit der das Friedensdorf seitdem zusammenarbeitet. Bis heute wird die Partnerorganisation vor allem im Bereich der medizinischen Einzelfallhilfe und mit Hilfsgütersendungen unterstützt. Die angolanischen Kinder stellen neben den Kindern aus Afghanistan die zahlenmäßigig größte Patientengruppe.
Armenien
Das Land in der gebirgigen Kaukasusregion erklärte sich 1991 von der Sowjetunion für unabhängig. Bis heute leidet Armenien unter Konflikten mit der Nachbarrepublik Aserbaidschan um Bergkarabach, ein mehrheitlich von Armenier*innen bewohntes Gebiet der vormaligen Aserbaidschanischen Sowjetrepublik.
1988 sorgte zudem ein starkes Erdbeben für große Schäden, aufgrund derer noch immer viele Menschen obdachlos sind oder in primitiven Blechhütten leben. Auch in Armenien leben die meisten arbeitslosen Menschen unterhalb der Armutsgrenze, andere haben das Land verlassen, um Arbeit zu finden.
Friedensdorf International begann 1992 seine Arbeit in Armenien in Kooperation mit der Armenischen Kinderassoziation und holt seit 1994 Kinder zur Behandlung nach Deutschland. 1996 fand die erste Bürger-Paketaktion in Armenien und Bergkarabach statt. 2003 begann mit einer Anschubfinanzierung die Errichtung eines eigenen Standortes des Projektpartners. 2005 wurde ein vom Friedensdorf unterstütztes Reha-Projekt in Betrieb genommen, das in den Folgejahren ausgebaut wurde. Auch die Hilfsgüter-Lieferungen sowie die Einzelfallhilfe wurden ausgebaut. Mittels finanzieller Unterstützung der Deutschen Botschaft in Jerewan wurden die Räumlichkeiten des Projektes renoviert. Die Armenische Kinderassoziation führte ihre Arbeit in dieser Zeit fort und erweiterte anschließend ihre Projektaktivitäten. Seit 2010 finanziert Friedensdorf International ein umfangreiches Rehabilitationsprogramm für Kinder mit schweren Behinderungen, die aus sehr armen Familien kommen, zusätzlich innerhalb der häuslichen Pflege. Auch dieses wurde fortlaufend ausgebaut. Über die gemeinnützige Organisation „Labdoo“ wurden 2014 gebrauchte und wiederaufbereitete Laptops bereitgestellt, die armenische Kinder zu Lernzwecken nutzen. 2015 erfolgte eine vom Friedensdorf finanzierte Erweiterung mit einem Schwimmbecken innerhalb des Reha-Zentrums, wo Wassertherapie für Kinder mit Behinderungen angeboten wird. Zudem finanzierte Friedensdorf International ein neues Projektfahrzeug für die armenischen Partner. 2017 wurden die armenischen Partner auch mit Mitteln für lebenserhaltende wichtige Operationen unterstützt, von denen in den Folgejahren Kinder mit unterschiedlichen Erkrankungen behandelt werden konnten.
Gambia
Der kleinste Flächenstaat Afrikas ist wirtschaftlich hauptsächlich abhängig von Geldspenden der Exilgambier*innen und dem Tourismus. Etwa Dreiviertel der Bevölkerung lebt vom Reisanbau. Dennoch bleibt zumeist zu wenig übrig für die Versorgung der eigenen Familie. Das macht Nahrungsimporte notwendig. Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Nur die Hauptstadtregion um Banjul ist mit einigen Schulen und Krankenhäusern besser erschlossen als der Rest des Landes, wo fast nur Health Center mit Krankenpfleger*innen die medizinische Versorgung übernehmen. Gambia ist ein Krisengebiet, das sich aufgrund mangelnder Ressourcen nicht entwickeln kann.
Im Juli 2012 holte das Friedensdorf erstmals drei Kinder zur medizinischen Behandlung nach Deutschland. Bis heute kooperiert die Hilfseinrichtung mit „Project Aid The Gambia”. Neben der Einzelfallhilfe werden auch wichtige medizinische Hilfsgüter geliefert. Zudem finanzierte das Friedensdorf im Rahmen der Projektarbeit in 2018 den Bau eines Klassenraumes für den Kindergarten/die Vorschule in Buniadu.
