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Und mit jedem Tag wächst der Hunger – drei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban

Diese Mädchen müssen immer noch mit denselben Kleidern auskommen, die sie bei der Katastrophe am Leib trugen. Alles weitere Hab und Gut wurde durch die Flut vernichtet.

Taliban-Regierung nach dem Abzug der Westmächte

Die Menschen in Afghanistan haben kaum etwas, die wirtschaftliche Lage ist seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 eine Katastrophe. Wovon die Menschen jedoch viel haben, ist Angst. Angst vor dem Winter, vor dem Hunger, davor, mit leeren Händen und nackten Füßen dem Tod ins Gesicht zu sehen.

„Es ist Zeit, mit der De-facto-Regierung der Taliban diplomatisch Beziehungen aufzunehmen, ob uns das gefällt oder nicht“, betont Friedensdorf-Leiterin Birgit Stifter. „Wir machen das nicht für uns, sondern für die Menschen vor Ort, vor allem die Kinder, die keine andere Chance auf eine Zukunft haben.“

Forderung nach diplomatischer Kooperation

Tatsächlich fordern mehrere Hilfsorganisationen inzwischen die internationale Gemeinschaft auf, diplomatische Kooperationen mit den Taliban-Behörden einzugehen. Die humanitäre Krise in Afghanistan allein über Hilfsorganisationen lösen zu wollen, sei aussichtslos. Diese Haltung vertritt auch Friedensdorf International. Die Oberhausener Kinderhilfsorganisation arbeitet seit 36 Jahren ausschließlich mit dem Afghanischen Roten Halbmond zusammen, Friedensdorf-Mitarbeitende sind mehrmals jährlich selbst vor Ort, auch am Tag der Machtübernahme am 15. August 2021 war das so. „Wir tun, was wir können, aber wir müssen anerkennen, dass unsere Hilfe in Afghanistan kaum mehr als der berüchtigte Tropfen auf dem heißen Stein ist“, erzählt Birgit Stifter.

Das ist dennoch kein Grund, die Hilfe einzustellen. Im Gegenteil. Neben den Hilfseinsätzen, bei denen Kinder für medizinische Behandlungen nach Deutschland geholt und später genesen zurückgebracht werden, gibt es immer mehr Soforthilfemaßnahmen, die das Friedensdorf durchführt.

Umweltkatastrophen als zusätzliche Belastung

Grund sind die Naturkatastrophen, die das Land verwüsten und die Bevölkerung zusätzlich quälen. Sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen haben Mitte Mai im Norden des Landes, besonders in der Provinz Baghlan, gewütet. Fünf medizinische Health Kits hat das Friedensdorf mit der Finanzierung des Sternstunden e.V. umgehend in die Region geschickt. Die Partner des Roten Halbmondes können den Menschen damit eine Basisgesundheitsversorgung ermöglichen. Ende Juli reiste ein Friedensdorf-Team – darunter die langjährige Mitarbeiterin Claudia Peppmüller und der Journalist Jan Jessen – in die betroffene Region. Unmittelbar nach dem Besuch folgte ein weiteres Health Kit sowie Milchpulver und Getreidebrei für Babys und Kinder, mitfinanziert von der FUNKE Mediengruppe. „Die Menschen greifen nach jedem Strohhalm“, berichtet Claudia Peppmüller. „Wir würden so gerne mehr tun, aber unsere Hilfe bemisst sich an unserem Spendenvolumen und ganz schlicht auch an unseren personellen und logistischen Kapazitäten.“

Um auch langfristig(er) zu helfen, plant das Friedensdorf ein Hühnerprojekt in Baghlan – auch auf Wunsch der Menschen vor Ort. Das Projekt richtet sich in erster Linie an alleinerziehende Mütter und deren Kinder. Die Eier sind zunächst für den Eigenbedarf bestimmt, können aber auch vor Ort verkauft oder getauscht werden. Nicht zuletzt durchbricht die Pflege der Hühner ein wenig den Alltag der Menschen, der zu großen Teilen aus Nichts-tun-Können und der Abhängigkeit von ausländischer Hilfe besteht.

Nächster Hilfseinsatz im November

89 Mädchen und Jungen stehen auf der Friedensdorf-Liste für den nächsten Hilfseinsatz im November. Sie sollen dann, wenn der Winter in Afghanistan allmählich Einzug hält, für dringend benötigte medizinische Behandlungen nach Deutschland kommen. Das Friedensdorf-Team wird sich auch dann wieder einen Eindruck von der Lage vor Ort machen. „Wir werden sehen, welche Familien wir dann noch antreffen, ob einige innerhalb des Landes geflohen sind – oder Schlimmeres“, befürchtet Claudia Peppmüller.

Friedensdorf International wird seine Hilfsleistungen für die Menschen in Afghanistan fortsetzen. Doch um das Abrutschen des Landes in eine immer tiefere Krise stoppen zu können, braucht es mehr als das, braucht es die Auseinandersetzung mit denen, die Afghanistan regieren und das trotz aller inhaltlichen Kritik an der Art dieser Regierung. Ein Nichtanerkennen derselben stillt eindeutig nicht den Hunger der Kinder, die unter dieser Regierung leben müssen und heilt nicht ihre Wunden und Krankheiten.

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