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Tadschikistan-Blog

Duschanbe, 25. September:

Auch heute haben wir die Verteilung der Lebensmittel fortgesetzt – diesmal waren wir in Dushanbe unterwegs. Die Begegnungen mit den Familien haben uns erneut gezeigt, wie schwierig die Situation für viele Familien ist, besonders für alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern.

Eine Familie, die wir besuchten, hat durch einen Brand im Juni ihr Zuhause verloren. Das Feuer griff von einer benachbarten Fabrik auf ihr Haus über und zerstörte das gesamte Dach. Bis heute sind die Reparaturarbeiten nicht abgeschlossen, und die Wohnräume können nicht bewohnt werden. Die Familie hat Glück, dass Nachbarn ihnen einen Raum zur Verfügung gestellt haben. Beeindruckend war die Mutter: Trotz des großen Verlustes hat sie ihren Humor nicht verloren. „Auch wenn wir vieles verloren haben“, sagte sie, „das Wichtigste ist mir geblieben – meine Tochter.“ (siehe Fotos 1 und 2)

Eine andere Familie lebt mit vier Kindern auf engstem Raum. Der Schlafraum hat kein Fenster, und für die alleinerziehende Mutter selbst gibt es kein Bett. Sie schläft auf dem Boden, während ihre Kinder sich ein altes Hochbett teilen. In einer Babywiege liegt ihr Zuletztgeborener, und der gesamte Alltag spielt sich fast ausschließlich in der kleinen Küche ab. Besonders bewegend war das Bild der Nichte der Familie, ein Mädchen von vielleicht 15 Jahren. Mit großer Hingabe kümmert sie sich um die Kinder – darunter der Sohn der Mutter, der autistisch ist, und die kleine Tochter, die nur wenige Worte sprechen kann. Trotz aller Belastungen war zu spüren, wie sehr sich die Nichte bemüht, den Kindern Momente der Freude zu schenken.

Diese Begegnungen zeigen uns einmal mehr, wie dringend unsere Hilfe gebraucht wird. Die Lebensmittelpakete können die schweren Lebensumstände zwar nicht lösen, aber sie schenken den Familien ein Stück Entlastung.

Duschanbe, 24. September:

Frau Kudbija arbeitet seit vielen Jahren mit unserer tadschikischen Partnerorganisation zusammen. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin von ihr haben wir eine kleinere Familie in der Stadt Dschilikul besucht. Sie kümmert sich schon seit einiger Zeit um diese Familie.

Empfangen wurden wir von einer älteren Frau. Zunächst zeigte sie uns ihr Zuhause: Ein Lehmbau mit Küche, dahinter eine einfache Toilette. Gegenüber liegt ein Wohngebäude mit zwei winzigen Räumen. Die Fenster sind seit vielen Jahren kaputt – eine Reparatur konnte sich die Familie nie leisten. Im Winter wird es dort bitterkalt.

Hier lebt auch ihre Tochter. Von ihrem Mann verlassen, kümmert sie sich gemeinsam mit ihrer Mutter um ihren behinderten Sohn. Zusammen stemmen sie den Alltag und teilen das wenige, was sie haben.

Über der Tür im Schlafzimmer weisen uns die beiden schließlich auf ein Vogelnest hin. Auf die Frage, warum sie es nicht entfernt haben, antwortet die ältere Frau leise: „Wenn ich etwas wegnehme, wo ein Vogel seine Jungen bekommen hat, bringt das Unglück.“ Für sie ist das Nest ein Zeichen des Lebens, das geschützt werden muss. „Man schützt, was lebt“, sagt sie.

Wir freuen uns, dass wir mit den Lebensmitteln, die die Familie von uns erhalten hat, ein Stück Alltagssorge nehmen konnten.

Duschanbe, 24. September:

Seit Sonntag sind wir in Tadschikistan unterwegs, um unsere diesjährige Lebensmittelverteilung zu begleiten. Die erste Station außerhalb der Hauptstadt Duschanbe führte uns nach Kulob. Kulob ist eine von vielen Stationen in dem Netzwerk, das unser verstorbener Partner Safar Yorov in den vergangenen Jahrzehnten im ganzen Land aufgebaut hat.

