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Eindrücke unseres Teams aus Tadschikistan – Zweite Lebensmittelverteilung

Am 20. September 2023 sind Claudia Peppmüller und Hikomat Yorov im Rahmen einer zweiten Lebensmittelverteilung nach Tadschikistan geflogen. Sie haben auf dem Hinflug zudem drei Jungen ihren sehnlichst wartenden Familien übergeben.
In diesem Blog schildert unser Team seine Eindrücke vor Ort.
Duschanbe, 21.09.2023Immer, wenn die Kinder wissen, dass ihre Behandlung abgeschlossen ist, fangen sie an zu fragen, wann es endlich nach Hause gehen würde. Auch diese drei tadschikischen Kinder. Ausgerechnet wie lange sie noch schlafen müssen, das ist die Zeitrechnung der Friedensdorf-Kinder, war für sie der nächste Charterflug im November. Aber sie hatten Glück.

Im Rahmen der zweiten Lebensmittelverteilung im Land sind sie gestern Nacht mit uns in der Hauptstadt Dushanbe gelandet. Von sämtlichen Familienmitgliedern -Eltern, Großmutter, Geschwister, Cousine – wurden sie geherzt und geküsst!

Wir freuen uns mit ihnen. Rahmati kalon (Großer Dank) sollen wir an alle ausrichten.

Kulob, 23.09.2023

“Hätten wir bekanntgegeben, dass wir Lebensmittel verteilen, dann wären Tausende gekommen”, erklärt Qalamniso Abduqaumova von der in Kulob ansässigen Organisation Sarschedabonu (“Sonnenaufgang” übersetzt). So hat die herzensgute und resolute Frau entschieden, dass die 200 Lebensmittelpakete an Alleinerziehende, Ehemalige und an die Familien der aktuell betreuten gehandicapten Kinder gehen. Heute durften wir diese starken Frauen und Kinder kennenlernen.
Manisha ist gehbehindert und trainierte nicht nur ihr Gangbild im Projekt Sarschedabonu, sondern erhielt dort auch eine Ausbildung als Näherin. Seit drei Jahren kann sie mit diesem Beruf ihre Familie ernähren. Ihr Ehemann hat als Kind beide Beine verloren und kaum eine Chance zum Lebensunterhalt beizutragen. Auch, wenn das Geld sehr knapp ist, versucht das Ehepaar das Beste aus ihrer Situation zu machen, allein schon für ihre zwei Kinder, die gerade mit der Schule angefangen haben.
Auch in der Familie von der 15-jährigen Oisha gibt es nur einen Verdiener – ihr Vater. Oisha kam geh- und geistig behindert auf die Welt und wird seit 12 Jahren von dem Kulober Team buchstäblich auf die Beine gestellt und logopädisch gefördert. Heute zeigte uns die lebensfrohe 15-jährige aufgeregt ihr Zuhause, einen ehemaligen Bauernhof. Seit zwei Jahren kann das aufmerksame Mädchen laufen. Ihre Familie ist über die kostenlose Förderung ihres Kindes sehr dankbar. Obwohl sie über Ställe verfügen, können sie sich nicht mal eine Kuh leisten. Sie freuen sich über jede Tomate oder Gemüse, was in ihrem Garten wächst.
Auch die jungen Frauen, zu sehen auf dem dritten Foto, können ihr Glück über die geschenkten Lebensmittel nicht fassen. Viele von ihnen waren die ersten im Projekt Sarschedabonu und blieben immer in Verbindung mit der Leiterin. Auch sie profitieren von der handwerklichen Ausbildung, die sie befähigt hat für ihre Familien zu sorgen.
Wir danken allen, die unsere Lebensmittelaktion in Tadschikistan finanziell unterstützen! Der heutige Auftakt der Verteilung hat uns tief berührt und gezeigt, dass das der richtige Weg ist, um diese Menschen zu unterstützen. “Es tut uns gut, dass Ihr uns nicht vergesst in diesen schweren Zeiten,” fasst Qalamniso Abduqaumova (im dunkelblauen Kittel) für alle zusammen.
Duschanbe, 25.09.2023