Gaza
Der palästinensisch-israelische Konflikt im Nahen Osten eskalierte im Sommer 2014 erneut und auch hier sind die Kinder die unschuldigsten Opfer – mit Splitterverletzungen, Verbrennungen und gebrochenen Knochen. Im September 2014 kamen daher 42 palästinensische Mädchen und Jungen mit schweren Verletzungen nach Deutschland. Sie kehrten heim mit Prothesen und Narben, aber auch mit einer zweiten Chance.
Der Gazastreifen ist Teil der Palästinensischen Autonomiegebiete und steht formal unter Verwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde. Seinen Namen und seine geografische Form erhielt er nach dem ersten Arabisch-israelischen Krieg 1948/1949, als Israel und Ägypten ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichneten.
Georgien
Im Kaukasus sieht man eine wirtschaftliche Chance in der Entwicklung des internationalen Transport-Korridors durch die Schwarzmeerhäfen Poti und Batumi. Dennoch herrschen hohe Arbeitslosigkeit und bittere Armut. Die gewalttätigen Konflikte um die Gebiete Abchasien und Südossetien eskalierten 2008 und zwangen rund 200.000 Menschen zur Flucht. Bis heute leben viele der Vertriebenen in Georgien unter widrigen Bedingungen.
Das Friedensdorf ist seit 1994 im Rahmen der Einzelfallhilfe in Georgien aktiv. Im Jahr 1995 erhielt die Georgische Kinderstiftung einen renovierten Flügel des städtischen Krankenhauses zur Errichtung des Friedensdorfes Tbilissi mit kinderorthopädischer Abteilung und Orthopädiewerkstatt. Doch ein Jahr später änderte sich der Plan, denn es wurde ein Neubau auf dem Grundstück der Georgischen Kinderstiftung geplant. Das BMZ lehnte eine Förderung in den folgenden Jahren mit Hinweis auf fehlende Haushaltsmittel ab. 1994 fand die erste Bürger-Paketaktion in Georgien statt. 2003 und 2004 finanzierte das Friedensdorf zunächst die Instandsetzung der durch ein Erdbeben beschädigten Räumlichkeiten der Kinderstiftung mit und die Einzelfallhilfe wurde ausgebaut. Die Einzelfallhilfe wurde 2005 wegen der Komplexität in die neue, ausgegliederte Organisation "Union Healthy Children" integriert. In den folgenden Jahren wurde in Zusammenarbeit mit der georgischen Partnerorganisation "Union Healthy Children" die Einzelfallhilfe ebenso weitergeführt wie Hilfsgüterlieferungen und finanzielle Unterstützungen. Über die gemeinnützige Organisation „Labdoo“ wurden gebrauchte und wiederaufbereitete Laptops bereitgestellt, die georgische Kinder zu Lernzwecken nutzen. In den Jahren 2016/17 übernahm das Friedensdorf die Renovierungskosten für das Büro der Partnerorganisation und erneuerte die technische Ausstattung, um die Arbeit vor Ort zu stabilisieren.
Japan
Das Land der aufgehenden Sonne nimmt eine besondere Rolle in der Friedensdorf-Arbeit ein. Der Kontakt dorthin begann Mitte der 1990er Jahre, als Marion Suhr-Mäurich mit einem Team des staatlichen japanischen Fernsehsenders NHK im Friedensdorf einen Film zum Thema Ehrenamt drehte. Marion Suhr-Mäurich und ihre Firma Media Research koordiniert journalistische Arbeiten für japanische Medien. Sie sorgte auch einige Jahre später dafür, dass die beliebte japanische Show „Ururun“ das Thema Friedensdorf aufgriff. Die populäre japanische Schauspielerin und Moderatorin Chizuru Azuma (kurz „Chi“ genannt), das TV-Team und die Zuschauer*innen der Sendung waren so beeindruckt von der Arbeit des Friedensdorfes, dass weitere Filme folgten.
Chi engagiert sich seitdem persönlich mit Ausstellungen und Vorträgen für das Friedensdorf in Japan und ist eine der Friedensdorf-Botschafter*innen. Mit dem Cataloghouse-Konzern gibt es einen zweiten großen Friedensdorf-Helfer. Die millionenfach aufgelegten Versandhauskataloge des Unternehmens stellen seit 2002 die Arbeit der Oberhausener Einrichtung vor.
Seit 1999 die erste „Ururun“-Sendung über das Friedensdorf im japanischen Fernsehen gezeigt wurde, kommen zahlreiche junge Menschen aus Japan ins Friedensdorf, um für einige Monate ehrenamtlich zu helfen. Inzwischen ist in Japan ein großes Netzwerk entstanden, das die Arbeit des Friedensdorfes unterstützt.
