Die Krux mit den vergessene(re)n Krisengebieten
Als aserbaidschanisches Militär im September Bergkarabach angriff und infolgedessen 120.000 Armenier flohen, konnte man dieses Geschehen in den Medien verfolgen. Dann wurde es wieder stiller um Bergkarabach. Durch den Besuch der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock in den Hauptstädten Armeniens und Aserbaidschans in diesen Tagen, rückt der dortige Konflikt wieder in den Fokus der Öffentlichkeit – und damit die Angst vor einer Eskalation der Gewalt.
Auch im Friedensdorf gibt es die Angst. Viele Jahre lang waren wir in Armenien aktiv, haben in Kooperation mit der „Armenischen Kinderassoziation“ Mädchen und Jungen zu medizinischen Behandlungen nach Deutschland geholt und Projekte im Land initiiert. Viele davon laufen heute noch. Über den stetigen Kontakt zur Partnerorganisation erreichen die Sorgen der Bevölkerung unsere Mitarbeitenden. Ein Geschenk sind diese zuverlässigen persönlichen Kontakte und eine unerlässliche Basis für die humanitäre Hilfe, jedenfalls aus unserer Sicht.
Um nicht missverstanden zu werden: Es liegt auf der Hand, dass bei der medialen Berichterstattung eine Auswahl getroffen werden muss. Die Krux ist nur: Wenn über eine Problemlage (vorübergehend) geschwiegen wird, bedeutet dies nicht zwingend, dass sich die Problematik in Luft aufgelöst hätte. So wünschenswert das auch wäre. Durch die Kriege in der Ukraine und in Nahost wird aktuell einmal mehr deutlich, wie schnell aus einer schwelenden Bedrohung ein offener Krieg werden kann. Diese Gefahr gilt es jetzt im Südkaukasus abzuwenden. Und an allen anderen Orten, wo Menschen, wo Kindern ihre Zukunft genommen wird.
Denn nichts anderes tut Krieg. Er zerstört und entzweit. Wer ihn miterleben muss, für den mag Vergessen ein Segen sein. Umso erstrebenswerter, vorher andere, kommunikative Lösungen zu finden und Krieg als vermeintlichen Lösungsansatz zu vergessen. Es ist zu hoffen, dass dies zwischen Aserbaidschan und Armenien gelingt!