Heike Stührmann – Bassum
Wie sind Sie zum Friedensdorf gekommen?
Das Friedensdorf als Einrichtung, die Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten hilft, ist mir schon seit ewigen Zeiten bekannt, da in unserer Kirchengemeinde seit Jahren Spenden für die Behandlung im Bassumer Krankenhaus gesammelt werden. Ich selber bin beruflich in diesem Krankenhaus am Empfang tätig und habe schon öfter Kinder, die in der Obhut des Friedensdorfes waren und bei uns im Krankenhaus behandelt wurden, im Vorbeigehen gesehen, aber nie wirklich Kontakt zu ihnen gehabt. „Schuld“ an einem intensiveren Kontakt zu „meinem“ ersten Friedensdorf-Kind war eine Fahrerin des Friedensdorfes – natürlich absolut positiv gemeint. Vor etwa zwei Jahren war ich bei einer stationären Aufnahme eines kleinen Mädchens aus Usbekistan dabei, bei der Kleinen kullerten die Tränen und zur Aufmunterung sagte die Fahrerin: „Vielleicht kommt dich ja eine der Frauen hier mal besuchen.“ Da hatte ich mir fest vorgenommen, das auch einmal zu tun. Allerdings war da zuerst noch diese unbegründete Hemmschwelle, aber als dann noch ein ehrenamtlicher Betreuer aus Rotenburg zu Besuch kam und mir erzählte, dass es hier in Bassum keine Ehrenamtlichen gibt, war auch diese weg. Mit dem ersten Besuch im Krankenzimmer war der Bann schon gebrochen. Von da an war ich dann fast täglich auf Station und habe Zeit mit der kleinen 4-jährigen Khumora aus Usbekistan verbracht, die etwa drei Wochen stationär im Krankenhaus behandelt wurde. Parallel dazu habe ich mich intensiv im Internet über das Friedensdorf informiert und mich dann endgültig dazu entschieden, dieses Ehrenamt offiziell ausüben zu wollen. Durch Corona fanden erst einmal keine Seminare für Ehrenamtler statt, mittlerweile werden diese zum Glück wieder angeboten und ich freue mich darauf, das „Friedensdorf“ in Kürze persönlich kennenlernen zu dürfen.
Was ist Ihre Motivation für ein Ehrenamt im Friedensdorf?
Dass man den Kindern, die im Krankenhaus behandelt werden, Unterstützung bietet und mit ihnen etwas Schönes macht. Trotz ihrer teils schwerwiegenden Behandlungen sollen sie eine schöne Zeit verbringen und den Aufenthalt im Krankenhaus immer in guter Erinnerung behalten. Die ehrenamtliche Betreuung der Kinder ist auch für das Pflegepersonal eine riesengroße Entlastung. Für alle Beteiligten ist die Situation im Krankenhaus wesentlich entspannter, wenn die Kinder sich nicht den ganzen Tag alleine beschäftigen müssen oder Langeweile haben.
Welche Momente haben Sie besonders berührt?
Die Momente berühren einen besonders, in denen man von den Kindern bei ihrer Entlassung herzhaft in den Arm genommen wird. Oder wenn sie zu Kontrollen ins Krankenhaus kommen und sie einem bereits lachend entgegenrennen. Besonders schön ist es auch, die Freude der Kinder zu sehen, wenn sie nach ihrem Aufenthalt im Krankenhaus in das Friedensdorf nach Oberhausen zurückkehren können. Sie sind dann voller Vorfreude auf ihre Freunde, oder freuen sich einfach auf „ihr“ Bett. Auch wenn Entlassungen der Kinder für einen selber immer auch ein weinendes Auge bedeuten, man freut sich einfach nur mit den Kindern mit.
Was wünschen Sie dem Friedensdorf für die Zukunft?
Nur das Beste. Ich wünsche möglichst vielen Kindern, dass sie medizinisch behandelt werden und dass die Kinder in ihrer Heimat ein gutes, gesundes Leben führen können. Ich wünsche dem Friedensdorf, dass weiterhin alle Voraussetzungen gegeben sind, dass die Hilfe noch lange weitergeführt werden kann. Denn auch wenn wir uns alle eine friedliche Welt so sehr wünschen, die Arbeit des Friedensdorfes wird wohl noch lange essentiell bleiben.