Lesen Sie hier mehr zum Partnerland Japan.
Kambodscha
Zwischen Thailand, Laos und Vietnam gelegen, folgten in Kambodscha, nach der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich im Jahr 1953, jahrzehntelange Bürgerkriege. Auch der Vietnamkrieg und die Diktatur der Roten Khmer (1975-1979) brachte unglaubliches Leid. Eine flächendeckende für die Menschen erreichbare staatliche Krankenversorgung fehlt ebenso wie technische Ausrüstung.
1999 bat ein Berater des kambodschanischen Gesundheitsministeriums, der in der Bundesrepublik lebte, das Friedensdorf um Unterstützung der Projektarbeit in Kambodscha. Ein Jahr später wurde die erste Hilfsgüter-Lieferung auf den Weg gebracht. 2001 begann die Planung einer Basisgesundheitsstation und im darauffolgenden Jahr wurde die Station in Samdek Ov Prek Thmey als Pilotprojekt aufgebaut. Mit dem Bau von Basisgesundheitsstationen trägt das Friedensdorf seitdem dazu bei, die medizinische Versorgung in abgelegenen Provinzen zu verbessern. Neben Impfprogrammen nach dem WHO Standard, Schwangerschafts- und Hygieneberatung sowie Geburtsbegleitung können dort einfache Erkrankungen behandelt und kleine Operationen durchgeführt werden.
2004 erfolgte die Ausstattung der Notaufnahme des National-Pädiatrischen-Krankenhauses in Phnom Penh. 2005 begann der Bau eines Tuberkulose-Krankenhauses in Kampot, mit dem Ziel, kranke Menschen zu behandeln, Neuerkrankungen von Patient*innen zu verhindern und ein Bildungsprogramm zum Schutz vor Ansteckung zu entwickeln. Ebenso leistete das Friedensdorf Einzelfallhilfe und Hilfsgüterlieferungen nach Kambodscha.
Inzwischen wurde die 38. Basisgesundheitsstation fertiggestellt. Weitere befinden sich in Planung, denn nach wie vor ist in den meisten Provinzen die medizinische Grundversorgung der Menschen schlecht. Hinzu kommt die Schule für Menschen mit Behinderungen und Blinde COMPED HOME in Phnom Penh, die ebenfalls über das Friedensdorf mitfinanziert wurde. Das Projekt wurde im August 2010 von COMPED für blinde, sehbehinderte und sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche gegründet und seitdem vom Friedensdorf finanziell unterstützt. Ebenfalls wird ein Kindergartenprojekt für Müllsammlerkinder auf dem Gelände von COMPED HOME bei Phnom Penh seit 2016 unterstützt. Seit 2013 gibt es darüber hinaus ein Zirkusprojekt in Battambang, das Kinder, deren Familien rund um eine Mülldeponie leben, im motorischen Bereich und sozialen Miteinander fördert. Dieses wird gut angenommen und deshalb fortgeführt. Ebenso folgte 2014 die Erweiterung des Provinzkrankenhauses in Romeas Hek um eine Entbindungs- und Kinderstation, die vom Friedensdorf finanziert wurde. Auch die Sekundärschule in Chambak wurde 2014 um ein neues Schulgebäude mit vier Klassenräumen erweitert. 2018 finanzierte Friedensdorf International eine Entbindungsstation in Peam Chor in der Provinz Prey Veng sowie die Kinderstation des Krankenhauses in Sithor Kandal, ebenfalls in der Provinz Prey Veng.
Kirgistan
Das Land in Zentralasien steht auf wirtschaftlich sehr schwachen Füßen und leidet immer noch unter dem Übergang von der sowjetischen Plan- zur sozialen Marktwirtschaft. Es gibt kaum Industrie. Als die Subventionen der Sowjetunion wegfielen, kollabierte die medizinische Versorgung. Weitere Probleme sind die überall verbreitete Korruption und eine extrem ungleiche Verteilung der Einkommen.
Das Friedensdorf und die kirgisische Partnerorganisation „Together for Health“ besiegelten im April 2013 die Kooperation. Im selben Jahr wurde das erste Kind zur medizinischen Behandlung in Deutschland aufgenommen und es finden seither regelmässige Hilfseinsätze in Kirgistan statt. Seit 2015 werden im Rahmen der Projektarbeit plastisch-chirurgische und orthopädische Operationen für Kinder in Kirgistan ermöglicht und die entsprechend notwendige Ausrüstung, wie zum Beispiel ein Diagnosegerät für Darmerkrankungen, wurde vom Friedensdorf zur Verfügung gestellt. Über die gemeinnützige Organisation „Labdoo“ wurden zudem gebrauchte und wiederaufbereitete Laptops bereitgestellt, die kirgisische Kinder zu Lernzwecken nutzen.
