Berichte von Ehrenamtlern
Wolfgang Schütze im Computerraum in der Dinslakener Friedensdorf-Zentrale
Wolfgang Schütze – Oberhausen
Wie kamen Sie ins Friedensdorf?
Bereits während der letzten Jahre meines aktiven Berufslebens habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich meine Zeit als Rentner verbringen möchte. Es sollten Dinge sein, die mich interessieren, an denen ich Spaß habe, sie sollten neue Herausforderungen darstellen, gleichzeitig aber nichts mit meiner bisherigen Tätigkeit zu tun haben.
So fand sich im Laufe der Zeit eine Anzahl von Themen auf meinem Zettel wieder. Unter anderem war dort auch das Thema Ehrenamt vermerkt. Ich erkundigte mich bei verschiedenen Organisationen und führte mehrere Gespräche, jedoch ohne abschließenden Erfolg. Ich musste lernen, dass es oft gar nicht auf das Engagement selber ankam, sondern dass formale Sachverhalte wie Verfügbarkeit, interne Vorgaben oder organisatorische Vorbehalte der jeweiligen Organisation im Vordergrund standen.
Glücklicherweise bin ich dann noch auf das Friedensdorf gestoßen. Nach kurzer Schilderung meiner Vorstellungen zur inhaltlichen Ausfüllung des Ehrenamtes bin ich über das Freiwilligenbüro an Friedensdorf-Mitarbeiter Thomas Killmann vermittelt worden. In einem sehr angenehmen Gespräch haben wir beide schnell erkannt,
dass eine gute Basis für die Zusammenarbeit gegeben ist.
Das war im Februar 2019. Im April 2019 habe ich an dem Einführungsseminar zum Ehrenamt teilgenommen und bin seitdem bei Thomas Killmann im Bereich Technik/EDV ehrenamtlich aktiv. Zu meinen Aufgaben gehören die Pflege von Dokumenten im Datenschutzportal, die Sicherheitsprüfung von elektrischen und elektronischen Geräten, die Wartung und Aktualisierung von Hard- und Software, die Unterstützung bei Fragen oder Schwierigkeiten in der Anwendung von EDV-Programmen sowie beim Aufbau eines internen Netzwerkes. Darüber hinaus habe ich zwischenzeitlich im Rahmen der Errichtung des neuen Reha-Zentrums mit medizinischem Eingriffsraum die Dokumentation des Baufortschritts vorgenommen sowie bei der Digitalisierung von Dokumenten zur Baumaßnahme unterstützt.
Im Laufe der Zeit haben Thomas Killmann und ich uns immer besser kennengelernt. Es ist zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit gekommen, bei der neben der sachlichen Arbeit auch oft gelacht wird und der Spaßfaktor nicht zu kurz kommt.
Was ist Ihre Motivation für ein Ehrenamt im Friedensdorf?
In meinem Leben gab es bis heute keinen wirklichen Rückschlag, weder beruflich noch privat. Dafür bin ich dankbar. Es geht uns gut, wir sind von ernsthaften Krankheiten verschont geblieben, haben gesunde Kinder, die nun auch schon auf eigenen Beinen stehen und können uns inzwischen das Leben so gestalten, wie wir es möchten. Das ist nicht selbstverständlich.
Meine Motivation ist darin begründet, mit meinem Ehrenamt etwas davon an diejenigen zurück zu geben, die nicht so freundlich vom Schicksal bedacht wurden. Insbesondere die kranken und verletzten Kinder der Welt, die ohne fremde Unterstützung keine Chance zur Genesung hätten und denen somit die Grundlage auf ein weitestgehend selbständig geführtes Leben genommen würde.
Aber auch die Freundlichkeit der Mitarbeiter*innen in allen Bereichen des Friedensdorfes, die positive Einstellung zu ihrer Tätigkeit und die Motivation, mit der sie ihre Arbeit verrichten. Das alles trägt mit dazu bei, dass ich das Ehrenamt sehr gerne ausübe und mich immer wieder freue, wenn ich den Ausweis um den Hals legen kann, um den Weg zum Friedensdorf anzutreten.