Soeben sind wir aus dem Südwesten von Tadschikistan nach Duschanbe zurückgekehrt. Seit Donnerstag haben wir Grundnahrungsmittel in Kolob, Kurgan-Tjube, Jaihun, Dchilikul und Qobodion über die unterschiedlichen Netzwerke unseres Partners verteilt. Die Lebensmittel gingen ausschließlich an Familien und Alleinerziehende mit einem oder mehreren gehandicapten Kind(ern). Wir wissen, dass viele von euch gerne in diesem Jahr Lebensmittel für die Bedürftigen gepackt hätten. Leider sind nach wie vor die Logistikkosten viel zu hoch, deshalb haben wir gemeinsam mit unserem Partner entschieden vor Ort die Grundnahrungsmittel zu kaufen. Und das ist auch bitter nötig! Die Preise für die Grundnahrungsmittel sind enorm gestiegen, z.B. für Mehl von August bis zum heutigen Tag um fast ein Viertel. Inzwischen wissen selbst Familien, die sich nicht um schwerkranke Kinder oder Angehörige kümmern müssen, nicht wie sie über die Runden kommen sollen. Auch hat der heiße Sommer mit Temperaturen von bis zu 70 Grad (Jaihun) oder 57 Grad (Qobodion) Ernten vernichtet.
Es gibt Familien, die nicht zur jeweiligen Zentralausgabe der Lebensmittel kommen konnten. Ihnen haben wir das “Paket” gebracht. Von einigen Schicksalen möchten wir euch berichten. Alle haben sich sehr gefreut, dass wir sie nicht vergessen haben. Sie benötigen z.B. den Zucker, um Obst für den Winter haltbar zu machen. Die Vorräte werden jetzt hergestellt, deshalb ist es wichtig, dass sie im September die Hilfe erhalten.
In Kurgan-Tjube haben wir Manisha, 21 Jahre alt, kennengelernt. Ihr Ehemann hat einen Großteil des Grundstückes verkauft, bevor er sie und die zwei schwerstbehinderten Kinder verlassen hat. Damit hat er ihr den Eigenanbau von Gemüse und Obst genommen. Ihre Tochter und ihr Sohn werden nie laufen können und immer auf Pflege angewiesen sein. Zudem werden die 5-jährige Tochter und der 6-jährige Sohn niemals mit ihr sprechen können. Auch ist ihre Mutter von ihrer Fürsorge abhängig. Eine schwere Krankheit fesselt sie ans Bett. Das Wasser muss sie von draußen holen. Dort ist auch die Toilette, die sie sich mit Vater teilt. Von ihrem Vater erfährt sie kaum Unterstützung, da er psychische Probleme hat. Diese Familie verfügt über kein Einkommen und ist von der Nächstenliebe anderer Menschen abhängig. Sie hat ihr Glück über die Lebensmittel kaum fassen können. Als sie sich mit einer Umarmung bedanken wollte, sind die Tränen nur so aus ihr herausgeflossen.
Duschanbe/Qubodijon, 26.09.2023
In Qubodijon durften wir das lebensfrohe und aufgeweckte Mädchen Nigina kennenlernen. Gemeinsam mit ihrer Mutter, ihrem Großvater und ihrem Bruder lebt sie auf einem kleinen Hof, zusammen mit Hühnern. Der kleine Bruder leidet unter einem Hydrocephalus und kann nicht sprechen. Das übernimmt die fünfjährige Nigina für ihn. Nicht nur das. Auch sie hat im Rahmen des Physioprojektes, welches von Mastura angeboten wird, gemeinsam mit ihrer Mutter gelernt wie man ihren Bruder bewegen muss. Das hat sie uns mit Stolz vorgeführt. Er kann nur liegen. Dem Großvater merkte man den Stolz auf seine Enkelin an, vor allem als sie uns Kinderlieder vorführte.
Nadinas Mutter ernährt die Familie. Das kleine Einkommen reicht nicht aus, deshalb haben sie sich sehr über die Lebensmittel gefreut. Und wir uns über eine Familie, die so gut miteinander harmonisiert. Unsere Partnerorganisation steht im ständigen Austausch mit Mastura. In ihr Projekt sind immer wieder Hilfsgüter von uns weitergereicht worden.
Bei der Auslieferung der Lebensmittel in Qubodijon konnten wir einen kleinen Einblick in das Leben von zwei Familien gewinnen, die sich einen in die Jahre gekommenen Hof teilen. Shakzoda hat sechs Kinder geboren, zwei ihrer Töchter weisen schwerwiegende kognitive Verhaltensstörungen mit Drang zur Selbstverletzung auf. Bei der Älteren weiß sich die Mutter manchmal nicht anders zu helfen, als sie zu ihrem Selbstschutz zu fixieren. Die kleinere Schwester hatte Glück, dass Mastura frühzeitig auf die Problematik aufmerksam wurde und eine Therapie einleiten konnte. Unter den vielen Kindern auf dem Hof – Shakzodas Schwager wohnt mit seiner Familie auch dort – fiel die Kleine kaum auf.
Duschanbe/Jaihun, 27.09.2023