Rumänien
Das osteuropäische Land ist zwar seit 2007 EU-Mitglied, dennoch haben sich die Lebensbedingungen für weite Teile der Bevölkerung kaum verbessert. Steigende Mieten, Verteuerung bei Lebensmitteln und Medikamenten, Arbeitslosigkeit und Armut sowie eine unzureichende medizinische Versorgung sind die Folgen.
Deshalb setzt das Friedensdorf sein Engagement in Rumänien fort, das 1992 mit der Einzelfallhilfe begann und auf die Projektarbeit ausgeweitet wurde. 1994 gingen eine physiotherapeutische Einrichtung und eine orthopädische Reparaturwerkstatt in Sinnicolau Mare in Betrieb. 2002 wurde dies in Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Krankenhaus erweitert. Zusätzlich unterstützte das Friedensdorf 2011 den Bau des Kinderheimes „Casa Copii“, übersetzt „Haus der Kinder“, im rumänischen Furnicosi, finanziell und mittels einer Hilfsgüterlieferung. Seither werden hauptsächlich Hilfsgüter wie medizinische Geräte, Medikamente und Kleidung nach Rumänien gebracht. Auch wurde ein Bus finanziert, der für Arztfahrten, Schulbesuche o.ä. eingesetzt wird.
Sri Lanka
In dem ehemaligen Ceylon (bis 1972) eskalierte zunächst 1983 und dann erneut Mitte der 1990er Jahre der Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen. Die radikalen Liberation Tigers of Tamil Eelam, die den unabhängigen Tamilenstaat wollten, erhielten starken Zulauf. Die Kämpfe zwischen der LTTE und der sri-lankischen Armee forderten alleine im Frühjahr 2009 tausende Todesopfer unter der Zivilbevölkerung, bis zu 200.000 Menschen flüchteten. Nach über 25 Jahren endete der Bürgerkrieg am 18. Mai 2009 mit dem vollständigen militärischen Sieg der srilankischen Regierungstruppen über die LTTE.
1991 und 1992 kamen drei Kinder zur medizinischen Behandlungen nach Deutschland und sind anschließend in ihre Heimat zurückgekehrt.
Von 1992 bis 2000 zogen sich Ausbau und Betrieb des Friedensdorfes Nattandiya, das 2002 in die Tamilengebiete erweitert wurde. 2002 wurde PEACE VILLAGE INTERNATIONAL SRI LANKA eigenständig. Eine friedenspädagogische Bildungsarbeit wurde konzipiert.
Am 26. Dezember 2004 forderte ein verheerender Tsunami in Sri Lanka mehr als 45.000 Todesopfer. Das Friedensdorf leistete damals als eine der ersten Organisationen Hilfe, vor allem im Norden des Landes. 2004 war daher geprägt von der humanitären Soforthilfe nach der Tsunamikatastrophe, die 2005 fortgesetzt wurde. Bedingt durch die Flutkatastrophe wurden neue Bildungs-Projekte in Mullaitivu und Nilaveli aufgebaut sowie ein interkultureller Austausch in Nattandiya – vor allem durch Spiel- und Sportangebote – ins Leben gerufen. Das erste interkulturelle Treffen fand 2007 statt. Auch in den Folgejahren und bis heute werden diese Treffen fortgesetzt. Dieses Programm konnte das Friedensdorf durch den Bau einer Turnhalle/ Mehrzweckhalle zusätzlich fördern. Ergänzt wurde die Friedensdorf-Hilfe für Sri Lanka durch Hilfsgüterlieferungen. Das Projekt in Nilaveli wurde im Sommer 2012 in die Eigenständigkeit übergeben. 2016 wurde auch das Projekt PEACE VILLAGE Nattandiya in die Eigenständigkeit übergeben.
Tadschikistan
Umgeben von Afghanistan, China, Kirgistan und Usbekistan gilt Tadschikistan als die ärmste der zentralasiatischen Republiken. Entsprechend schlecht ist die medizinische Versorgung großer Teile der Bevölkerung.
Obwohl der Bürgerkrieg seit 1997 beendet ist, leben noch immer gut ein Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Der überwiegende Teil ist in der Landwirtschaft tätig, wozu sich aber nur etwa sieben Prozent des Landes eignen, ansonsten dominiert unzugängliches Hochgebirge.
