An dieser Stelle finden Sie regelmäßig Einträge zu unserem aktuellen Hilfs-Einsatz in Tadschikistan.
27. September, 20 Uhr
In zwei Stunden werden wir zum Flughafen gebracht. Es gewittert und regnet fast den ganzen Tag. Die ersten Wassertropfen nach dem viel zu heißen Sommer. Bis zu 58 Grad wurden in Jaihun noch vor kurzem gemessen. Die Hauptstadt Duschanbe lag mit 8 Grad darunter. Wir haben in dieser Woche schon bei 35 Grad geschwitzt!
Ganz gleich welche Temperaturen gerade im Land herrschen, das Physioprojekt, geführt von Sarina und Mawluda findet an jedem Tag statt. Heute konnten wir die beiden Frauen noch einmal bei ihrer Arbeit beobachten. Sie behandeln mit viel Hingabe Mutter und Kind. Wir staunen immer wieder über ihre Professionalität und ihr Engagement! (Claudia Peppmüller)
26. September, 16 Uhr
Dieser kleine Junge ist unser Held. Er stach aus der Menge der wartenden Frauen regelrecht heraus. Es wirkte, als wäre er allein gekommen. Unser Gefühl hat uns nicht ganz betrogen.
Der vierjährige Abdul Faiz kam tatsächlich ohne seine Eltern, aber in Begleitung einer Nachbarin, um die Lebensmittel abzuholen.
Seine Mutter hat gerade entbunden, sein Vater verkauft Kohle in Säcken am Straßenrand, erzählte uns Frau Bonu, die in Tursunsoda ein Frauenprojekt leitet, auf dessen Hof heute die Lebensmittelverteilung begonnen hat.
Weiter erfahren wir, dass die Eltern verschuldet sind, da sie für Abduls Augenerkrankung die Behandlung bezahlen müssen – sowie zuletzt für die Geburt ihres zweiten Kindes im Krankenhaus. Allein letzteres hat sie ca. 290.- EUR gekostet. Die Lebensmittel werden also dringend gebraucht! Wir finden, dass die Eltern stolz auf ihren Sohn sein können, denn er hat alles selbstbewusst geregelt! (Claudia Peppmüller)
25. September, 19 Uhr
In den letzten Tagen haben wir viele schlimme Wohnsituationen gesehen. Es ist für uns unvorstellbar, dass Kinder so aufwachsen müssen. Da die Familien kein oder über so wenig Einkommen verfügen, bleibt ihnen nichts anderes übrig als so zu leben. Die Lebensmittel sorgen aber nicht nur für eine finanzielle Entlastung, sondern werden von allen als Signal gewertet, dass sich überhaupt jemand für sie interessiert. Überall wo wir waren haben sie gesagt: “Wenn Ihr von so weit zu uns kommt, dann dürfen wir auch nicht aufgeben! Ihr gebt uns Kraft!”
Auch Ihr seid gemeint, denn ohne eure Spende könnten wir die Lebensmittelverteilung gemeinsam mit unserem Partner nicht für so viele Familien durchführen! Rahmati kalon – Vielen Dank – (Claudia Peppmüller)
24. September, 19 Uhr
Unser Partner Safar hat im Laufe der vielen Jahrzehnte ein Netzwerk von Organisationen aufgebaut, welche im Rahmen der Einzelfallhilfe und Projektarbeit mit ihm zusammenarbeiten. Gestern haben wir uns auf dem Weg zu ihnen gemacht, um die Lebensmittel zu verteilen. Wir kehren heute mit guten Nachrichten aus Qubodijon, Dchilikul, Jaihun und Kurgan-Tjube zurück in die tadschikische Hauptstadt.
Seit kurzem wurde im Grundgesetz verankert, dass Verwandte nicht mehr heiraten dürfen. Ein wichtiges Gesetz, denn das Netzwerk ist sich einig, dass dies der Grund ist, weshalb 90% der Kinder mit CP (Cerebralparese) geboren werden.
Das bestätigt auch die Grundschullehrerin Haidagul, die mit ihrem ersten Ehemann 10 schwerstbehinderte Kinder geboren hat. Alle 10 sind gestorben.
Mit ihrem zweiten Ehemann aus nicht verwandschaftlichem Verhältnis hat sie drei, davon zwei gesunde, Kinder auf die Welt gebracht. Traurig berichtet sie, dass sie erst vor kurzem ihren Mann verloren hat. Sie ist nun komplett auf sich gestellt. Als Lehrerin verdient sie zu wenig, um die Medikamente für ihren Sohn zu bezahlen. Ihr erwachsener Sohn unterstützt sie, musste dafür aber sein Studium abbrechen. Sie fühlt sich schuldig, weil sie ihm die Zukunft auf ein besseres Leben genommen hat. (Claudia Peppmüller)
22. September, 17 Uhr
Heute haben wir unsere Partnerorganisation bei der ersten Lebensmittelverteilung in Duschanbe begleitet. Alle fünf Familien befinden sich in dem von uns finanzierten Physioprojekt und werden von Mawluda (Foto hinten) zu Hause therapiert. Auch die 11-jährige Mahvirat (vorne). Sie und ihre ein Jahr ältere Schwester Sulola sowie ihr kleiner Bruder Abubak (hinten) sind von Geburt an körperlich und geistig behindert.
Abubak liegt regungslos, bis auf die Knochen abgemagert und mit den Händen in “Pfötchenstellung” auf dem Boden -unfähig die immer wiederkehrenden Fliegen von seinem halb geöffneten Mund zu entfernen. Streichelt man ihm über sein Gesicht, schließt er die Augen, fast so als würde er es genießen.
Mit großen Augen, sitzend beobachtet Mahvirat uns. Mit ihr hat ihre Mutter die wenigsten Probleme. Umso mehr mit ihrer älteren Schwester. “Sie macht alles kaputt, auch bei unseren Nachbarn, wenn sie entwischt. Das ist ihrem krankheitsbedingtem Aktivitätsdrang geschuldet. Eigentlich muss sie Beruhigungstabletten nehmen, die können wir uns nur selten leisten”, erzählt ihre Mutter beschämt. Sie weiß sich nicht anders zu helfen als ihre Tochter dann anzubinden.
Die Familie freut sich so sehr über die Lebensmittel, nicht nur weil sie für mindestens einen Monat sich davon ernähren, sondern für das eingesparte Geld Medikamente für ihre Kinder kaufen können. (Claudia Peppmüller)
21. September, 13 Uhr
Um 1.00 Uhr nachts sind wir in Duschanbe gelandet. Als wir mit all unseren Koffern und unseren drei Rückkehrern die Ankunftshalle betreten haben, trauten wir unseren Augen kaum von wie vielen Angehörigen wir bereits erwartet wurden. Wir haben 35 gezählt. Es ging ein Raunen durch die Menge, die Familien weinten vor Freude, drückten und herzten ihr Kind. Es ist nicht untertrieben, wenn wir behaupten, dass es ein wenig chaotisch zuging. Das war Euphorie pur! (Claudia Peppmüller)
20. September, 10 Uhr
Mit drei glücklichen Kindern sind wir auf dem Weg nach Tadschikistan. Jetzt sitzen wir erstmal im Flieger nach Istanbul (Claudia Peppmüller).