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Erster großer Hilfseinsatz für Afghanistan und Zentralasien seit vier Jahren

Ein gemeinsamer Kraftakt, der Kindern eine Zukunft schenkt

Als im Speisesaal des Friedensdorfes Telas Name von einer langen Liste vorgelesen wird, lächelt er. Zunächst verlegen, doch als alle Kinder klatschen, wird sein Lächeln etwas breiter. Der 11-Jährige weiß genau, was das Vorlesen seines Namens bedeutet: Er darf nach Hause! Zurück zu seinen Eltern, nach Afghanistan. Sieben Monate hat Tela in Deutschland verbracht. Ein Unfall in seiner Heimat hatte nicht nur eine Fehlstellung in seinem rechten Unterschenkel verursacht, sondern auch eine schwere Osteomyelitis (Knochenentzündung) nach sich gezogen.Neben Tela werden im Speisesaal viele weitere Namen laut aufgerufen. Sie klingen nicht nur afghanisch. Auch für Kinder aus Zentralasien sollte am nächsten Tag die Heimreise anstehen. Erstmals seit der Pandemie konnten wir wieder einen großen Hilfseinsatz durchführen, mit dem gleich mehrere Länder angeflogen wurden. Als die Namensverkündung beendet ist, geht Tela zu seinen Freunden, klatscht ein. Am nächsten Tag wird er gemeinsam mit 66 Jungen und Mädchen aus vier Nationen in die Arme seiner wartenden Familie zurückkehren. Abschied und Begrüßung liegen in diesen Tagen im Friedensdorf nah beieinander: Mit demselben Charterflug, mit dem Tela am Mittwoch nach Afghanistan zurückkehrte, landeten gestern 91 kranke und teils schwer verletzte Patientinnen und Patienten am Düsseldorfer Flughafen.„Gleich gehe ich in das große Flugzeug“, freut sich Tela, während er zusammen mit den anderen Kindern auf das Einsteigen in Chartermaschine wartete, und strahlt. Die Frage, ob er Angst vor dem Fliegen hat, verneint er mit einem Kopfschütteln. Der 11-Jährige hat in den letzten Monaten eine besonders große Entwicklung durchlebt. Im Februar stellte ihn sein Vater bei den Kindervorstellungen in Kabul vor. Telas Bein war von einer sehr schweren Knochenentzündung gekennzeichnet. Die Schmerzen, die er gehabt haben musste, konnte sich das Hilfseinsatz-Team vor Ort kaum ausmalen. Tela erhielt eine Zusage und konnte im März nach Deutschland kommen. Die behandelnden Ärzte retteten sein Bein und mit viel Zuwendung seitens des Pflegepersonals wurde auch sein Selbstbewusstsein gestärkt. Von dem Wiedersehen mit seiner Familie trennte Tela kurz vor dem Abflug vom Düsseldorfer Flughafen nur noch eines: eine ziemlich lange Reise. Denn im Rahmen des Hilfseinsatzes flogen er und die kleinen Rückkehrer und Rückkehrerinnen über Georgien, Usbekistan und Tadschikistan nach Kabul. Während genesene kirgisische, usbekische und tadschikische Kinder in Duschanbe und Taschkent ausstiegen, wurden neue Patientinnen und Patienten sowie die Vertreter und Vertreterinnen der Partnerorganisationen mitgenommen. Ein logistischer Kraftakt für alle Beteiligten.

Aus den genannten Ländern wurden insgesamt 91 Kinder zurück nach Düsseldorf geflogen. Mit 74 Neuankömmlingen kommen die meisten Mädchen und Jungen aus Afghanistan – ein Krisengebiet, in dem wir bereits seit 1988 verlässlich Hilfe leisten. Einige der Kinder sind schwer verletzt. Aufgrund der katastrophalen medizinischen Versorgung vor Ort haben oft selbst kleinere Unfälle schwerwiegende Folgen. Viele Kinder tragen auch bei Schwerstverletzungen teilweise nur provisorische Verbände. „Einige der Verbände, die kurz vor dem Abflug noch einmal gewechselt wurden, waren dieselben, die unser Ärzteteam während unseres Vorbereitungsfluges vor vier Wochen angelegt hatte. Die Mangellage vor Ort ist uns bewusst, aber diese Zustände hat uns schon sehr bestürzt“, berichtet Birgit Hellmuth von den Bedingungen vor Ort.

Im Friedensdorf bieten wir den oftmals völlig verzweifelten Familien die einzige Chance, ihren Kindern zu einem gesunden Leben zu verhelfen. Dies wäre ohne das starke, wertvolle Netzwerk, welches wir uns über viele Jahrzehnte aufgebaut haben, nicht denkbar. Von unseren Partnerorganisationen in den Heimatländern der Kinder über die freiwilligen Helfer am Flughafen und in unserer Heimeinrichtung in Oberhausen bis hin zu den Klinken, die die Kinder bundesweit kostenfrei behandeln – nur ein Hand-in-Hand-Arbeiten aller Beteiligten macht die Hilfseinsätze durchführbar. Einen essentiellen Beitrag leisteten auch bei diesem Hilfseinsatz – wie seit vielen Jahren – das Deutsche und das Bayerische Rote Kreuz sowie die Fahrer der Oberhausener Verkehrsbetriebe STOAG. Ein ganz besonderer Dank gilt erneut dem „Sternstunden e.V.“, der Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, der den Hilfsflug wieder einmal komplett finanzierte.

Foto: André Hirtz

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