Bereits seit 1994 kamen kranke und verletzte Kinder zur medizinischen Einzelfallhilfe nach Deutschland.
Im Jahr 1998 fanden erste Gespräche über die Errichtung eines Friedensdorfes Duschanbe als Heimeinrichtung für Kinder mit angeschlossener Gesundheitsversorgung statt. Die Kosten für die Renovierung eines bestehenden Gebäudes wurden über zweckgebundene Spenden finanziert. Der Umbau begann 1999, ein Jahr später konnte dieser fertiggestellt werden. Im selben Jahr erfolgte eine Lieferung von Hilfsgütern für das Friedensdorf Duschanbe, das Kinderkrankenhaus sowie drei andere Einrichtungen für Kinder. 2001 wurde das Friedensdorf Duschanbe ausgebaut und um eine Schulklasse erweitert. 2002 folgte eine zweite Schulklasse.
Weiterhin vereinbarte das Friedensdorf 2002 mit Krankenhäusern eine Versorgung von Kindern in Tadschikistan und zu Behandlungen von Kindern aus dem Norden Afghanistans. Seit 2005 übernimmt die Partnerorganisation Dechkadai Sulh Derewnja Mira (Friedensdorf) die Organisation der Einzelfallhilfe. 2007 fand die erste Bürger-Paketaktion in Tadschikistan statt. Einzelfallhilfe, Hilfsgütersendungen und eine weitere finanzielle Unterstützung dominierten die Folgejahre. 2016 konnte die Partnerorganisation ein vom Friedensdorf finanziertes Gebäude erwerben, in dem die Kinder vor und nach den Charterflügen untergebracht werden. Zusätzlich wurde die Ausstattung eines Physiotherapie-Raumes finanziert. 2017 wurde das Gebäude entsprechend ausgebaut. Seit 2019 findet wieder die Paketaktion für Tadschikistan statt. Pakete mit haltbaren Lebensmitteln, Hygieneartikeln und ein wenig Kleidung werden von unserer Partnerorganisation vor Ort an bedürftige Familien und Einrichtungen verteilt. Des Weiteren kam 2019 das Projekt „Rehabilitation zu Hause“ hinzu, das vom Friedensdorf finanziell unterstützt wird. Das Projekt hilft armen Familien mit schwer behinderten Kindern innerhalb der häuslichen Pflege.
Usbekistan
Das Land an der Seidenstraße ist das bevölkerungsreichste Land Zentralasiens und entstand 1925 als Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik, einem Teil der Sowjetunion.
1991 folgte die Unabhängigkeit. Industrie und Landwirtschaft dominieren – hier vor allem Baumwolle. Seit 2002 werden im Zuge der Afghanistan-Kombinationseinsätze bei einer Zwischenlandung in Taschkent auch usbekische Kinder nach Deutschland mitgenommen und erhalten eine Chance auf Heilung ihrer Krankheiten und Verletzungen.
Die projektbezogene Unterstützung in Usbekistan begann 2003 mit der Finanzierung eines Projektes zur Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten in den Provinzen des Landes und mit ersten Hilfsgüterlieferungen. Zusätzlich zu diesem Projekt, zur Einzelfallhilfe und Hilfsgüterlieferungen kam 2008 die finanzielle Unterstützung für ein Orthopädie-Projekt hinzu, bei dem Kinder mit orthopädischen Fehlstellungen (z. B. Klumpfüße) operiert werden. 2011 folgte ein drittes Projekt, bei dem Kinder behandelt werden, die sich einer plastisch-chirurgischen Operation unterziehen müssen. 2015 wurde die Kooperation um Operationen für herzkranke Kinder in Usbekistan und Indien ausgeweitet.
Aufgrund dieser Projekte konnten viele Kinder erfolgreich in ihrer Heimat behandelt werden. Ein Teil dieser Kinder hätte ohne diese Projekte im Rahmen der Einzelfallhilfe vorübergehend nach Deutschland fliegen müssen. Für die Eingriffe ist dabei meist noch nicht einmal eine Reise in die Hauptstadt Tashkent nötig, denn die spezialisierten Ärzteteams kommen zu den betroffenen Kindern in die Provinzkrankenhäuser. Dort werden die notwendigen Operationen vorgenommen und auch die anschließende Nachsorge findet dort statt. Eine Methode, die für die Menschen in Usbekistan unnötige Anstrengungen vermeidet und vor allem Kosten spart. Die Projektarbeit in Usbekistan erfolgt stets in Kooperation mit der usbekischen Partnerorganisation „Soglom avlod uchun“. Über sie werden auch die Hilfsgüter verteilt, mit denen das Friedensdorf das Land unterstützt. So erfolgen seit 2015 bis heute Lieferungen von Pens und Teststreifen für an Diabetes erkrankte Kinder. Auch werden regelmäßig die dringend notwendigen Brausetabs nach Usbekistan geschickt.
