Berichte von Ehrenamtlern
Madiena Fakhri – Recklinghausen
Wie kamen Sie ins Friedensdorf?
Den Gedanken, soziales Engagement und Beruf zu vereinbaren, fand ich persönlich schon immer interessant. Nachdem ich 2018 ein sehr informatives Seminar für ein Ehrenamt im Friedensdorf besucht hatte, war für mich ganz klar: Ich möchte ein Ehrenamt im Rehabilitationszentrum ausüben. Aktuell arbeite ich als pädiatrische Kinderkrankenschwester im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO), eines der Partnerkrankenhäuser, wo ebenfalls schwer verletzte Friedensdorf-Kinder medizinisch versorgt werden, und nebenbei als Ehrenamtlerin im Verbandsraum der Reha im Friedensdorf.
Was ist Ihre Motivation für ein Ehrenamt im Friedensdorf?
Ich bin Afghanin und wollte meinem Heimatland schon immer etwas zurückgeben. Als einzige Afghanin im Rehabilitationszentrum, die die Muttersprache der afghanischen Kinder spricht, merke ich schon, dass es den Kindern guttut, wenn sie sich mit mir in ihrer gewohnten Sprache verständigen können. Darüber hinaus ist es für mich ein Segen, dass ich mit meinem Ehrenamt im Verbandsraum Kindern aus verschiedenen Kriegs- und Krisengebieten helfen kann. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel Energie und Freude die Kinder trotz ihrer schlechten gesundheitlichen Situation ausstrahlen. Auch das vorbildliche Zusammenleben der Kinder finde ich bewundernswert. Denn das Friedensdorf ist ein Ort, wo Kinder aus aller Welt mit unterschiedlicher kultureller Herkunft sowie verschiedenen Sprachen und Hautfarben sich begegnen, aber letztendlich dort gemeinsam gesund werden und Toleranz leben. Diese wichtige Botschaft wird von den Kindern in ihre Heimatländer mitgenommen und weitergelebt.
Welche Momente haben Sie besonders berührt?
Es sind Momente, wie der Hilfseinsatz für Kinder aus Afghanistan und Zentralasien im Februar 2020, die mich stark berührt haben. Im Februar 2020 durfte ich zum ersten Mal bei einem Hilfseinsatz im Friedensdorf unterstützen. Meine Aufgabe war es, bei den neu eingetroffenen Mädchen aus Afghanistan Ersthilfe zu leisten. Angst und Verunsicherung waren in den Augen der Kinder zu sehen. Es erfordert ein sehr einfühlsames Auftreten, damit man das Vertrauen der Kinder für sich gewinnt. Die Begegnung mit den schwer verletzten Kindern im Verbandsraum hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Besonders schön ist es, wenn man beobachten kann, wie es den Kindern gesundheitlich Woche für Woche besser geht. Es gab ein Mädchen, mit dem ich mich besonders verbunden fühlte. Als sie ins Friedensdorf kam, konnte sie sich aufgrund ihrer starken Verbrennungen im Gesicht und am Körper kaum bewegen. Ihr Genesungsprozess im Verbandsraum war sehr langwierig und oft schmerzhaft. Umso erfreulicher war es für mich, sie später auf einem Dorffest zu sehen. Trotz ihrer sichtbaren Narben trug sie ganz stolz ein Sommerkleid und freute sich über mehr Bewegungsfreiheit, die sie durch die Behandlung endlich bekommen hat.
Was wünschen Sie dem Friedensdorf für die Zukunft?
Für das Friedensdorf wünsche ich mir aktuell vor allem ein baldiges Ende bzw. eine Verbesserung der Corona-Pandemie, sodass wieder schwer verletzte und kranke Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten die Chance auf eine medizinische Behandlung bekommen können. Auf lange Sicht wünsche ich mir, dass sich die Situation in den Heimatländern verbessert und irgendwann die medizinische Versorgung der Kinder vor Ort erfolgen kann.