In Kulob kümmert sich Frau Kalamniso seit mehr als drei Jahrzehnten um behinderte Kinder. Neben einem kleinen Kindergarten organisiert sie dort auch Schulungen für Mütter, die ihre Kinder meist allein versorgen müssen. Eine der Familien, die seit vielen Jahren durch dieses Engagement begleitet werden, ist die von Nigora.

Noch im vergangenen Jahr stand Nigora strahlend auf dem Hof. Mithilfe von Gehhilfen konnte sie sich damals noch fortbewegen. In diesem Jahr war das leider nicht mehr möglich. Deshalb sind wir zu ihr nach Hause gefahren, um ihr und ihrer Familie die Lebensmittel persönlich zu bringen. Ihre Erkrankung hat sich verschlimmert, sodass sie inzwischen gezwungen ist, zu Hause auf einer Matratze auf dem Boden zu liegen. Selbst das Sitzen fällt ihr schwer. Das Zimmer, in dem sie lebt, ist karg eingerichtet.

Ihre Mutter trägt die Hauptlast der Pflege – Tag und Nacht. Zwar helfen auch weitere Familienangehörige, doch die Verantwortung ruht fast vollständig auf ihren Schultern. Auf unsere Frage, wie sie mit der Rückläufigkeit der Erkrankung ihrer Tochter umgeht, hat sie nicht lange überlegt: Sie holte sofort ein großes Buch, legte es ihrer Tochter in die Hände und sagte mit fester Stimme: „Sie liest jetzt viel.“ Ein Satz, der mehr ausdrückt als lange Erklärungen – Hoffnung, Fürsorge und den unermüdlichen Willen, ihrer Tochter ein Stück Lebensqualität zu schenken.

Die Dankbarkeit, die uns bei den Verteilungen entgegengebracht wird, ist groß. Und gleichzeitig zeigt das Beispiel von Nigora, wie dringend und lebenswichtig diese Hilfe ist. Heute setzt sein Sohn Firdavs die Unterstützung gemeinsam mit uns im Sinne seines Vaters fort – damit Kinder und ihre Familien in Kulob und im ganzen Land wissen, dass sie nicht vergessen sind.

Foto:Nigora mit ihrer Nichte

Duschanbe, 20. September:

Um kurz nach eins in der Nacht setzten wir in Dushanbe, der Hauptstadt Tadschikistans, auf. Als hätte der Pilot gespürt, dass er zwei kleine Passagiere an Bord hatte, die es kaum erwarten konnten, endlich nach Hause zurückzukehren, landeten wir deutlich früher als geplant.

Am Flughafen warteten bereits die Familien – mit klopfendem Herzen und voller Vorfreude. Kaum hatten die Kinder den Boden betreten, wurden sie von ihren Müttern, Geschwistern und vor allem von ihren Großmüttern in die Arme geschlossen. In Tadschikistan spielen die Omas eine ganz besondere Rolle im Familienleben – und ihr Lächeln, ihre Tränen und ihre unbändige Freude machten diesen Moment unvergesslich. Es wurde geküsst, geherzt und geweint, als wollten sie die Kinder nie wieder loslassen.

Das Mädchen, das wir zurückgeführt haben, wurde von einem reinen Frauenhaushalt empfangen. Der Vater ist leider verstorben, doch die Energie und Stärke dieser Frauen waren beeindruckend und haben diesen Moment geprägt.

Am Morgen besuchten wir unser Physiotherapieprojekt in Dushanbe. Es wird so gut angenommen, dass inzwischen Wartelisten bestehen. Mütter kommen hier mit ihren behinderten Kindern zusammen, lernen Bewegungsübungen und erfahren, wie sie ihre Kinder in ihrem Alltag besser unterstützen können. Dieses Wissen hilft den Kindern, aktiver am Leben ihrer Familien teilzunehmen und kleine Schritte in Richtung Selbstständigkeit zu gehen.

Ein besonders rührender Augenblick war, als uns ein kleiner Junge stolz seine Englischkenntnisse zeigte und laut von eins bis zehn zählte – ein kleines Detail, das viel darüber aussagt, wie sehr die Kinder hier an Selbstvertrauen gewinnen.

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