Diesen Besuch werden wir nicht vergessen. In Jaihun wird ein Mann sterben, der den Reaktorunfall in Tschernobyl hautnah miterlebt hat. Als junger Soldat war er dort stationiert.
Seine Frau hat uns erzählt, dass vor 13 Jahren bei ihm die Strahlenkrankheit ausgebrochen ist. Anfangs konnte er noch mit Gehhilfen laufen, dann kam der Rollstuhl und nun liegt er seit Jahren mit einer Matratze auf dem Boden. Geistig bekommt er alles mit. Der knapp 60-Jährige ist bis auf die Knochen abgemagert. Über unseren Besuch hat er sich so sehr gefreut, dass ihm die Tränen liefen. Mit zittriger Hand fasste er sich ans Herz, um sich für die Lebensmittel zu bedanken. Auch die nachfolgenden Generationen bekommen die Folgen zu spüren. Seine Tochter, sein Sohn und seine Enkelkinder. Einzig seine Frau ist gesund. Bis vor kurzem hat der Sohn der Familie Geld aus Russland geschickt. Dort arbeitet er. Nun ist auch er krank. Unterstützung erfährt die Familie über Sioda, eine starke Frau, die sich seit Jahrzehnten um hilfsbedürftige Menschen kümmert. Sie ist im Netzwerk unseres Partners.
Mit Sorge blicken alle auf das Kernkraftwerk in der ukrainischen Stadt Saporischschja.

In vielen Familien konnten wir sehen, dass sich auch die Geschwister des gehandicapten Kindes rührend kümmern. So auch der 8-jährige Hamza.

Anders als in anderen Familien, die wir besucht haben, lebt er mit seiner Mutter und seinem kranken Bruder außerhalb der Provinzhauptstadt Kurgan-Tjube. Wir waren erstaunt, dass er uns alleine empfangen hat als wir die Lebensmittel überreichen wollten. Der aufgeweckte Junge erklärte uns, dass seine Mutter arbeiten muss. Immer im Wechsel kümmern sie sich um den 10-jährigen Jamshed. Wenn er in der Schule ist, betreut seine Mutter ihren Sohn. Unglücklich wirkte Hamza nicht. Auch wenn er weiß, dass es nie passieren wird, wünscht er sich nichts sehnlicher als mit seinem Bruder Fußball zu spielen.

Duschanbe, 28.09.2023

Auch in der tadschikischen Hauptstadt und nahe der usbekischen Grenze haben wir in den letzten zwei Tagen Grundnahrungsmittel an Alleinerziehende und arme Familien verteilt.
Sehr gefreut haben wir uns über ein paar bekannte Gesichter, die bereits im letzten Jahr ein Paket erhalten haben. Aufgrund der schwere ihrer Behinderung findet ihre Therapie über unseren Partner zu Hause statt. Und nicht selten über Jahre.
Hier nun ein paar Impressionen von den Verteilungen.
Eine alleinerziehende Mutter hat uns gezeigt, womit sie ihren Lebensunterhalt bestreitet. Sie öffnet mit einer Zange ein kleines Stück der harten Schale einer Mandel. Die Käufer haben es dann leichter diese zu öffnen. Muss sie andere Aufgaben wahrnehmen, z.B. kochen, dann übernehmen ihre Kinder diese Arbeit. Pro Kilo verdienen sie 3 Cent.
03.10.2023

In den frühen Morgenstunden ist unser tadschikischer Partner Safar mit seinem Sohn Firdaus nach Sughd aufgebrochen, um die Grundnahrungsmittel an bedürftige Familien und Alleinerziehende mit einem oder mehreren gehandicapten Kind(ern) zu verteilen. Sughd liegt ca.3000 m hoch und grenzt an Usbekistan. In dieser Bergregion leben viele Menschen ein sehr einfaches Leben.
In Kabul konnten wir über WhatsApp Videochat für ein paar Minuten live bei der Ausgabe der Lebensmittel dabei sein.
Safar hofft, dass bald sich auch bald die Familien in der Pamirregion über die Lebensmittel freuen können.
Gerade die Menschen im Pamirgebirge, ca. 7649 m hoch, benötigen dringend die Lebensmittel, um über den meist starken Winter zu kommen. Schon jetzt zeigt das Thermometer Minusgrade. Das war einer der Gründe, weshalb wir in diesem Jahr ein paar Wochen früher als im letzten Jahr, mit der Verteilung angefangen haben.
Das Foto zeigt Safar bei der Verteilung in Kurgan-Tjube.

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