Welche Momente haben Sie besonders berührt?
Auf Grund meiner Tätigkeit bin ich vorwiegend in der Friedensdorf-Zentrale in Dinslaken tätig. Daher gibt es eher wenige Berührungspunkte mit den Kindern im „Dorf“.
Wenn ich dann aber dort bin und sehe, wie fröhlich die dort für einen befristeten Zeitraum lebenden Kinder sind, mit welcher Freude sie am Tagesgeschehen teilnehmen, wie sie auf einen zugehen, um ein paar Worte zu wechseln oder auch nur, um sich abklatschen zu lassen, dann freue ich mich immer sehr darüber.
Die Kinder kommen aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt, sprechen verschiedene Sprachen, haben zum Teil eine andere Hautfarbe und gehören unterschiedlichen Religionen an. Und trotz all dieser Verschiedenheiten verstehen sie sich untereinander und helfen sich gegenseitig. Das ist großartig.
Dazu kommt die Erkenntnis, wie gut die Kinder mit ihren Verletzungen umgehen, wie fröhlich und zufrieden sie trotz aller damit verbundenen Einschränkungen sind. In besonderer Erinnerung geblieben ist mir ein Junge, der beide Beine verloren hat, aber trotzdem auf dem kleinen Sportplatz hinter dem Reha-Zentrum mit den anderen zusammen Ball spielte. Er hat sich mit seinen Händen über den Platz bewegt, wurde von allen akzeptiert und war selbstverständlich ein Teil der Mannschaft. Wenn ich das oder ähnliche Situationen bei den Kindern sehe, dann weiß ich, dass ich mit dem Friedensdorf die richtige Organisation für ein Ehrenamt gewählt habe.
Was wünschen Sie dem Friedensdorf für die Zukunft?
Das Corona-Virus hat für viele Änderungen im Arbeitsalltag der Mitarbeitenden gesorgt. Es konnten keine schwerverletzten Kinder mehr eingeflogen werden. Home-Office wurde ausgeweitet, Seminare wurden auf Online-Veranstaltungen umgearbeitet. Interläden mussten zeitweise schließen und die Abgabe von Sachspenden wurde begrenzt. Auch die ehrenamtlichen Aktivitäten mussten zum Schutz aller immer wieder ruhen.
Für die Zukunft wünsche ich daher den Verantwortlichen eine „glückliche Hand“, um die Phasen der Veränderungen gut zu überstehen und sich dem Rückhalt der Mitarbeitenden und Ehrenamtler*innen weiterhin gewiss sein zu können.
Vor allem wünsche ich dem Friedensdorf, dass es bald wieder möglich sein wird, verletzte Kinder zu einer medizinischen Behandlung nach Deutschland holen zu können. Die Möglichkeiten für eine Behandlung der Kinder sind mit der anstehenden Fertigstellung des neuen Reha-Zentrums mit medizinischem Eingriffsraum größer geworden. Trotzdem wird es wichtig sein, dass Krankenhäuser wieder vermehrt die Möglichkeit haben und bereit sind, Kinder aufzunehmen und zu behandeln.
Gleichzeitig wünsche ich dem Friedensdorf, dass es immer ausreichend viele Menschen geben wird, die sich ehrenamtlich in der Einrichtung engagieren werden.
Und nicht zuletzt ist es von großer Wichtigkeit, dass wieder ein aktives Zusammenkommen, -leben und -arbeiten im „Dorf“ möglich sein wird. Das führt zu einer stärkeren Identifizierung mit dem Friedensdorf und steigert das Zusammengehörigkeitsgefühl. Und davon wiederrum profitiert das Friedensdorf als Institution.
Alles Gute für die Zukunft, liebes Friedensdorf.