Zudem wurde Friedensdorf International 2019 in der usbekischen Botschaft in Berlin während einer offiziellen Zeremonie mit dem Orden der Freundschaft (Do’stlik) ausgezeichnet. Friedensdorf International erhielt den Orden „für die aktive Beteiligung an der Entwicklung des Gesundheitssystems unseres Landes, die Unterstützung bei der Umsetzung von sozial bedeutsamen Projekten zum Schutz der Gesundheit von Kindern, für ihren Beitrag zur Entwicklung einer gesunden Generation sowie für die aktive Teilnahme an der Organisation der karitativen Arbeit in Usbekistan“, hieß es im diesbezüglichen Erlass des Präsidenten Mirziyoyev.
Vietnam
Mit diesem Land in Südostasien und dem im März 1965 ausgebrochenen Krieg – Folge einer offenen Intervention der USA – begann die Geschichte des Friedensdorfes.
Der Krieg endete mit der Einnahme Sàigòns im April 1975 durch nordvietnamesische Truppen. Es folgte die Wiedervereinigung des Landes. Der großflächige Einsatz von Entlaubungsmitteln wie Agent Orange führte zu Langzeitkontaminationen, bis heute kommt es immer noch vermehrt zu Krebserkrankungen und Fehlbildungen bei Neugeborenen.
In Vietnam begann auch die Projektarbeit des Friedensdorfes. 1973 wurde das erste Friedensdorf in Da Lat errichtet. Außerdem wurden ein Fischereischulschiff ("Hoa-Binh-Frieden") und drei Schulen in den Gemeinden Dai Loc und Kann Tho unterstützt. 1992 begann der Bau einer ersten Staffel von Basisgesundheitsstationen. 1992 wurde auch eine Koordinationsstelle mit Schulungsmöglichkeiten errichtet. In diesem Jahr begann das Friedensdorf auch mit der Finanzierung eines Projektes zur Erforschung von Mangelerkrankungen und Kindersterblichkeit gemeinsam mit der Partnerorganisation Lang Hoa Binh. In den Folgejahren sind weitere Friedensdörfer (insgesamt elf) und Basisgesundheitsstationen (insgesamt über 100) entstanden. Aufgrund dieser positiven Entwicklung ist die Einzelfallhilfe in Vietnam inzwischen nicht mehr notwendig. 2006 übernahmen unsere vietnamesischen Partner die Projektbetreuung in Eigenregie. Im Jahr 2011 erfolgte eine übergreifende Projektbesichtigung der ehemals durch das Friedensdorf initiierten Projekte. 2018 unterstützte das Friedensdorf mit einer Zahlung den Bau und die Ausstattung eines Englisch-Centers in Phuoc An, das 2019 in Betrieb ging.
Friedensdörfer in Vietnam:
- Friedensdorf DaLat I – Therapiezentrum für Kinder (seit Juli 1990)
- Friedensdorf DaLat II – Rehabilitation, Orthopädiewerkstatt (seit Dezember 1992)
- Friedensdorf DaNang – Rehabilitation, Orthopädiewerkstatt (seit Dezember 1992)
- Friedensdorf Hanoi I – Kinderkrankenhaus, Rehabilitation (seit Dezember 1991)
- Friedensdorf Hanoi II – Schulungszentrum für Kinder mit Behinderungen (seit April 1996)
- Friedensdorf Ho-Chi-Minh-City I – Kinderkrankenhaus für dioxingeschädigte Kinder (seit September 1990)
- Friedensdorf Ho-Chi-Minh-City II – Pflege-Sondereinrichtung für Kinder mit Mehrfachbehinderungen (seit April1996)
- Friedensdorf Song Be – Rehabilitationseinrichtung, Kinderklinik (seit Dezember 1991)
- Friedensdorf Tay Ninh – Kinderkrankenhaus (seit November 1993)
- Friedensdorf Hue – Kinderkrankenhaus (seit September 1995)
- Friedensdorf Ha Tay – Heimeinrichtung und Gesundheitsversorgung (seit 1997)