Es war kein ganz leichtes Ding, aber dann hatte sie’s doch endlich geschafft: Ute Schäfer, Friedenspilgerin aus Moers, hat ihre Wanderung für die Kinder im Friedensdorf abgeschlossen. Die 80-Jährige hat ein paarmal tief durchgeatmet und zurückgeblickt: “Es war sehr anstrengend aber auch sehr schön!”, sagt sie.
Während “normale” Menschen jenseits der Achtzig sich bei sportlichen Höchstleistungen eher zurückhalten, hat Ute Schäfer eine tolle Bilanz vorzuweisen: Ihre erste Etappe (im Frühling 2023) führte von Flensburg nach Herdecke – dabei absolvierte sie rund 800 Kilometer. Der zweite führte über etwa 200 Kilometer von Herdecke nach Köln.
Im Frühling 2024 wagte sich die Pilgerin dann auf die dritte Etappe ihrer Wanderung, nämlich von Köln nach Heidelberg – insgesamt zirka 540 Kilometer. Die vierte und letzte Etappe führte dann im Spätsommer von Heidelberg zur Zugspitze. “Einige Strecken davon bin ich mit dem Zug gefahren, da ich sonst in der vorgegebenen Zeit mein Ziel nicht erreicht hätte, und ich wollte keine weitere Etappe anhängen”, entschuldigt die sportive Moerserin ihre Planabweichung.
Sie erinnert sich: “Der Lauf von Herdecke durch die Ruhrgebietes-Städte war eine Ablasswanderung. Danach sind mir alle Sünden vergeben worden. Viel Straße, viele Großstädte, ein paar Parks. Aber ich habe dort viele hilfsbereite und freundliche Menschen angeroffen. In meinem Geburtsort Bochum bin ich ins St. Josefkrankenhaus gegangen, habe mich für mein Leben bedankt und an meinen Vater gedacht, den ich nicht kennengelernt habe. Er ist 1944 gestorben. Es war ein sehr emotionaler Moment auf meinem Weg. Ab Duisburg ging’s dann im Grünen weiter bis Düsseldorf. Dort war meine Pilgerherberge bei meinem Sohn Daniel.”
Von dort aus wanderte Ute Schäfer um die Schleifen des Rheins herum, durch die Städte Neuss, Zons und Köln. “Nachdem ich mir im Domforum den Pilgerstempel abgeholt hatte, kam ich zufällig im Dom rechtzeitig zum Friedensgebet. Passte!”, freut sie sich rückwirkend. Die Suche nach “geeigneten” Unterkünften gestaltete sich aber oft schwierig, So nächtigte sie zum Beispiel in Bad Breisig in der Bibliothek eines Gemeindehauses – auf einer Isomatte. Aber egal, Hauptsache ein Dach über dem Kopf.
Ab Koblenz lief Ute Schäfer über den Radweg am Rhein entlang, vorbei an Loreley, Bacherach und Bingen. Wenig später erlebte sie etwas Schönes: “In Worms begrüßte mich die Wirtin, frage nach meinem Weg. Als ich ihr erzählte, dass ich meinen Friedensweg gehe, für die Kinder im Friedensdorf Spenden sammle und dass viele Kinder aus Angola kommen, rief sie begeistert: ‘Ich komme aus Angola, Du kannst zwei Tage gratis bleiben und ich werden spenden!”
Als ihre Wanderschleifen zum Neckar führten (Anfang März), “war das Wetter grauslig: Regen, heftiger Winde, Graupelschauer, Schneetreiben. Ich bin aber tapfer bis Heidelberg gelaufen. Hab mich im Wartesaal im Hauptbahnhof aufgewärmt und dann beschlossen, nach sechs Wochen heimzufahren”; erinnert sich die 80-Jährige. Anfang August startete sie dann in Heidelberg ihre vierte Etappe in Richtung Zugspitze: “Ich lief am kurvenreichen Neckar entlang, über Heilbronn bis Bietigheim-Bisssingen. Ab dort bin ich streckenweise “zuggepilgert” und habe bei Verwandten in Augsburg quartiert.”
Trotz der teils mühsamen Unterkunfts-Suche fand die Wandersfrau aus Moers jeden Tag ein Bett ür die Nacht. Am Tage herrschte oft unerbittliche Hitze: “Da ich die letzte Etappe im August lief, gab es zeitweise backofenähnliche Temperaturen. Also bin ich manchmal um 7 Uhr morgens in den noch kühlen Tag hineingelaufen. Aber so gegen 10.30 Uhr sagte die Hitze: hier bin ich wieder!”
Weil sie Ende August wieder daheim sein musste, fuhr Ute Schäfer ein Stück mit der Bahn bis München, wo Olavspilger-Freunde ihr Unterkunft gewährten. “Mein langer Weg war nun zu Ende und ich war emotional sehr aufgewühlt. Ich bin insgesamt 1800 Kilometer gelaufen, für den Frieden zwischen den Menschen in der Welt, für Ökumene und für ‘meine’ Kinder im Friedensdorf!”
Am 30. August schloss die Pilgerin ihre Wanderung ab: “Mit der Zugspitz-Seilbahn bin ich zum Gipfel hochgefahren. Oben habe ich die Friedenstaube hochgehalten und war einfach überglücklich, ergriffen und unendlich dankbar. Ich bin auf dem ganzen Weg gesund geblieben.
Ute Schäfer schließt ihre Erinnerungen mit einem besonders schönen Satz: “Wenn ich an meine Friedenswanderung zurückdenke, lächelt meine Seele.”