Hilfe für Kinder eines (fast) vergessenen Krisengebiets
Im Februar freuten sich neun angolanische Kinder auf ihre Heimreise. Begleitet wurden sie von Edna, die seit vielen Jahren Mitarbeiterin unserer Partnerorganisation „Kimbo Liombembwa“ ist. Vor ihrer Abreise aus Oberhausen haben wir Edna im Friedensdorf zu einem ausführlichen Gespräch getroffen.
Wie lange arbeitest Du schon mit dem Friedensdorf zusammen?
Das Friedensdorf kenne ich schon seit Bürgerkriegszeiten. Damals habe ich noch für die Organisation AAD gearbeitet. Mit dieser hatte das Friedensdorf eine Kooperation, bis der mittlerweile leider schon verstorbene Dr. Rosalino Neto 2001 „Kimbo Liombembwa“ gegründet hat. Ich arbeite also schon 29 Jahre mit dem Friedensdorf zusammen.
Das angolanische Team in Luanda (v.l.n.r.): Ärztin Sandra, Logistiker Pedro José Francisco, Dr. Servelina, ehemaliger Friedensdorf-Schützling José Mauricio und Edna.
Die Hilfe des Friedensdorfes ist in Angola seit fast drei Jahrzehnten bekannt. Es hat sich ein großes Netzwerk im Land entwickelt, das uns meldet, welche Kinder medizinische Hilfe brauchen. In den Provinzen setzen wir „Provinzvertreter*innen“ ein, die sich um den Transport in die Hauptstadt und zurück sowie um die Kommunikation mit den Eltern kümmern. Sie wissen ebenso wie wir in Luanda, dass Kinder mit bestimmten Erkrankungen leider abgelehnt werden müssen. Wir versuchen bereits im Vorfeld der Kindervorstellungen Familien beispielsweise mit geistig behinderten Kindern zu signalisieren, dass wir sie nicht für eine Behandlung mit nach Deutschland nehmen können. Letzten Endes entscheidet das Friedensdorf anhand der zur Verfügung stehenden Freibetten, welche Kinder mit nach Deutschland genommen werden können.
Ist es schwer für Dich, so viele kranke und verletzte Kinder zu sehen?
Ja, es ist sehr schwer. Manchmal möchte man weinen, manchmal schreien. Nicht alle Kinder können mit nach Deutschland genommen werden, krebs- und herzkranke Kinder zum Beispiel. Wenn ich die Kinder kennenlerne, die nicht mit nach Deutschland kommen können, muss ich mich oft zusammenreißen, nicht vor den Kindern oder den Eltern zu weinen.
Wie läuft die Rückkehr der Kinder nach Angola ab?
Wenn die Kinder aus Deutschland zurückkehren, sammeln sich alle Kinder aus Luanda in den Räumlichkeiten von „Kimbo Liombembwa“ und werden dort ihren Eltern übergeben. Sie erfahren abschließend alles Wichtige über die Behandlung ihrer Kinder und erhalten im Falle einer Weiterbehandlung alle nötigen Informationen. Die Kinder, die in einer der Provinzen wohnen, kommen für zwei Tage in ein Guesthouse. Dieses wird uns von der Hafen-Verwaltungsgesellschaft „Sogester“ in Luanda kostenlos zur Verfügung gestellt, um allen Kindern aus den Provinzen für die Zeit der Kindervorstellungen in der Hauptstadt eine Unterkunft bieten zu können. Dort erhalten sie auch drei warme Mahlzeiten am Tag und können auf dem Außengelände spielen. Im Anschluss an ihren Aufenthalt im Guesthouse werden die Kinder wieder in die Provinzen gefahren und dort ihren Eltern übergeben.
Hast Du noch Kontakt zu den Kindern, nachdem sie im Friedensdorf waren?
Es gibt weiterhin Kontakt zu den Kindern, die im Friedensdorf waren. Manche Kinder benötigen wie bereits erwähnt weiterhin noch Medikamente und holen sich diese bei uns ab. In Luanda gibt es eine Gruppe von ehemaligen Friedensdorf-Kindern, die sich regelmäßig treffen. Wir bitten die ehemaligen Schützlinge aus Luanda auch regelmäßig um Mithilfe, wenn uns das Friedensdorf aus Deutschland mit Hilfsgütern unterstützt.
Was würdest Du Dir für die Zukunft der Kinder Angolas wünschen?
Ich wünsche mir, dass die Schere zwischen Arm und Reich sich schließt. Ich wünsche mir bessere Bildungschancen und eine bessere Gesundheitsversorgung für alle Kinder.