Der 26. Dezember 2004 war ein Tag, der die Welt für immer veränderte. Eine der verheerendsten Naturkatastrophen der jüngeren Geschichte traf den Indischen Ozean: Ein massiver Tsunami riss über 230.000 Menschen in mehreren Ländern in den Tod. Sri Lanka, eines der am stärksten betroffenen Länder, verlor allein über 35.000 Menschen. Mehr als 100.000 Häuser wurden zerstört. Für viele Überlebende blieb nichts als der Schmerz über den Verlust von Angehörigen, Freunden und der eigenen Lebensgrundlage.
Für das Friedensdorf International war klar: Wir müssen helfen – und zwar sofort. Nur wenige Stunden nach Bekanntwerden des Ausmaßes der Katastrophe wurde ein erster Soforthilfe-Einsatz vorbereitet. „Du bist auf der Maschine, morgen geht es für uns nach Sri Lanka“, erinnerte sich Uli Preuss, Botschafter des Friedensdorfes, an die Worte des damaligen Leiters Ronald Gegenfurtner. Diese Worte markierten den Beginn einer der intensivsten Erfahrungen in der Geschichte unserer Hilfsorganisation.
Am Düsseldorfer Flughafen wurde ein Flugzeug mit rund 60 Tonnen Hilfsgütern beladen – darunter medizinische Versorgung, Decken und andere dringend benötigte Materialien. Soldaten der Bundeswehr halfen dabei, alles so schnell wie möglich bereitzustellen, denn jede Minute zählte. Für die Helfer war es ein Wettlauf gegen die Zeit.
Was die Friedensdorf-Helfer bei ihrer Ankunft in Sri Lanka erwartete, ließ selbst erfahrene Einsatzkräfte erschüttert zurück. „Das sind Eindrücke, die man in seinem ganzen Leben niemals vergisst“, sagt Uli Preuss, der seit 1987 für das Friedensdorf auf zahlreichen Einsätzen weltweit aktiv war. Überall lagen Trümmer, zerstörte Häuser und Straßen zeugten von der unglaublichen Gewalt des Wassers. Doch das Schlimmste war die menschliche Tragödie.
„Wir sahen so viele Leichen, frische Massengräber. Überall waren weiße Fahnen der Trauer, die das Leid sichtbar machten. Menschen suchten verzweifelt nach vermissten Angehörigen, viele hatten buchstäblich alles verloren“, schildert Preuss.
Doch es waren nicht nur die Dimensionen des Schreckens, die ihn prägten. Es waren auch Kontraste, die sprachlos machten: „Mitten in dieser unvorstellbaren Zerstörung gab es Touristen, die ungeniert Silvester feierten, als wäre nichts passiert. Dieses Bild der Gleichgültigkeit inmitten der Trauer und Ohnmacht werde ich nie vergessen.“
Hoffnung in der Dunkelheit
Trotz der schwierigen Umstände konnten die Hilfsgüter des Friedensdorfes vielen Menschen einen Funken Hoffnung bringen. Die medizinische Notversorgung half Verletzten, Decken spendeten Wärme, und die bloße Anwesenheit der Helfer zeigte den Menschen, dass sie nicht allein waren.
„Diese Einsätze machen deutlich, warum unsere Arbeit so wichtig ist“, betont Preuss. „Es geht nicht nur um materielle Hilfe. Es geht darum, in den dunkelsten Stunden des Lebens da zu sein, Trost zu spenden und ein Zeichen der Solidarität zu setzen.“
20 Jahre später: Erinnern und Gedenken
Zwei Jahrzehnte nach der Katastrophe blickt das Friedensdorf International zurück – mit Schmerz, aber auch mit Dankbarkeit. Schmerz über die unzähligen Menschenleben, die an diesem Tag verloren gingen, und das Leid, das diese Tragödie über die Welt brachte. Dankbarkeit für die Menschen, die damals halfen und Solidarität zeigten.
„Der Tsunami von 2004 hat uns alle verändert. Er hat uns gelehrt, wie zerbrechlich das Leben ist, aber auch, wie stark die Menschlichkeit sein kann“, sagt Uli Preuss.
Direkt nach dem Tsunami wurden Projekte im Norden, Nordosten und Westen des Landes initiiert, beziehungsweise das seit 1996 bestehende Projekt einer orthopädischen Werkstatt in Nattandiya umgebaut, um den interkulturellen Austausch von bislang verfeindeten Jugendgruppen zu fördern.