Bedarf an medizinischer Hilfe steigt ins Unermessliche
Die desolate Mangellage der afghanischen Kinder erfährt mit jedem Besuch eines Einsatz-Teams einen neuen, traurigen Höhepunkt. Ein Großteil der Mädchen und Jungen, die das Friedensdorf Ende März am Düsseldorfer Flughafen in Empfang nehmen wird, leidet unter den Folgen schwerer Verbrennungen. Teilweise liegen die Verletzungen Monate zurück, doch das Hilfseinsatz-Team sieht ebenso viele Kinder mit derart frischen Brandwunden, dass es im selben Moment nicht möglich ist, die Verbände zu lösen. Diese Kinder werden noch einmal wiederkommen müssen. Auch schwerwiegende Knochenentzündungen waren ein gängiges, schreckliches Bild. Wie schon bei den Vorstellungen im letzten Jahr wurden unzählige Wunden – wenn überhaupt – nur mit Kleidungsstücken oder schmutzigen Verbänden abgebunden. Das nötige Geld für Verbandsmittel oder einfache Schmerzmittel haben die Wenigsten. Fast 90 Prozent der Familien verfügt über kein oder nur ein so geringes Einkommen, dass sie selbst Lebensmittel nicht mehr kaufen können. „Die medizinische Situation und der Zustand der Kinder war in der Winterzeit immer schon schlimm“, schildert Birgit Hellmuth, die die Friedensdorf-Hilfseinsätze nach Afghanistan schon vor 30 Jahren begleitete. „Jetzt, bei der aktuellen wirtschaftlichen Lage, bei bis zu minus 15 Grad in den Nächten und der vorherrschenden Hungersnot im Land ist die Situation aber besonders dramatisch. Wir könnten theoretisch drei Charterflieger füllen mit Kindern mit Verbrennungen und Knochenentzündungen.“ Wegen der so hohen Zahl an hilfsbedürftigen, verletzten und kranken Kindern, hielt das Einsatz-Team vor Ort intensiver als ohnehin Ausschau nach Lösungen, um Schützlinge in Inland behandeln zu können. „Der Bedarf an medizinischer Hilfe ist höher denn je“, mahnt Friedensdorf-Leiterin Birgit Stifter. „Wir müssen die Situation der Kinder, die wir nicht sofort mit nach Deutschland nehmen können, unbedingt verbessern. Daher versuchen wir, in Absprache mit unseren Partnern, dem ARCS, neue Möglichkeiten zu finden, vor Ort zu helfen. Nur so haben wir eine Chance, die Situation der Kinder in Afghanistan effektiv und langfristig zu verbessern.“